Ich wache auf, früh morgens und auf einmal wird in meinem Kopf alles klar. Nein, mein Griff wird heute nicht direkt zum Handy sein, um Instagram zu öffnen und zu checken, ob ich irgendwas verpasst habe. Nicht jetzt und auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt des Tages. Denn wenn ich genauer darüber nachdenke, habe ich eigentlich noch nie irgendwas Wichtiges verpasst. Also sagte ich mir: Ab heute Social-Media-Entzug.
Lasst den Entzug beginnen
Es ist mir erstaunlicherweise gar nicht schwergefallen. Was mir aber vor allem aufgefallen ist, ist, dass ich auf einmal meine Zeit viel effizienter genutzt habe. Und ich fühle mich irgendwie befreit, habe auf einmal wieder viel mehr Energie. Denn irgendwie habe ich mich schon seit Monaten nicht mehr richtig organisiert bekommen und hatte fast jeden Tag zum Tagesende das Gefühl, nichts wirklich auf die Kette bekommen zu haben. Kein gutes Gefühl, was da Tag für Tag hinterlassen wurde. Nun weiß ich, warum.
Der unbewusste Drang, in jeder freien Minute, bestimmt zehn bis zwanzig Mal am Tag, die App Instagram zu öffnen, war immer da. Sinnfreies Durchscrollen meines Feeds, Storys, Werbung und ruck zuck sind aus „mal kurz reinschauen“ gleich fünfzehn Minuten geworden. Und ich fragte mich noch jedes Mal, warum der Tag so verdammt schnell vorbei geht.
Der unbewusste Drang, in jeder freien Minute, bestimmt zehn bis zwanzig Mal am Tag, die App Instagram zu öffnen, war immer da.
Und was habe ich letztendlich von all der Zeit auf Social Media gehabt? Nichts!
Nichts ist nicht ganz richtig, denn was unterbewusst konstant zurückgeblieben ist, war ein schlechtes Gefühl. Nämlich das, dass alle anderen mehr auf die Reihe bekommen und alle das Optimum aus ihrem Leben herausholen und wie einfach das doch ist … Nur für mich irgendwie nicht. Ja, ich habe mich unterbewusst permanent verglichen – und dabei nie wirklich besser abgeschnitten.
An dem besagten Morgen habe ich mich dann ernsthaft hinterfragt. Was schaue ich mir da eigentlich an? Reisen, Lifestyle, Business, Selbsthilfetipps und das X-te Tool zur Persönlichkeitsentwicklung – alles von anderen Menschen, die ich zum großen Teil nicht mal kenne.
Anfangs konnte ich damit besser umgehen oder mich besser abgrenzen, dachte ich zumindest, und hatte die Einstellung, Instagram als Inspiration für Reiseziele, oder mein eigenes Business zu nutzen. Mittlerweile bin ich einfach müde und überfordert von der Flut an (nicht zielführenden) Informationen, die mich täglich erreichen – selbst gewählt, versteht sich.
Von Neid und Minderwertigkeitsgefühlen
Der Knackpunkt kam, als ich einen Post von einem Influencer-Pärchen, das ich ganz gern mag, jedoch nicht persönlich kenne, gelesen habe, in dem zum wiederholten Mal stand: “Hach ja, was für ein privilegiertes Leben wir doch haben und wieviel Glück wir haben, uns alles selbst gestalten zu können.”
Was ich mir darauf dachte? “Schön für euch.” Welches Gefühl da mitgeschwungen hat? Definitiv Neid! Und mein Minderwertigkeitsgefühl kam auch nicht zu kurz. Dienen mir diese Gefühle und Gedanken? FOR SURE NOT!!!
Alle, die im Bereich Persönlichkeitsentwicklung tätig sind, werden jetzt sagen, dass das alles was mit meiner Einstellung und meinem sogenannten Mindset zu tun hat. Dazu später mehr und jetzt erstmal weiter zum Thema Frust und Neid und Minderwertigkeit.
Also, was mache ich da eigentlich? Baller mich jeden Tag zu mit Gefühlen, welche mir selbst absolut nicht dienlich sind. Selbst Feeds, welche gute Tipps zur Selbsthilfe bieten, überfordern mich mittlerweile, denn ich fühle mich schlecht. Schlecht, dass ich es bei all den guten Informationen immer noch nicht hinbekommen habe, mich selbst zu therapieren.
Also, was mache ich da eigentlich? Baller mich jeden Tag zu mit Gefühlen, welche mir selbst absolut nicht dienlich sind.
Influencer. Schon das Wort erklärt eigentlich so viel, denn: influence = beeinflussen. Und nun sollte sich jede:r einmal fragen, die/der tatsächlich ein paar Influencern folgt, welchen Einfluss diese auf ihr/sein Leben und Empfinden nehmen. Welche Gefühle werden ausgelöst?
Denn man darf ja eins nicht vergessen: Instagram und Co. sind eine kleine Scheinwelt. Menschen teilen immer nur ihr tolles Leben und die besten Momente. Okay, manche teilen gefühlt ihren ganzen Tagesablauf, aber interessiert mich dieser wirklich? Sollte ich nicht lieber meinen eigenen Tagesablauf strukturieren, als mir den von anderen anzuschauen? Warum haben wir so ein großes Interesse daran, am Leben fremder Menschen teilzuhaben?
Wir haben uns einfach den Griff zum Handy und das Konsumieren unheimlich angewöhnt und hinterfragen leider kaum noch, ob es uns guttut oder nicht.
Sicher, es gibt viele Menschen, die durch Instagram erfolgreich geworden sind, dadurch ihr Business aufgebaut haben und definitiv davon leben können. Der Erfolg sei ihnen gegönnt. Genauso gerät man jedoch in diesen Strudel. Wir folgen Personen, weil wir sie toll finden, weil wir denken, wir erhalten einen Mehrwert aus ihren Inhalten.
Nur passiert es automatisch, dass wir uns bewusst oder unbewusst vergleichen. Und dann sollte man vorsichtig sein, wenn das Gefühl Neid mitschwingt, denn dann füttern wir nicht mehr unseren Mehrwert, sondern unseren Minderwert – und zwar ganz gewaltig. Deswegen sollte man nicht vergessen, dabei auf seine eigenen Gefühle zu achten.
Nun zurück zu meinem Mindset, an dem ich definitiv noch arbeiten darf – aber sicher nicht durch Instagram. Ich habe mich entschieden, mich vorerst, oder sogar für immer (who knows), nicht mehr füttern zu lassen, sondern mich wieder darauf zu konzentrieren, was ich eigentlich möchte: meiner eigenen Intuition zu folgen und mich wieder mehr dem richtigen Leben, vor meiner Haustür zu öffnen.
Ich habe mich entschieden, mich vorerst, oder sogar für immer (who knows), nicht mehr füttern zu lassen, sondern mich wieder darauf zu konzentrieren, was ich eigentlich möchte.
Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Medien mit ihren Auswirkungen unsere Intuition beeinflussen sowie unseren Energiefluss blockieren können, denn genau das habe ich die letzten Monate deutlich gespürt.
Also vorerst: Goodbye Instagram! Danke für die Möglichkeit, mich der Welt mitzuteilen. Vielleicht sehen wir uns später mal wieder, mit neuen Ideen und einem achtsameren Umgang. Und an euch alle da draußen: Passt gut auf euch und eure Energie auf.
<3-lich, Doreen
Der Artikel ist bereits auf Doreens Website www.mindfullifecoaching.de
Headerfoto: Jonathan Borba via Pexels. (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!