„Ich will Nähe, aber irgendwie auch nicht!“ – das Ende der Selbstsabotage

Warum wir von einem gespaltenen Bewusstsein im Bezug auf Partnerschaft beherrscht werden und wie es uns auf dem Weg zu erfüllten Beziehungen blockiert.

„… und der Teil in dir, der sich schmerzlich nach Nähe und symbiotischer Verschmelzung in Beziehungen sehnt, ist derjenige, der dich in Beziehungen in die Flucht treiben wird.“

Jeder von uns, selbst die größten Freiheitskämpfer, die größten Selbstliebenden, die größten Künstler des Alleinseins, wird mir Recht geben – wenn auch mit etwas Widerstand – dass das tiefste Streben des Menschen eine Beziehung ist, in der wir uns geliebt, angenommen und geborgen fühlen. Dass Beziehungen nicht in die Bresche für unsere innere Leere, innere Mangelgefühle und unerfüllte Bedürfnisse aus der Vergangenheit springen können, dürfte und sollte uns jederzeit klar sein.

Wir können nichts von Außen füllen, was uns von Innen fehlt.

Wir können nichts von Außen füllen, was uns von Innen fehlt. Doch die Sehnsucht nach erfüllter Partnerschaft gehört zur menschlichen Ur-Essenz und wir alle haben Momente, in denen wir damit auf erfüllte oder schmerzvolle Weise in Kontakt treten. Trotzdem fühlen sich viele von uns in einer ewigen, unerfüllten Suche verloren, die kein Ende zu nehmen scheint. Sind wir sehr bedürftig, neigen wir dazu, uns dann in die Opferrolle zu begeben und uns den Kopf darüber zu zerbrechen, warum es nicht klappt. Unser Ego wird die Antwort zunächst im Außen suchen, was an sich nicht zu verurteilen und Teil des Weges ist.

Wir werden den Partnern die Schuld in die Schuhe schieben, die uns das Liebesglück verwehren. Und so einige Illusionen an den Haaren herbeiziehen, warum es bei uns mit erfüllter Beziehung nicht klappt, in denen mit Sicherheit ein Fünkchen Wahrheit zu finden ist, doch welche die Wurzel des Problems nicht wirklich zu greifen vermögen. Identifizieren wir uns eher mit der Rolle der starken Unabhängigen oder des starken Unabhängigen, werden wir uns ohnehin tendenziell weigern, feste Beziehungen einzugehen und uns nur hin und wieder gestatten, in Sehnsüchten nach Partnerschaft zu schwelgen.

Wann diese ewige Suche ein Ende nimmt, fragst du dich?

Seit Jahren habe ich eine Antwort parat, die mir immer wieder den Weg nach Innen geebnet hat, tiefer und tiefer ins Schattenreich meines Unbewussten hinein, das unser Handeln und Fühlen so mehr beeinflusst als wir an der Oberfläche zu denken glauben. Und ich habe festgestellt:

In keinem Lebensbereich sind wir so zersplittert, so verletzt, so gespalten zwischen der Sehnsucht nach Nähe und der Sehnsucht nach Unabhängigkeit wie im Bereich Liebe und Partnerschaft. Verletzte, innere Kinder, die um Liebe kämpfen und gleichzeitig unser Herz verschlossen halten, um weitere Verletzungen zu vermeiden, beherrschen im Beziehungskontext unser ganzes Denken und unser Fühlen, während wir uns zwanghaft darum bemühen, es endlich hinzukriegen und mit allen Mitteln gemäß der Definition „Klassisch Beziehungsfähig“ zu funktionieren.

Wir befinden uns dann in einem ewigen inneren Konflikt zwischen Nähe und Freiheit.

Wir befinden uns dann in einem ewigen inneren Konflikt zwischen Nähe und Freiheit, sehnen uns auf der einen Seite schmerzlich nach symbiotischer Verschmelzung und spüren gleichzeitig permanent subtile Fluchtimpulse, die uns äußerst raffiniert über emotionale Taubheit, die Angst vor Freiheitsverlust oder den Erwartungen unseres Gegenübers nicht gerecht zu werden, begegnen können. Weil wir es dieses Mal aber doch unbedingt hinkriegen wollen, verdrängen wir diese beziehungsresistenten Anteile und Emotionen meist.

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Und was passiert mit Gefühlen, die wir verdrängen anstatt sie zu fühlen, anzunehmen, zu würdigen und das zu heilen, was hinter ihnen steckt? Richtig. Sie beherrschen uns und wir fühlen uns in Mustern gefangen, die wir mit der menschlichen Ratio teilweise nicht begreifen können.

Und woher kommen diese zersplitterten Anteile?

Die gesellschaftlich verankerte Vorstellung, dass sich mit dem körperlichen Erwachsenwerden auch unsere emotionalen, kindlichen, oft sehr verletzten Anteile in Luft auflösen, ist eine Illusion. Als Kinder waren wir rein fühlende, emotionale Wesen, absolut verletzbar und abhängig von der Zuwendung und Liebe, die man uns gegeben oder eben nicht gegeben hat. Ich kenne kein inneres Kind, das nicht irgendwelche Verletzungen oder negative Glaubenssätze in sich trägt. Wie denn auch?

Als Kinder sind wir ein Schwamm für die Emotionen unserer emotionalen Bezugspersonen.

Wer kann schon behaupten, Erleuchtete als Eltern zu haben, die es geschafft haben, uns in jeder Sekunde das Gefühl zu vermitteln, bedingungslos geliebt zu sein und es vor allem geschafft haben, ihre eigenen ungesunden Muster und Beziehungsdynamiken nicht auch stückweise und meist völlig ungewollt auf uns zu übertragen. Als Kinder sind wir ein Schwamm für die Emotionen unserer emotionalen Bezugspersonen, ja agieren teilweise sogar jene Anteile aus, die unsere Eltern bei sich selbst verdrängen, um zu funktionieren – Trauer, Wut, Rebellion, was auch immer in ihnen vorgehen mag.

So schlummern all diese verletzten inneren Kinder weiterhin in den Tiefen unserer Seele. Mit ihrer Angst, nicht gut genug zu sein, ihrer Angst, verletzt zu werden, ihrer Tendenz, sich aufzuopfern, um endlich geliebt zu werden, und ihren Schuldgefühlen, den Erwartungen unserer Mitmenschen nicht gerecht zu werden. Diese inneren Kinder befinden sich meist in einem Zustand der Verdrängung und Abspaltung – wer möchte sich ihnen und ihren ungeheilten Emotionen schon stellen? Nur gut, dass dann in der Regel schmerzvolle Beziehungserfahrungen in unser Leben treten, um diese verletzten inneren Kinder wachzurütteln. Und das meine ich definitiv nicht sarkastisch.

Das Spiegelprinzip in Beziehungen

Wir werden bei unserer Partnerwahl mehr von diesen verletzten inneren Kindern beeinflusst, als uns lieb ist, suchen uns unterbewusst immer Spiegelpartner, mit denen wir ähnliche Ur-Wunden, Muster und Blockaden teilen, die völlig unterschiedlich ausagiert werden können. So kann das selbe unbewusste Schmerzthema – ein optimales Beispiel wäre unerfüllte Mutter- oder Vaterliebe- beim einen zu einer zwanghaften Bedürftigkeit führen und beim anderen zu einer dissoziierten Unabhängigkeit, die sich durch ein zwanghaftes Streben nach Freiheit bemerkbar macht.

Dies ist auch der Grund dafür, warum diese zwei nur an der Oberfläche unterschiedlichen Rollen-Typen so ein „Perfect Match“ in Beziehungen sind und sehr bedürftige Menschen permanent Menschen in ihr Leben ziehen, die sie auf Distanz halten und sich nicht wirklich auf sie einlassen. Überraschung: Die vermeintlichen Freiheitskämpfer ziehen tendenziell bedürftige Partner in ihr Leben, die ihre Passion für unverbindliches Dating so gar nicht teilen wollen. Als Spiegel ihrer eigenen verdrängten Bedürftigkeit und Verletzlichkeit sozusagen.

Die Ur-Wunden alter unerfüllter Bedürftigkeit, von Ablehnung und gefühlter Wertlosigkeit sind die gleichen. Sie werden nur unterschiedlich ausagiert. Radikale Unabhängigkeit ist nur die andere Kehrseite der Medaille von Klammern und radikaler Abhängigkeit.

Integrität und innere Ganzheit als Weg zu erfüllten Beziehungen

Wenn wir unser inneres Scherbenchaos Schritt für Schritt aufräumen und unsere inneren Kinder heilen und integrieren, beenden wir allmählich den Kampf nach Liebe und heilen dadurch auch den inneren Konflikt des gleichzeitigen Strebens nach Nähe und Freiheit.

Wir sollten uns bewusst machen, dass unsere Sehnsucht nach symbiotischer Verschmelzung, die gleichzeitig den Weg in ungesunde emotionale Abhängigkeit ebnet, dem genau selben verletzten, um Liebe kämpfenden Inneren-Kind-Anteil unserer Selbst entspringt, der uns in die Flucht treibt, um nicht verletzt zu werden. Denn einfache Trigger reichen oft aus, um die verzerrte Walt-Disney-Projektion des inneren Kindes zum Platzen zu bringen, sodass es alle Schotten dicht macht und nur noch weg möchte.

Gleichzeitig, und hier zeigt sich das gespaltene Bewusstsein besonders deutlich, treibt der gefühlte Liebesentzug und die Distanz unserer Partner, unser inneres Kind noch mehr zu Höchstleistungen an, was seinen Kampf um Liebe angeht, und wir ziehen alle Register der Selbstaufopferung, um vielleicht doch noch ein bisschen Zuwendung abzustauben, so ungesund die Beziehung sich auch anfühlen mag. Sind wir von diesen Emotionen ferngesteuert – und das sind wir, wenn diese Anteile nicht bewusst gemacht, integriert und geheilt werden –, werden Beziehungen zur Dramenbühne unserer inneren Kinder.

Sind wir von diesen Emotionen ferngesteuert, werden Beziehungen zur Dramenbühne unserer inneren Kinder.

Das Resultat: Dramen, Nähe-und Distanzspielchen und die Erwartungshaltung, dass unsere Partner all unsere unerfüllten Bedürfnisse erfüllen und uns innerlich ganz machen. Und nach all diesen schmerzvollen Desillusionierungen ein zwanghaftes Streben nach Unabhängigkeit, das uns vor weiterem Schmerz bewahren sollte und alte ungeheilte Bedürftigkeiten und Aufopferungs-Mechanismen zu kaschieren bemüht ist. Das Resultat: Beziehungsfähig … not.

Was ich damit sagen möchte: Es ist unsere Aufgabe, den Weg der Heilung, der inneren Ganzheit zu beschreiten und nicht jene unserer Partner, uns diese Aufgabe abzunehmen, so groß auch die Sehnsucht unserer verletzten, romantisch verklärten inneren Kinder sein mag, Ganzwerdung in unsere Beziehungen hineinzuprojizieren.

Je weniger Schmerz und Schizophrenie zwischen uns und dem Lebensbereich Liebe & Partnerschaft steht, je integrer, ausbalancierter und friedlicher unsere innere Ausrichtung zu diesem Thema ist, je ganzer wir in uns selbst sind, desto heiler, erfüllter und vollkommener sind auch unsere Beziehungen als Spiegel unserer Seele. Denn wenn durch Heilung und Integration unserer zersplitterten, verletzten inneren Kinder die zwanghafte Sehnsucht nach Liebe und damit auch der Kampf um Bestätigung ein Ende nimmt, dann schmelzen alle ungesunden Beziehungsmuster, sei es Eifersucht, emotionale Abhängigkeit, Verlustangst, die in der Regel nur die Spitze des Eisbergs ihrer ungeheilten Bedürftigkeiten sind, im Licht innerer Ganzheit dahin.

So viel Konsequenz diese Aufgabe auch erfordern mag, so sehr macht sie uns wahrlich frei und empfänglich für die Liebe.

So viel Konsequenz und Eigenverantwortung diese Aufgabe auch erfordern mag, so sehr macht sie uns wahrlich frei und empfänglich für die Liebe – eine Liebe ohne Dramen. Eine Liebe ohne Leiden. Eine Liebe, die ist, sein lässt und mit einer inneren, klaren Ausrichtung Wege zu wahrer Verbundenheit ebnet. Anstatt zwischen radikaler Sehnsucht und radikaler Unabhängigkeit hin und her zu schwanken, um unerlösten Schmerz zu kompensieren.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du diesen Weg gehen kannst! Diese Welt braucht ganz viel geheilte, erfüllte Liebe – wie immer sie auch durch dich gelebt werden möchte.

Für weitere Heil-und Coachingimpulse und Einblicke in mein Innenleben folge mir auf Instagram.

LUDWIG ist irgendwas zwischen Hippie, Hipster und Naturbursche und treibt sich am liebsten nackt in irgendwelchen Seen und Wäldern im Berliner Umland herum. In jedem Falle ist er aber sehr spirituell und sieht diesen Weg als Schlüssel zur ganz persönlichen Freiwerdung an … losgelöst von allen destruktiven Konditionierungen, Glaubenssätzen und Selbstmanipulationen. Mehr schön verpacktes Spiri-Gedöns aus den Tiefen seiner Seele findet ihr auf seinem Blog Seelenrave.

2 Comments

  • Liebe Elisa, mit geht es ähnlich. Auch ich hatte solche Freiheitskämpfer als Partner und war getrieben von Wutanfällen und Verlustangst. Seit 5 Jahren habe ich jetzt einen Freund, der mein starkes kindliches Verschmelzungsbedürfnis zulässt und jetzt leide ich extrem unter verschiedenen Angst- und Zwangsphantasien, besonders bzg auf meinen Partner. Das macht mich so feftig: Ich möchte diese Nöhe und habe dann oft schreckliche Angstgedanken

    Wieso kann ich nicht glücklich sein? Ist es evtl nur mein inneres Kind, dass extreme Nöhe möchte und ein anderer Teil will ftei sein? Was kann ich nur tun ? Bin auch bereits seit über 20 Jahren in Therapie? Danke für Ratschläge.
    Steffi

  • Hallo Ludwig,

    Das ist so wahr, was Du schreibst..

    Bin mehrfach komplex traumatisiert und leide unter einer extremen Spaltung zwischen Nähe und Distanz.. zwei Seelen wohnen in mir, wobei ich die Abhängige bin, die immer wieder weg läuft, wenn es zu gefährlich wird.. zu nah, zu böse, zu destruktiv..
    Ich versuchte Viekes: drei Klinikaufenthslte.. mehrjährige Therapien.

    Wie kann ich die alten Wunden heilen? Konkret?

    Und dass ich mir die Freiheitskämpfer aussuchte, entspricht auch mir…

    Und dass du geschrieben hast, dass diese sich genau das Andere aussuchen, u mit ihren Sehnsüchten wachgerüttelt zu werden.. , ist sicher auch wahr..

    Wie tragisch war in diesem Sinne meine Beziehung, die eine Bühne für zwei erschrockene Innere Kinder war: der eine agierte es so aus und der andere so..was ich schade finde, sehr schade…

    Es hätte funktionieren können, aber es hat das nicht.. das betrübt mich immer wieder..
    Denn alles, was passierte war ein Ausdruck von Kämpfen zwischen zwei traurigen Kindern in ein wenig Liebe😭
    Ich weiß nicht mehr weiter…

    Nach vielen Versuchen mein Inneres Kind kennen zu lernen, kann ich es mit meinen 46jahren immer noch nicht,,,

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