Ich muss Liebe neu definieren – Teil 2

Ich fand’s krass, wie viele von euch auch so denken und fühlen, wenn’s um’s Lovegame/ Datinggame geht! Und zu gerne würde ich mir jetzt eine Lösung aus dem Ärmel schütteln, die nichts mit Konfrontation, Überwindung oder Mut zu tun hat. Aber ich sag’s euch direkt, die habe ich nicht.

Wir, (liebevoll gemeint) „Angsthasen“ vermeiden und/oder reden uns ein, wieso wir keine Lust, keine Zeit, keinen Kopf oder was nicht noch alles fürs Daten haben. Doch da spricht ja ganz klar die Angst aus uns! Angst, wieder verletzt zu werden.

Es gibt keinen Menschen, der noch nie verletzt wurde! Und trotzdem ziehen sie los und trauen sich, erneut ins kalte Wasser zu springen. Der gewaltige Unterschied ist, dass sie TROTZ ihrer Ängste losgehen.

Aber es gibt, denk ich, keinen Menschen, der noch nie verletzt wurde! Und trotzdem ziehen sie los und trauen sich, erneut ins kalte Wasser zu springen. Der gewaltige Unterschied ist jedoch, dass sie TROTZ ihrer Ängste losgehen.

Sie warten nicht auf den Tag, an dem sie aufwachen und sich denken: „Yeah, heute habe ich total Bock, einen Fremden von Tinder zu treffen!“ oder „Heute quatsche ich endlich diesen Typen an und frage ihn, ob er Lust auf einen Kaffee hat! Ich habe überhaupt keinen Schiss mehr und habe meine alte(n) Verletzung(en) vergessen. Let’s go!“

Denn dieser Tag wird nicht kommen. Diese Menschen treffen die Entscheidung samt ihrer Wunden für ihr Glück loszugehen. Achtung, es folgt ein dramatisches Zitat aus dem Buch „Die vierzig Geheimnisse der Liebe“ von Elif Shafak: „Es ist nie zu spät, sich zu fragen: Bin ich dazu bereit, das Leben, das ich führe, zu ändern? Bin ich bereit, mich innerlich zu ändern?“

Ich finde die Theorie, dass unser Leidensdruck erst hoch genug sein muss, um etwas zu verändern, ist echt Quatsch und sollte aus unseren Gehirnen verschwinden!

Ich finde nämlich die Theorie, dass unser Leidensdruck erst hoch genug sein muss, um etwas zu verändern, ist echt Quatsch und sollte aus unseren Gehirnen verschwinden! Wir sollten aufhören, nach dem kleineren Übel unsere Entscheidungen zu treffen.

Ich mein, gucken wir uns doch die Menschen an, die wir bewundern, für das, was sie tun, denen wir auf Instagram, Tiktok, Youtube oder sonst wo folgen. Die mussten sich auch erstmal den Arsch dafür aufreißen, um da zu sein, wo sie jetzt sind! Und damit dieser TED Talk hier jetzt auch rund wird: „Es ist noch kein:e Meister:in vom Himmel gefallen!“

Lasst uns doch „Angsthasen“ sein und dazu stehen, outen wir uns als Menschen mit Geschichten, die nicht immer so easy waren und ihre Wunden hinterlassen haben.

Lasst uns doch „Angsthasen“ sein und dazu stehen, outen wir uns als Menschen mit Geschichten, die nicht immer so easy waren und ihre Wunden hinterlassen haben. Den doppelten Effekt stelle ich mir gerade vor und er lässt mich lächeln. „Hey bin Marisa, ich hab voll Lust auf eine Beziehung auf Augenhöhe, habe aber AUCH total Schiss davor, am Ende wieder heartbroken zu sein!“

Doppelter Effekt, denn ist die Angst erst mal ausgesprochen und akzeptiert, braucht sie sich keinen unterirdischen Weg durch eine emotionale Mauer, Panikattacken, emotionslosen Sex oder was wir uns nicht noch für Taktiken angeeignet haben, suchen. Und was ich fast noch besser finde, wir sensibilisieren andere Angsthasen dafür, ebenfalls zu sich zu stehen und offen über ihre Ängste/ Sorgen zu sprechen! Wäre das nicht nice?

Also, wer macht mit?

Breathe, peace and love,

Eure Marisa

Headerfoto: Anna Shvets (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!

Marisa ist 32 und aus Köln. Sie schreibt über mentale Gesundheit, das Leben und Veränderungen in unserer verrückten Zeit.

1 Comment

  • Hallo Marisa,

    danke für deine Worte. Ich bin zwar in keiner Therapie, meine Verlustangst hat allerdings öfters zu Missverständnisse und Beziehungsenden bzw Anbahnungsenden geführt, die mich dann komplett aus der Fassung gebracht haben. Weil unerwartet. Und gerade wenn man mittels Textnachricht abserviert wird oder nach einer vielversprechenden Anbahnung auch Whats App genutzt wird um die Info zu schicken, dass es grad wegen zu wenig Zeit nicht geht. Lernen zu müssen, dass hier im Vorfeld bereits meine Verlustangst stark getriggert wurde, habe ich erst danach erfahren.

    Und ich glaube gerade um die Reflektion nach einer gescheiterten Kennenlernphase oder Beziehung ist das wichtigste, um nicht noch einmal sowas zu erleben. Auch die Akzeptanz, dass nicht jedes Kennenlernen zu einer Beziehung führt. Allerdings ist es auch ermüdend, immer wieder von vorne zu beginnen. Small Talk, Flirten, interpretieren von Textnachrichen, schöne Dates und gleich wieder Rückzug danach, Tiefsinnige Gespräche, die Lebensgeschichte erzählen, Werte kennenlernen….
    Genau so entsteht dann eine Schutzmauer. Die Angst zu benennen ist da schon wichtig. Und wahrscheinlich auch es gleich am Anfang zu sagen. „Ja, ich habe Angst aber ich möchte es dennoch versuchen“.

    Zuerst muss es aber mal über 1 oder 2 Dates hinausgehen, damit es überhaupt zu einem längeren Kennenlernen kommt.

    Meine letzte längere Anbahnungsphase liegt schon ein paar Monate zurück. Seitdem war eher emotionsloser Sex angesagt, aber nicht die Gefühle, die ich damals hatte. Jede Trennung und jedes scheitern nimmt einen die Lust aufs Dating.

    Dennoch hoffe ich, dass der ehrliche Zugang und dazu stehen, auch funktioniert.

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