Es ist die innere Unruhe, die mich umtreibt. Besonders nachts lässt sie mich nicht los und ich finde schlecht in den Schlaf. Die Geister, die ich rief. Oder riefen sie mich? Das wäre zu weit her geholt. Und überhaupt habe ich gar keine Lust, irgendwelche Dramen heraufzubeschwören. Alles ist okay so, wie es ist.
Und wenn mir mein Job in drei Jahren immer noch keinen Spaß macht und mich unterfordert, dann suche ich mir halt was Neues. Eine neue Bleibe suchen, mehr reisen, kreativ sein und sportlich werden.
Endlich ein Buch schreiben und Gitarre spielen lernen. Mehr auf Konzerte gehen, mehr in die Sterne und Sonnenuntergänge sehen. Öfter am Meer sein, wo der Wind mir ins Gesicht weht. Segeln lernen, einen Tanzkurs machen, mir eine richtige Kamera zulegen. Gesangsunterricht nehmen, Fallschirm springen, mit Delfinen schwimmen gehen und Elefanten in der Wildnis sehen.
Mit dem Camper quer durch Europa düsen, Niederländisch lernen, auf Weinfeste in die Pfalz gehen, Songtexte schreiben, die Nächte durchmachen im Sommer, noch mehr schwedische Krimis gucken und Kuchen backen im Winter, mal wieder einen Joint rauchen, mit nem Rucksack bis zur Ostsee laufen … Ich könnte ewig so weiter spinnen.
Ich bin frei. Das vergesse ich immer wieder. Ich verdränge es.
Ich bin frei. Das vergesse ich immer wieder. Ich verdränge es. Schiebe meine Unlust davor. Und den Alltag. Die Arbeit. Die Rechnungen. Den Wohnungsputz. Bilde mir ein, morgen ist auch noch Zeit und alleine macht alles nur halb so viel Spaß.
Dabei ist Leben jetzt, hier, direkt vor meinen Füßen. Ich muss nicht warten, nichts begreifen, um erst zu wissen, was ich schon verstanden hab.
Wir können Jahre damit verbringen, unseren Weg zu suchen, statt ihn einfach zu gehen. Einen Schritt nach dem nächsten. Mal spontan, im freien Fall, mal hochmotiviert und konzentriert. Es liegt an uns. An jedem einzelnen.
Was wir daraus machen, ist unsere Sache. Und auch, was nicht. Hauptsache, wir kommen damit klar und bereuen nicht die Dinge, die wir verpassen, wenn es einmal zu spät ist.
Manchmal ist das gar nicht so leicht, etwas Schlaues zu erwidern, wenn dir andere sagen, dass dir alle Möglichkeiten offen stehen. Und wenn sie dir erzählen, was sie tun würden, wenn sie so frei und ungebunden wären wie du. Alles nur feige Ausreden, denke ich mir. Sage es aber nicht.
Denn auch die anderen schieben wie ich Riegel vor ihre Träume, um sich ja nicht näher mit ihnen auseinandersetzen zu müssen.
Denn auch die anderen schieben wie ich Riegel vor ihre Träume, um sich ja nicht näher mit ihnen auseinandersetzen zu müssen. Um gar nicht erst traurig oder wütend zu werden, wenn sie erkennen, dass sie es wahrscheinlich nicht schaffen, sie zu verwirklichen.
Ich glaube, es gibt nicht den einen Weg. Nicht die eine Entscheidung. Zweifel sind auch nur Hürden, die wir überwinden müssen, um weiterzukommen. Ich bin niemandem etwas schuldig, muss niemandem etwas beweisen. Nicht mal mir selbst. Es hat einen Grund, warum alles so ist.
Du entscheidest am Ende, ob du dein Leben in vollen Zügen ausschöpfst oder mit angezogener Handbremse fährst.
Sicherheit und Leidenschaft. Gerade im Beruf und in der Liebe zwei Gegensätze, die uns ständig abwägen lassen. Wage ich den Schritt und riskiere alles, um meinem Herzen zu folgen, oder bleibe ich im sicheren Hafen und frage mich, wie es gewesen wäre?
Und es ist egal, ob du mit Hunderten darüber sprichst oder mit keinem Einzigen, du entscheidest am Ende, ob du dein Leben in vollen Zügen ausschöpfst oder mit angezogener Handbremse fährst.
Wirklich schlauer geworden bin ich in den schlaflarmen Nächten der letzten Wochen nicht. Aber ich habe wieder ein Bewusstsein erhalten für das, was mir wichtig ist. Der erste Schritt ist gemacht.
Headerfoto: Verschwommene Frau via Shutterstock.com. („Wahrheit oder Licht“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!