Hallo, mein Name ist Jule und ich bin zuckersüchtig – deswegen plane ich einen Entzug

Dass ich ein Zuckerproblem habe, weiß ich nicht erst seit dem Tag, an dem ich erstmalig ein Buch zum Thema Zuckerentzug in den Händen halte und beim „Wie zuckersüchtig bist du?“-Test 13 von 15 möglichen Punkten score. Ich konnte schon immer eine Tafel Schokolade frühstücken oder einen Liter Cola trinken und dazu eine Tüte Gummi-Schlümpfe essen.

Ich leide unter Zuckerneid, Zuckerentzugserscheinungen, Zuckerbeschaffungskriminalität und unter dem Verdacht, dass meine Gesundheit irgendwann mal sagt: „Hey, super, dass du immer frisch kochst, dich vegetarisch ernährst und kaum Fertigprodukte gegessen hast, aber der Zucker, der bringt dich jetzt ins Grab. Sorry, not sorry.“ Außerdem bin ich immer sehr müde und ausgelaugt. Zucker hilft mir da über meine Tiefs hinweg. Wir wissen leider alle, dass das auf lange Sicht genau in die andere Richtung geht.

Ich leide unter Zuckerneid, Zuckerentzugserscheinungen, Zuckerbeschaffungskriminalität.

Warum ich so viel Zucker esse, hat mehrere Gründe: Erstens nehme ich ab, wenn ich auf die vielen schönen Kalorien (immerhin grob so 1000 bis 1500 am Tag) verzichte, und das gilt es zu vermeiden. Zweitens macht mir Zucker richtig viel Spaß. Unter anderem auch, weil er mich drittens in meine Kindheit beamt, als alles gut war und sicher, hach. Mein Zuckerkonsum steigert sich drastisch, wenn ich mich mit negativen Emotionen konfrontiert sehe. Oder positiven. Oder mittags im Büro. Oder abends im Bett. Oder morgens zum Frühstück. Ihr versteht.

Es ist nicht mein erster Zuckerentzug, ich hab einmal zehn und einmal drei Monate durchgehalten. Ich weiß grob, wie mein Körper und meine Laune sich gegenseitig vor Frust in die Fresse schlagen werden, während ich krampfhaft versuche, die natürliche Süße der Mandel zu schmecken oder mir einrede, dass ungesüßter Tee ja doch voll mein Ding ist. Jetzt möchte ich erneut entziehen, ohne dabei an Gewicht zu verlieren (nehme eh immer nur an den Brüsten ab und die brauche ich noch).

Eigentlich bin ich recht diszipliniert, was den Vegetarismus angeht (immerhin schon seit 21 Jahren) oder habe 2017 ein Jahr lang keinen Alkohol getrunken. Ging alles. Aber Zucker, Zucker ist so eine Sache, da muss ich schon beim Gedanken an den Entzug eine Familienpackung Knoppers essen. Mmmh. Knoppers. Beste!

Ich muss schon beim Gedanken an den Entzug eine Familienpackung Knoppers essen.

Ich schlage das Buch auf (das ich euch nicht empfehlen möchte, weil es einfach nicht so gut ist) und werde sofort total aggro! Auf jeder verdammten Seite sind Süßigkeiten abgebildet. Geht’s noch? Das ist doch, als würde man den Drogenabhängigen in der Klinik Poster von schönen Bongs und Spritzen an die Wände hängen. Als würden die dann denken: „Bäh, wie konnte ich mir das nur all die Jahre antun?“ Nee, die denken: „Geil! Gib! Schnell! SCHNELLER!“

Ich zensiere das Buch erst mal, indem ich alle Stellen, an denen Zuckerwatte, Schokolade und Torte zu sehen sind, mit Gaffa zuklebe – inklusive Cover, das aus raffiniertem Zucker, bunten Streuseln und Zuckermasse besteht. Was für Sadisten!

Ich bereite mich ein paar Wochen lang mental auf den Entzug vor und rufe mir immer wieder meine Gründe ins Gedächtnis: optimalere Gesundheit, mehr Energie, bessere Haut, geilere Verdauung? Will ich! Das Aufschreiben der eigenen Motivation hilft übrigens, denn im Eifer des Entzugs funktionieren nur die Teile des Gehirns, die sich nicht mehr daran erinnern, wie sinnvoll das alles ist.

Optimalere Gesundheit, mehr Energie, bessere Haut, geilere Verdauung? Will ich!

Die Regeln sind recht einfach:

  • 40 Tage lang (das ist wohl eine gute Zeitspanne, um Gewohnheiten zu ändern) werde ich alle Süßungsmittel weglassen, also auch Honig, Dicksäfte, Trockenobst und so.
  • Ich werde den Weißmehl-Verzehr einstellen und die Carbs-Dichte in meiner Ernährung minimieren (das macht den Entzug angeblich einfacher).
  • Ich werde frisch kochen, keine Restaurants betreten und keine verarbeiteten Produkte essen – und falls es unumgänglich ist, werde ich darauf achten, dass 100 Gramm des Nahrungsmittels nicht mehr als 5 Gramm Zucker enthalten.
  • Ich werde Alkohol eiiiigentlich nicht trinken, aber falls ich muss, dann nur trockene Weinschorle oder Skinny Bitch.
  • Ich werde außerdem nur zwei Portionen Obst am Tag essen, weil mit einer Staude Bananen im Magen muss man den ganzen Entzugsquatsch eh nicht machen.

Das wird mir alles super leicht fallen und dann werde ich gar keine Schokolade mehr essen wollen. Ganz bestimmt! Also dann. Ich befreie meine Vorratsschränke von allem, das Zucker ist oder versteckte Zucker enthält, lutsch mir die letzten Streusel von der Wange und dann geht es los. Wünscht mir Glück!

Bist du auch zuckersüchtig oder hast mal einen Zuckerentzug gemacht? Oder ist das alles nur Quatsch und Panikmache? Hinterlasse mir gerne deine Tipps, Erfahrungen und Meinungen in den Kommentaren.

JULE ist Gründerin von im gegenteil und Head of Love. Sie schreibt (hauptsächlich zu therapeutischen Zwecken über ihr eigenes Leben), fotografiert Menschen (weil die alle so schön sind) und hat sogar mal ein Buch verfasst. Mit richtigen Seiten! Bei im gegenteil kümmert sie sich hauptsächlich um Kreatives, Redaktionelles und Steuererklärungen, also alles, was hinter dem Rechner stattfindet. In ihrer Freizeit schläft sie gerne, sortiert Dinge nach Farben und/oder trägt Zebraprint. Wer kann, der kann. Inzwischen ist sie - entgegen ihrer bisherigen Erwartungen - glücklich verheiratet.

6 Comments

  • Ich versuche mich seit 4 Wochen zuckerfrei und ich bin überrascht, wie gut es funktioniert. Nachdem ich mit einem kalten Entzug gestartet bin und nach 5 Tagen enorme Kopfschmerzen hatte, bin ich etwas zurückgerudert und habe nach natürlichen Alternativen gesucht, die ich in meinen Alltag integriere, wenn ich Verlangen danach habe, z.B. Datteln im Porridge, mal Baby-Kekse gesüßt mit Agavendicksaft oder wenn einmal in 2 Wochen Essen gegangen wird, dann auch ohne sicher zu gehen, dass mein Essen wirklich zuckerfrei ist.
    Damit fahre ich sehr gut, mein Bedürfnis nach Süßem hat sich drastisch verringert und tritt auch in früher klassischen „Sucht-Momenten“ (Periode, Kranksein) nicht auf.
    Auf Ratgeber etc habe ich weitestgehend verzichtet, lediglich einige Blogs inspiziert, die bereits nach zuckerfreien Lebensmitteln gesucht und mitgeteilt haben- das war hilfreich!
    Viel Erfolg weiterhin 🙂

  • Ich bin du. Ich will mitmachen. Denn es müsste wenn dann schon jemand MIT MIR LEIDEN. Allein ist .. puuuuuuuuh… vor allem weil wir immer tausend Süßigkeiten zuhause haben. Ich muss es angehen, also was ist der Plan? 🤷🏼‍♀️

  • Ich habe 4 Wochen lang keinen industriellen Zucker gegessen. Also Obst, Honig und Fruchtsäfte habe ich in Maßen konsumiert.
    Das hat mir, vorallem in der ersten Woche, sehr geholfen.
    Die ersten Tage waren sehr schwierig. Wenn meine Arbeitskolleginnen eine Tüte Gummibärchen auf den Tisch legten, wurde ich neidisch und musste sie darum beten, die Packung wieder weg zu legen und erst zu essen, wenn ich nicht mehr im Raum bin.
    Im Supermarkt musste ich einen riesigen Bogen um das Süßigkeitenregal machen. Dabei war ich sauer. Ich habe mich unwohl gefühlt und mich gefragt: warum tu ich mir das an.
    Ein Glück war mein Wille stärker als diese Gedanken.
    Denn schon eine Woche später fiel es mir viel leichter Abstand zum Zucker zu gewinnen und mich nicht mehr so süchtig zu fühlen.
    Ich habe bemerkt, dass ich abgenommen hab (was kein für mich Grund war, auf Zucker zu verzichten, aber ein netter Nebeneffekt). Ich kam jeden Tag super aus dem Bett, ohne die Snooze Taste von meinem Wecker 5 mal zu nutzen.
    Ich war richtig gut drauf und war wahnsinnig stolz auf mich, wenn ich einen Tag ohne Zucker zu meistern.
    Ich kann mir ein Leben ohne Zucker nicht vorstellen. Dafür macht es viel zu sehr Spaß, ihn zu essen.
    Ich habe mir vorgenommen, solche Zuckerfreien Wochen öfter im Jahr zu machen, um meinen Konsum zu reflektieren und zu regulieren.
    Seit meinem Zuckerverzichtsexperiment habe ich viel seltener das Verlangen, Zucker zu essen.
    Ich wünsche dir viel Erfolg und Durchhaltevermögen! Du wirst es nicht bereuen

  • Vor ganz vielen Jahren habe ich auch unfassbar viel Zucker gegessen. Zum Kaffee, das Müsli am morgen, der Pudding nach dem Mittag, Kuchen am Nachmittag und immer Gummibärchen und Schoki. Es gab auch mal Gummibärchen mit Schokoüberzug. Große Cocktails und lieblicher Wein. Ich hatte immer diese 5-7 kg „zu viel“

    Dieser „Knall auf Fall“ – Zuckerentzug hat bei mir nie funktioniert. Ich habe das alles Schritt für Schritt weg gelassen. Ausschlaggebender Punkt war eine Freundin, die mich beim Frühstück ganz schockiert angeschaut hat: So viel Zucker machst du in deinen Kaffee? Krawumm..das saß..und dann ging die Reise los- ich bin längst nicht zuckerfrei- aber ich habe auch kein Bedürfnis mehr nach der Tafel Schoki jeden Tag oder den Zucker im Kaffee – und Bitterschokolade war/ist keine Alternative. Und Kopfschmerzen habe ich nun auch nur noch nach der durchzechten Nacht mit zu viel Wein/Rauch.

  • Dachte ich lese nun schon das Ergebnis, da laut Instagram Du doch schon mittendrin bis durch bist, oder? Finde das hochgradig spannend da ich am komplett anderen Ende unterwegs bin, ich müsste eher Salzentzug machen, Süsses spielt bei mir nur kurz vor der Menstruation eine Rolle 🙂 Toi, toi, toi weiterhin!

  • Oh man, ich drück nen Daumen! Unter einer Tafel schoki geht bei mir auch nix! Aber ich bin (noch) nicht masoschistisch genug um so nen Entzug anzugehen! Halt mich auf dem laufenden!

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