Man sagt, der größte Feigling sei ein Mann, der Gefühle bei einer Frau weckt, die er nicht erwidern kann. Ich stimme zu und sage: Vorsicht, wenn ein Mann sagt, er wollte eigentlich nur zweisam sein. Und beim ersten Streit fragt: „Was bist du nur für ein Mensch?“
Der ca. 6,5-Tage-Bart, die Grübchen, das Funkeln und Funkensprühen zwischen uns und um unseren Tisch herum im Restaurant, damals am 20. Dezember. Der Schnee, deine 1,86 Meter, die schwarze Lederjacke, deine Gitarre bei Kerzenlicht, die Tatsache, dass Fische das perfekte Sternzeichen für mich sein soll …
Ich habe Angst, dass nie wieder jemand deinen Platz einnehmen wird. Dass der Türsteher meines Herzens ewig nur dich auf der Liste hat und nicht mit sich reden lässt.
Ich habe Angst, dass nie wieder jemand deinen Platz einnehmen wird. Dass der Türsteher meines Herzens ewig nur dich auf der Liste hat und nicht mit sich reden lässt. Im Moment will er jedenfalls kein Wort hören. Denn jedes Mal, wenn ich jemanden treffe, weiß ich schon vorher, dass ich ihn nicht will, weil er nicht du ist.
Meine Freundin Anna sagt: „Wer nicht will, der hat schon. Sein Verlust, nicht deiner.“ Die metaphorische Tür zu, alles löschen, blockieren, nur so geht’s. – Aber würdest du vor meiner Tür stehen – ich würde dir alles verzeihen, dir alles glauben. Würdest du endlich mit einer Entscheidung vor der Tür stehen, würde ich nur das Gute in dir sehen – all das, wovon du nicht einmal weißt, dass es in dir ist …
Du hast für uns entschieden. Gegen uns.
Mit dir wollte ich glücklich sein. Mit dir mein Leben teilen. Dich in meinem Leben haben und nie wieder loslassen. Du bist der Mann, den ich nicht gesucht habe. Und nun in jedem Mann verzweifelt zu finden versuche.
Die anderen schütteln den Kopf, sagen, wie schlecht du für mich bist. Vielleicht verdrehen sie auch die Augen, wenn ich nicht hinsehe. Aber ich weiß, du hast es auch nicht vergessen, du denkst auch daran. Bei Regen, der an der Fensterscheibe herunterperlt. Bei jedem Gewitter. Beim ersten Schnee. Weißt du was? Ich denke jeden Tag daran. Bei Voll- und jedem anderen Mond.
Alle suchen, und wir hatten es gefunden. Und ich bin mir sicher, du weißt wie ich, dass wir gegenseitig in unsere Seelen geschaut haben. Viel mehr noch: Du hast meine Seele berührt, und ich deine.
Du bist der Mann, den ich nicht gesucht habe. Und nun in jedem Mann verzweifelt zu finden versuche.
Aber du hast für uns entschieden. Du hast falsch entschieden, wie ich finde. Du hast beschlossen, auf ewig der Verletzte zu sein. Kurt Cobain Nr. 2, zerfressen von Weltschmerz. Die selbstzerstörerische Seele so stark, dass ich sie mit meiner Liebe nicht heilen kann.
So bleibt mir nur, dir alles Gute zu wünschen. Es ist das Gegenteil von dem, was ich eigentlich herbeisehne, wenn ich ehrlich zu mir bin. Und ich vermisse dich so fürchterlich sehr, so unvernünftig oft. Ich habe mir so gewünscht, dass du mich wieder in deine Arme nimmst. Dass ich dein Lächeln sehen kann, deine tiefe, wunderschöne Stimme hören, dich berühren … Es ist schwer, dich zu vergessen. Es ist schwer, ohne dich zu leben. Warum muss es so sein?
Headerbild: Sharon McCutcheon via Unsplash. („Gedankenspiel-Button hinzugefügt, Bild gecroppt.) Danke dafür!
Ich möchte gern schreien, weinen und kotzen weil ich diesen Text so sehr fühle. Die gleiche Angst, obwohl ich eigentlich einfach nur dankbar auflachen und aufatmen sollte dieser menschlichen Zerstörung nicht mehr in gleichem Maße ausgesetzt zu sein. Die Entscheidung habe ich getroffen. Die Kraft dafür aber nur gehabt, weil ich auch für mein Kind entscheiden musste. Und wie ich gerade merke, ist der große Kloß im Hals sofort wieder da.