Kleine flüchtige Momente. Nach wilden Partynächten gemeinsam heimtorkeln. Gemeinsame tiefe Gespräche teilen. Kaffee und das frisch gekaufte Frühstück im Bett. Irgendeinen Quatsch im Fernsehen anschauen. Es sind diese Momente, in denen man denken könnte, wir sind uns so nah.
Es sind diese Momente, in denen man denken könnte, wir sind uns so nah.
Ich erzähle dir Dinge und Erlebnisse, die ich sonst nur meinem Tagebuch anvertrauen konnte. Oder wildfremden Menschen auf irgendwelchen Partys, wenn ich mal wieder zu viele Mexikaner getrunken habe. Aber bei dir passiert das ohne „Hangxiety“ oder dem Gefühl, dich überflutet und überfordert zu haben.
Die Flüchtigkeit kommt
Aber die Flüchtigkeit kommt. Der Tag geht vorbei. Der Rausch des vielen Bieres schwindet. Der Akku der Musikbox, mit der wir seit acht Stunden unsere gemeinsame Playlist hören, ist schon fast leer, und unsere 24 Stunden gezählt.
Ich schäme mich, dass ich dich so nah an mich rangelassen habe.
Manchmal schäme ich mich am nächsten Tag. Ich empfinde Scham dafür, dass ich dir wieder so nah gekommen bin, und auch dass ich dich so nah an mich rangelassen habe. Nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Denn sobald der Rausch verschwunden ist, weiß ich, dass du momentan die Person bist, die mich und meine Gefühlswelt in tausend Teile zerschmettern könnte. Nicht weil meine Gefühle für dich so stark sind, sondern weil ich dir meine verletzliche Seite offenbare, die sonst niemand kennt.
Und dann ist da wieder Nichts.
Diese intensiven Momente, sie wiederholen sich. Zuerst wöchentlich, dann monatlich, irgendwann fallen sie komplett aus und finden dann wieder wöchentlich statt.
Ein Kreislauf. Vielleicht aber auch ein Teufelskreis.
Ein Kreislauf. Vielleicht aber auch ein Teufelskreis. In der Zwischenzeit ist da einfach Stille. Eine Leere, die mir so plausibel und auch unerklärlich scheint. Keine Nachrichten, keine Blicke. Oft nicht mal eine Begrüßung. Manchmal freue ich mich auf bevorstehende Events, weil die Chance auf neue 24 Stunden mit dir ständig besteht. Aber gleichzeitig habe ich auch Angst. Angst, dass mir all das genommen wird. Aber was ist dieses „Alles“? Es gibt doch eigentlich nichts, was man mir nehmen könnte.
Der Verstand ist klar
Denn die Realität sieht so aus: Wir sind kein „Wir“. Wir sind zwei Menschen, die sich nach mehreren Runden Bier Pong, guter Musik und ein paar Lines unterhalten, als würden wir uns seit Ewigkeiten kennen. Du weißt Dinge aus meinem Leben, die habe ich noch nie jemandem erzählt. Erlebnisse, Gedanken und Emotionen. Eine Seite von mir, die niemand kennt. Niemand bis auf dich. Es sind Flüchtigkeitsmomente. Und genauso schnell, wie diese Momente kommen und gehen, könnten sie einfach für immer aufhören.
Die Hoffnung schwindet zuletzt
Ich war immer ehrlich. Ich habe keine romantischen Gefühle für dich. Ich möchte auch keine romantische Beziehung mit dir. Aber was ich möchte, das sind die Flüchtigkeitsmomente mit dir. Die, die sich so leicht anfühlen. In denen ich fünf Stunden lang nicht auf mein Handy schaue und die Zeit vergessen kann.
Was ich möchte, sind die Flüchtigkeitsmomente mit dir.
Allerdings kann man niemanden zwingen. Wir beide haben ein Leben, außerhalb unserer geheimen 24 Stunden. Keiner von uns beiden weiß, was der andere in seiner eigenen Realität tut oder fühlt. Und das ist okay … Aber ich wünsche mir, dass auch du diese Liebe zu unserer kleinen Flüchtigkeit verspürst.
Headerfoto: EKATERINA BOLOVTSOVA (Kategorie-Button hinzugefügt.) Danke dafür!
Ich habe den Beitrag mit einer anderen Brille gelesen.
Und sehe mich in einigen Teilen in einer ähnlichen Situation.
Für mich hat sie allerdings nichts sog „Toxisches“ oder Selbstaufgebendes.
Im Gegenteil: ich lebe in einer offenen Beziehung und bin überhaupt nicht auf der Suche nach einer Beziehung.
Mögliches toxisches Verhalten ist in meinem Kontext also kein Thema. Was steckt überhaupt hinter toxischem Verhalten?
Für mich persönlich steckt in der beschriebenen und erlebten Situation auch viel Freiheit sowie Selbstbestimmung und damit verbunden, ein ganz neues Erlebnis an Gefühlen und Selbsterkenntnis drin.
Keine romantische Beziehung zu wollen und dennoch diese emotionale Nähe zu haben – die Möglichkeit, sich jemanden zu öffnen und sich dadurch verletzlich zu machen… geht vielleicht gerade erst durch diese Konstellation. Fernab von den üblichen Beziehungsmustern und -Ängsten (die mE als toxisches Verhalten betitelt werden). Und ist für mich eine Erfahrung auf einer ganz anderen Ebene.
Es irritiert – ja. Es tut manchmal auch weh – ja. Aber es ist auch ganz viel Erfüllung und Dankbarkeit, das alles fühlen und erleben zu dürfen. Und die Möglichkeit, zu wachsen und neue Facetten an sich zu entdecken.
Sofern natürlich von einer Seite mehr gewünscht wird, kann dieses Konstrukt kippen. Da hilft viel Selbstreflexion und Bewusstsein über das eigene Erleben.
Also bei mir isses an Silvester passiert. Ich bin bei einer Freundin zu Silvester und da ist ihr Cousin den ich erst dort das erste mal gesehen habe. Nach einiger Zeit fällt mir auf das er für sich sein will. Und irgendwann merke ich das er sich dennoch einsam fühlt. Ich gehe zu ihm rede ein bisschen. Nach Mitternacht. Wurden die Gespräche tiefer. Wir kamen uns näher so nah das wir uns küssten. Mehrmals. Und kuschelten. Es war alles richtig. Später noch wurden wir intimer. Die Tage danach waren zum Teil so das wenn wir uns begegnet sind bei seiner Cousine. Sind wir dennoch vertraut. Wir hatten die Momente die wir niemals hoffentlich vergessen. Auch hatten wir einen emotionalen Moment. Wir wissen beide das daraus keine Beziehung werden. Auch weil er weit weg wohnt. Und selbst sorgen im Leben hat. Ich muss dagegen ankämpfen an in zu denken. Aber es ist noch schwer.
Ohhhh ganz toxische Angelegenheit. Hands off! Meiner Erfahrung nach geht sowas nicht gut aus. Das sind so Typen, die Angst vor Nähe haben, außerdem Minderwertigkeitskomplexe und ein Machtbedürfnis und sich deswegen an Frauen vollsaugen, wie Vampire, wissend, dass sie jederzeit bei Bedarf auf diejenige zurückgreifen können und sich ansonsten aber unverbindlich geben. Sowas ist eine Unverschämtheit und respektlos dazu. Man darf sich da nicht selber gaslighten und sich einreden, dass man ja auch keine Beziehung will und sich hinterfragen, was mit einem nicht stimmt, weil es mit der „Leichtigkeit“ dann doch nicht so klappt.. Dabei ist es doch ganz einfach: Wenn man sich nach der tollen intensiven Begegnung mit der vielen Nähe nicht aufgebaut, sondern ausgelaugt fühlt, hat man es mit einem egoistischen Energievampir, wahrscheinlich sogar mit einem Narzissten zu tun, den man schleunigst in den Wind schießen sollte. Amen.
Ich bin auch gerade in so einer Situation mit einem Mann. Einerseits fühle ich mich wohl damit, da ich genau wie du, auch keine romantische Beziehung mit ihm will, sondern diese „Auszeit“ mit ihm total genieße und auch das Gefühl habe, dass er es genauso genießt. Andererseits wäre ich aber auch ganz schön zerschmettert, wenn er mit einer anderen Frau an mir vorbei laufen würde. Wie kann man einem Menschen körperlich so nah sein und emotional dann doch wieder so weit entfernt? Manchmal habe ich das Gefühl, ich berühre jeden Zentimeter seines Körpers, aber nicht einen Zentimeter seiner Seele. Es ist Sex ohne jegliche Verbindlichkeiten. Kann man da überhaupt irgendwas von dem anderen erwarten? Wann geht man zu weit? Wann ist es peinlich? Es ist eine gewisse Leichtigkeit, aber eigentlich auch nicht. Früher war es so, da hast du dich geküsst und wusstest, dass man jetzt zusammen ist. Heute schläft man miteinander und du musst Angst haben, das du vor den Kopf gestoßen wirst, weil du etwas falsch interpretiert hast. Verkehrte Welt geworden
Oh man, bin gerade in einer sehr ähnlichen Situation. Ist das irgendwie so ein 2022-Männerding, diese Art „Beziehung“, die irgendwie so unbefriedigend ist? Wie schaffen die Männer das, es cool und so lässig zu sehen? So als wäre es „nichts“? Warum dann überhaupt das Ganze?
Jemanden zu verlieren, den man doch nie hatte, ein schreckliches Gefühl, es bahnt sich an.