Ich atme ein und ich atme aus. Draußen regnet es und ich schließe die Augen. Noch einmal alles fühlen. Mit allen Sinnen wahrnehmen, was hier gerade passiert. Ist das ein Traum? Oder ist es die Wirklichkeit?
So weit wie heute sind wir nie gegangen.
Ich rieche den Duft des Sommerregens, der durch das geöffnete Fenster herein weht. Wie er sich auf meine Haut legt und auf deine. Du und ich, das ist eigentlich Jahre her. Eine klassische Romanze, die vier Jahre mehr oder weniger anhielt. So weit wie heute sind wir nie gegangen.
Wir sind kein Paar – nie gewesen. Aber zwischen uns ist eine tiefe Verbundenheit. Es gibt einen Grund, warum wir uns immer wieder finden. Manche würden es Schicksal nennen, andere Anziehung, wieder andere Chemie. Liebe ist es nicht. Es ist im Grunde viel weniger und gleichzeitig viel mehr als das. Du kennst mich – wirklich. und ich kenne dich
Die Luft ist heiß und drückend, als du mir deine Wohnungstür öffnest. Ein Gewitter liegt in der Luft, das sich jetzt, da ich vor dir liege, auf den Weg macht, uns alle zu überrollen.
Die Stille zwischen den einzelnen Regentropfen rauscht so laut, als hätte jemand die Boxen aufgedreht. Dröhnend und doch beruhigend. In meinem Kopf spielt dazu „Teardrop“ von Massive Attack.
Die Stille zwischen den einzelnen Regentropfen rauscht so laut, als hätte jemand die Boxen aufgedreht. Dröhnend und doch beruhigend. In meinem Kopf spielt dazu „Teardrop“ von Massive Attack. Jeder Donner wie ein Erdbeben, das alles andere verschluckt. Auf der Welt gibt es nur noch uns beide.
Deine Hände bahnen sich ihren Weg über meinen Oberkörper, öffnen meine Bluse und streichen über meine Brüste während du mich zart und sachte erst auf den Mund und dann auf mein Schlüsselbein küsst. Deine Augen sehen mich an. Ruhig, wohl überlegt, aber eine Gier liegt auch in ihnen. Ich kenne diese Gier, sie war vorher schon da. Dass du ihr nachgibst, ist neu.
„Bist du dir sicher?“, fragst du mich. Ich nicke, fast unhörbar hauche ich: „Ja“. Deine Hände und Lippen wandern weiter, nachdem du deine Antwort bekommen hast. Die Zartheit deiner Küsse bleibt, doch erscheint sie mir auf einmal elektrisch aufgeladen. Jeder Kuss wie ein kleiner Stromschlag. In meinem Herzen und zwischen meinen Beinen.
Während du mich ausziehst, entledigst du dich auch deiner eigenen Klamotten. Langsam, wie in Zeitlupe. Und auf einmal sind wir da, wo wir nie zuvor waren. In deinem Schlafzimmer, in deiner Wohnung, hoch über der Straße, ist es dunkel. Schweiß und der Atem des jeweils anderen benetzt unser beider Haut.
Du kniest vor mir, die ich da nackt und schutzlos vor dir liege. Ich gebe dir mein Alles preis, ich will es so.
Du kniest vor mir, die ich da nackt und entblößt vor dir liege. Ich gebe dir mein Alles preis, ich will es so. Während die Welt draußen scheinbar in Donnergrollen und Blitzlichtern untergeht. Nur noch wir sind hier, so fühlt es sich an.
Und ich fühle dich auf einmal überall. Dein Atem heiß auf meiner Haut, deine Lippen brennen auf meinen, deine Hände verschränken sich mit meinen von deinen kleinen Stromschlägen zitternden Fingern. Ich spüre deine Brust an meiner, deine Mitte an meiner. Dich in mir.
Langsam, zögerlich, immer wieder, immer tiefer, immer mehr. Ich atme schwer, ziehe dich an mich heran. Bin wie benebelt vor Lust. In deinen Augen, die mich dunkel und voller Verlangen ansehen, sehe ich den grauen Schleier des verhangenen Himmels draußen. In ihnen liegt dieselbe Lust, wie ich sie spüre. Schwer liegst du auf mir und doch fühle ich mich federleicht.
Spür mich, sieh mich an, schmeck mich, friss mich auf, trink mich aus. Ich will, dass du mich nie vergisst
Die dumpfe Hitze von draußen hat längst ihren Weg in dein Schlafzimmer und zu uns gefunden. Eng verschlungen liegen wir da, unfähig, uns voneinander zu lösen. Küssend, schwer atmend, immer wieder du in mir. Und ich kann nicht aufhören, dich zu fühlen. Ich will nicht aufhören, dich zu fühlen. Nicht jetzt. Lass es nicht enden.
Spür mich, sieh mich an, schmeck mich, friss mich auf, trink mich aus. Ich will, dass du mich nie vergisst. Gib mir dein Alles, so wie ich dir mein Alles gebe. Ergieß dich in mir wie der Regen sich draußen auf die Welt. Das hier ist entweder der Beginn oder es ist das Ende. Was auch immer es von beidem ist: In diesem Moment – hier und jetzt – sind wir ewig.
Headerfoto: Ana Maria Moroz (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!