Es kommt mir vor, als wäre es gerade erst passiert: Wir wussten beide, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich auf dem Sessel, mit dem Glauben alles hinzubekommen, wie bisher auch, wenn wir beide wollen und das wollen wir doch, oder? Du hast es mir schon so oft gesagt, versichert, mich beruhigt. Diese Worte, dieser Glauben, alles zu schaffen, wie es sich in mich eingebrannt hat. Diese Kraft, die dadurch entstanden ist, die mich angetrieben hat. Die innere Stimme, die nach jeder Verletzung in mir gesagt hat: Es lohnt sich, du hast die Sicherheit, er wird nicht einfach so gehen.
Du mir gegenüber, auf dem Bett liegend. Mit klarem Blick, distanziert. Abgeklärt. In meinem inneren Auge sehe ich nur, wie du deine Mauern aufstellst. Ich weiß, dass das kaum jemand kann, dich so klar zu sehen wie ich. Und dann das, was mir alles unter den Füßen wegreißt.
Kurzfristig ja, aber langfristig nein.
Kurzfristig ja, aber langfristig nein. Daran kann ich mich nur noch schwammig erinnern, an deine Worte. An diesen Schmerz schon, als ich in deine Augen sah, dass du es schon länger wusstest. Dass es für dich klar ist, dass wir uns trennen und ich nichts machen kann. Verzweiflung, Panik steigt auf, Eigenschutz, dass es nicht wahr sein kann. Der Versuch, dir zu beweisen, dass du dich irrst …
Jetzt, sechs Wochen später, schreibe ich diese Zeilen, mit der Erkenntnis, dass du meine Liebe nicht annehmen konntest und dass es an dir liegt und nicht an mir. Meine Liebe, die so viel auf sich genommen hat, die noch so viel für dich gemacht hätte. Du hast dich dagegen gewährt und zu große Angst, dass es wirklich jemanden gibt, der dich so liebt wie ich dich.
Ich weiß nicht, ob du es aktiv nicht wahrhaben wolltest, dass ich dich so sehr liebe. Ich weiß nicht, ob du denkst, du hättest es nicht verdient. Vielleicht hältst du auch daran fest, dass ich übertreibe, dass ich dich gar nicht so sehr geliebt habe. Du kannst dich dagegen wehren, dass es wirklich jemanden gibt, der dich so geliebt hat wie ich dich.
Ich weiß, dass du noch nicht in der Lage bist, so eine Liebe zu begreifen, sie anzunehmen und sie zu genießen. Ich weiß und das wünsche ich mir von Herzen, dass du dort hinkommen kannst – denn du hast es verdient, von jemandem so geliebt zu werden wie von mir.
Irgendwo da draußen ist jemand, der den tollen Menschen in mir erkennt
Unser Kapitel ist zu Ende. Das nächste fängt an, du bist noch ein Teil davon, es liegt an uns, ob das so bleibt oder ehrlich gesagt, ob du das kannst. Nach wochenlanger harter Selbstreflexion weiß ich, dass es gut so ist. Ich weiß, dass ich mich sehr liebe, dass ich vergessen hatte, mir selbst diese Liebe zu geben. Dass ich ein toller Mensch bin und irgendwo da draußen jemand ist, der begreift, wie gut er es mit mir hat.
Erwachsen sein, Selbstreflexion, das Richtige tun zu wollen, Rationalität, Dankbarkeit, das verbindet uns und wird es immer. Jetzt sitze ich vor meinem Schreibtisch, in mir ruhend, die Ehrlichkeit mir gegenüber zu haben, dass ich zwar gerade wieder geweint habe, dass das aber okay ist und ich glücklich bin mit mir. Dass ich mich freue auf das, was noch kommt. Und mir diese Zeilen helfen, das Kapitel mit uns, als Paar, endgültig abschließen zu können. Ein Hoch auf uns! Ein Hoch auf mich!
Headerbild: Riccardo Mion via Unsplash. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!