Und jetzt sitze ich hier alleine in einem Hotelzimmer in Hamburg. Ich mag Hotelzimmer, ich bin teilweise so viel unterwegs, dass ich mich überall, wo es ein Frühstückbuffet gibt, zuhause fühle. Nur hier und jetzt, da ist es kein Zuhause. Es ist vielmehr einsam und verlassen, denn in dieser Stadt warst du meine Heimat.
Fernbeziehung, dieses typische Hamburg-Berlin-Ding. Eigentlich keine Entfernung und doch zu weit, um sich kennenzulernen.
Es begann wie im Märchen oder wie in einem dieser typischen Hollywoodfilme: Ich sah dich und meine Knie wurden weich. Im Nachhinein weiß ich nicht, ob es an dir lag oder am Feuerwerk neben dem Meeresrauschen.
Es war kein Tinder und kein Blind Date, sondern das echte Leben.
Es war kein Tinder und kein Blind Date, sondern das echte Leben. Ich weiß noch, wie du dich gleich mit mir unterhalten hast, und doch dachte ich, dass es höflicher gewesen wäre, mich durchzulassen, so dass ich neben meiner Freundin hätte sitzen können. Ich weiß bis heute nicht, ob du es extra gemacht hast oder ob du genau so nervös warst wie ich.
Es war kein Urlaub, und doch fühlt es sich jetzt wie ein Urlaubsflirt an. Der erste Kuss am letzten Abend hat Spuren hinterlassen, die so tief sitzen wie Fußspuren im Sand.
Du bist jünger und anders. Während ich meine Fehler auslebe, versuchst du noch, keine zu haben – und dennoch waren wir für mich das perfekte Paar. Fotograf und Stylistin. So Berlin, so Hamburg.
Aber du bist noch lang kein Fotograf und ich bin kein Styling-Ursel, wie du immer sagtest, ich bin viel mehr und habe dir nie gesagt, wie sehr mich diese Bezeichnung nervt. Ich schiebe keine Vasen von rechts nach links, schon lange nicht mehr. Ich würde sagen, du bist langweilig, spießig und nichts Besonderes.
Ich mag deine Fotografien und doch sind diese immer so gestellt, selbst wenn sie im Alltag entstehen. Deine Aufschnittplatte passt nicht zu meinem Freigeist. Ich wollte nicht deine Muse sein, denn du hättest nicht einfangen können, was ich bin, nicht gestellt, nicht perfekt, sondern frei, unerwartet, chaotisch, kreativ.
So scheint es unpassend, zu sagen, dass du mir fehlst. In Frankreich sagt man: tu me manques. Das bedeutet nicht: du fehlst mir, sondern eher: du bist das, was von mir fehlt.
So scheint es unpassend, zu sagen, dass du mir fehlst. In Frankreich sagt man: tu me manques. Das bedeutet nicht: du fehlst mir, sondern eher: du bist das, was von mir fehlt. Denn egal wie anders du bist, so wollte ich dieses anders mehr als alles andere.
Ich weiß noch, als ich bei dir in der Küche war, du hast gekocht und ich gelesen, weil du mir zu fremd warst, um etwas anderes zu tun. Und doch war es genau das Richtige, ich war noch nie so entspannt wie damals und dachte, so könnte es auch in 50 Jahren sein. Du warst mein langweiliger, spießiger Ruhepol.
Ziemlich schnell ging es dann zu deinen Eltern und deine Pläne, nach Berlin zu ziehen, waren auch kein Geheimnis mehr. Anstatt mich, und ich meine wirklich mich, kennenlernen zu wollen, hast du mit deinen Erwartungen an diese oberflächliche Beziehung Traumschlösser gebaut. Doch wie sagte schon Jan Delay: Auch Seifenblasen hinterlassen Trümmer.
Verlassen hast du mich, wie es heute so üblich ist. Du musst dich selbst finden und bist mit allem unzufrieden.
Verlassen hast du mich, wie es heute so üblich ist. Du musst dich selbst finden und bist mit allem unzufrieden. Dieses Bla Bla Bla, wenn man nicht den Mut hat, zu sagen, was eigentlich wirklich los ist. Unreif, sagen meine Freunde, verletzend, sage ich. Es ging nie um mich, sondern ganz allein um dich.
Dein Schweigen und deine abweisende Art gaben mir mehr Antworten, als ich Fragen hätte stellen können. Ich möchte dich nicht wiedersehen und wenn es doch so kommen sollte, sei mir nicht böse, wenn ich einfach wieder gehe.
Headerfoto: Stockfoto von vladibulgakov/Shutterstock. („Gesellschaftsspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!