Drama, Baby – wenn mich Leute nach dir fragen

Hin und wieder kommt es vor, dass Leute nach dir Fragen. Das bringt mich jedes Mal in die Verlegenheit, erklären zu müssen, dass wir nun nicht mehr zusammen sind. Genau betrachtet warst du ein Drittel meines Lebens ein ganz großer Teil davon. Das wissen auch die Leute um mich herum. Vielleicht schauen sie mich deshalb immer ganz mitleidig an. Sie schauen mich nicht an, als hätte ich meinen Partner verloren, sondern meinen Arm oder mein Bein.

Ich schaue dann immer zurück und weiß nicht so ganz, was ich machen soll. Das ein oder andere Mal habe ich verzweifelt versucht, mein Gegenüber zu trösten. Was ja irgendwie absurd ist, bin ich doch die Person, die verlassen wurde. Vielleicht sind die anderen zusätzlich verstört, weil ich die Tatsache, dass du Schluss gemacht hast mit den gleichen Emotionen berichte, als hätte ich mal wieder den Wocheneinkauf erledigt.

Ich werde es wie Bruce Darnell machen und mich an sein Motto „Drama Baby“ halten.

Fast vorwurfsvoll habe ich mir schon häufig anhören müssen, dass ich ziemlich abgeklärt wirke. Manchmal scheint es, als würden die Leute es als eine Frechheit empfinden, mit welcher Leichtigkeit und welchem Gleichmut ich mit diesem Ereignis umgehe. Es ist, als könnten sie nicht verstehen, warum ich vor ihren Augen keinen emotionalen Zusammenbruch oder immerhin eine kleine Panikattacke bekomme.

Der ein oder andere gibt mir dann (selbstverständlich gut gemeint) den Hinweis mit auf den Weg, dass das ja auch alles später kommen könne. Danke dafür!

Um bei der nächsten Person, der ich davon berichten muss, nicht als gefühlskalt rüberzukommen, oder diese trösten zu müssen, habe ich eine neue Strategie entwickelt. Ich werde es wie Bruce Darnell machen und mich an sein Motto „Drama Baby“ halten. Wäre doch gelacht, wenn das nicht klappt. Ach nee, Lachen ist ja nicht.

Den Zusammenbruch hebe ich mir nur ganz für mich allein auf. Egoistisch wie ich bin.

Und dabei ist es nicht so, dass das alles spurlos an mir vorbeigeht. Den Zusammenbruch hebe ich mir nur ganz für mich allein auf. Egoistisch wie ich bin. Das ist so wie den leckersten Teil vom Kuchen, den man erst ganz am Ende isst. Wenn ich ganz allein bin, dann schleicht sich manchmal das Gefühl an und plötzlich geht’s los.

Dann ist da nicht mal mehr die Zeit für einen Kloß im Hals. Ich fühle mich dann fast wie gelähmt und bin zu nichts mehr in der Lage, bis ich fast hysterisch anfange zu weinen. Mein ganzes Herz tut weh. Dann habe ich das Gefühl, ich bin der einsamste Mensch auf der ganzen Welt. Einsam und nicht geliebt fühle ich mich dann. Zurückgewiesen und abgelehnt. Von dir.

Wenn man zusammenkommt, dann braucht man zwei dafür, fürs Schlussmachen genügt einer.

In diesen Momenten, wenn sich das Gefühl in mir ausbreitet, kann ich hemmungslos weinen. Dann kann ich der Ungerechtigkeit, Unkontrollierbarkeit und Hilflosigkeit in mir nachgehen. Und das ist der Punkt. Diese Situation kann ich nicht kontrollieren. Wenn man zusammenkommt, dann braucht man zwei dafür, fürs Schlussmachen genügt einer. Vielleicht ist es das, was eine Trennung so schwierig macht.

Dann frage ich mich manchmal, wie es sein kann, dass du mich plötzlich nicht mehr willst. Ja, man könnte jetzt wohl meinen, dass ich beginne, nach Fehlern an mir zu suchen. Sind es Äußerlichkeiten? Bin ich zu dick, meine Brüste zu klein, mein Hintern zu platt oder die Beine zu kurz? Oder war es etwas anderes? Sind meine Witze zu blöd, hatten wir zu wenig Sex, bin ich zu chaotisch oder zu anhänglich? Habe ich mich zu sehr gehen lassen oder dir zu wenig zugehört? Ich habe keine Ahnung, woran es liegt.

Dann muss ich mir selbst eine Hand reichen, um aufzustehen. Manchmal hat die Hand dann einen Teller mit Kuchen parat.

Jedenfalls werde ich einen Teufel tun und mir solche Gedanken machen. Denn mir wurde beigebracht, wenn einer schon am Boden liegt, dann tritt man nicht noch nach. Und wenn ich selbst am Boden liege, dann darf ich auch nicht selbst nachtreten. Dann muss ich mir selbst eine Hand reichen, um aufzustehen.

Manchmal hat die Hand dann einen Teller mit Kuchen parat. Manchmal ist es eine Online-Bestellung oder eine Folge Sex and the City und manchmal ist es ein Aperol Spritz mit Freunden, die mich auch ohne „Drama Baby“ verstehen.

Rosa Welt ist weiblich, blond, Ende 20 und schläft plötzlich wieder in der Mitte vom Bett. Und genau von dort aus schreibt sie auch über die Liebe. Wie das ist, wenn man sie mal hatte, wenn sie plötzlich weg ist und all die kleinen Dinge die passieren, bis man eine neue Liebe findet.

Headerfoto: Mädchen mit roten Haaren via Shutterstock.com. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

1 Comment

  • Wunderbar! ♡
    Danke!! 😊
    Und schön, wenn auch andere darauf scheißen, sich immer und überall erklären zu müssen! Bleib du, das ist am coolsten! Und alles andere braucht Zeit… das weißt du sicher genauso gut wie ich.
    Liebe Grüße unbekannterweise!

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