Die letzten Wochen stimmen mich sehr nachdenklich. Es gab und gibt immer schon Hiobsbotschaften und dystopische Zukunftsvisionen, denen man nicht immer zu viel Glauben schenken muss. Dennoch braucht man sich noch nicht mal von den Medien mit ihrer Meinungsmache dominieren zu lassen, man kann einfach anfangen zu beobachten, das wahrzunehmen, was vor einem liegt. Dadurch erschließt sich die Melancholie und der Weltschmerz, denn ich mit vielen anderen momentan teile, von allein.
Wir sind an einen Punkt gekommen, bei dem wir uns in erster Linie fragen müssen: Was bedeutet Gemeinschaft für uns? Es geht nicht nur darum, das Klima zu retten und nachhaltig zu handeln, sondern allgemein Werte zu hinterfragen und Werte neu zu definieren. Es geht nicht darum mit dem moralischem Zeigefinger auf die zu deuten, die es „noch nicht geschafft haben“ umweltbewusster zu leben. Die sich darüber noch keine Gedanken machen oder Gedanken machen konnten. Dadurch bringen wir uns nur weiter auseinander statt näher zusammen.
Wir wollen helfen und unterstützen.
Es geht darum zu versuchen, die Menschen, die einem begegnen zu unterstützen. Ihnen Raum zu geben sich zu entfalten. Mit gutem Beispiel voran zu gehen und sich ebenfalls selbst immer in die Position des Lernenden zu begeben. Der Mensch ist kein Einzelgänger. Er lebt seit Jahrtausenden in einer Gemeinschaft um zu überleben. Wir sind gesellig. Wir sind empathische Wesen. Wir fühlen mit anderen. Wir wollen helfen und uns unterstützen.
Dies nährt uns sehr viel mehr als die Verzerrungen des kapitalistischen Wahnsinnskonsums, welcher Dimensionen angenommen hat, die die Erde unterdrücken, die für die Erde kaum mehr tragbar sind. Verzeihung – für die Erde schon aber für die Menschheit nicht. Leben wir so weiter, vernichten wir uns selbst.
Sich die Ruhe zu nehmen eine Entscheidung zu treffen, ist heutzutage kaum mehr möglich.
Der Mensch in der westlichen Kultur lebt in einer hochkomplexen, ineinander verwobenen Welt. Täglich müssen wir zehntausend Entscheidungen fällen, getrieben von der Zeit, die wir kaum mehr haben. Uns rennt die Zeit weg, auf allen Ebenen. Da fällt es uns natürlich schwer, jede Entscheidung zu reflektieren und zu verstehen. Sich die Ruhe zu nehmen eine Entscheidung zu treffen, ist heutzutage kaum mehr möglich.
Die meisten Menschen sind erschöpft davon, ihr Sein nicht mehr ausleben zu können. Bei sich selbst anzukommen, in Fülle zu leben. Wir sind Getriebene, die in einer Sinnlosigkeit verblühen, dass es fast schmerzt dabei zuzusehen. Jeder hat das Potenzial mit sich selbst und der Welt, wie sie ist, im Einklang zu leben. Wir nutzen dieses unendliche Potenzial nicht aus.
Wir entfremden uns von uns selbst und von dieser Welt, die wir so mühselig erschaffen haben.
Wir erkennen uns kaum mehr, entfremden uns von uns selbst und eigentlich auch von dieser Welt, die wir doch so mühselig erschaffen haben. Wir müssen uns anstrengen, um etwas zu erreichen – ist uns eingetrichtert worden. Dadurch haben wir uns selbst in Ketten gelegt. Ich muss es mit dieser Deutlichkeit sagen, denn wir nutzen unser Potenzial nicht. Wir sind in einigen Bereichen hochentwickelt, aber dadurch geht so Vieles verloren.
Wir haben vergessen, dass wir unser Potenzial nur in Verbindung mit anderen vollständig entfalten können. Jeder hat vielleicht ein bestimmtes Talent, doch das Orchester hört sich am Schönsten an, wenn alle aufeinander abgestimmt ein Stück spielen. Eine einzelne Blume hat etwas Wunderschönes, Zartes, Belebendes. Aber ein Feld voller farbenprächtiger Wildblumen regt die Sinne an und erschafft einen Moment voller Glückseligkeit.
Gegen „die Anderen“ kämpfen kann auch bedeuten, dass wir gegen einen Anteil in uns kämpfen.
Das Leben ist an sich nicht von Anstrengung oder Mühseligkeit geprägt. Das ist etwas, was wir erschaffen haben, weil wir der Meinung sind, wir müssen alleine oder in unserem eigenen kleinen System überleben, gegen die Anderen kämpfen. Gegen „die Anderen“ kämpfen kann auch bedeuten, dass wir gegen einen Anteil in uns kämpfen, der nicht vom starren Regelwerk geleitet ist und demnach scheinbar außer Kontrolle gerät.
Sich dem zu stellen, dass wir nicht alleine sind, ist von Mut gekennzeichnet.
Es verwirrt uns zu spüren, dass da noch mehr ist als das, was uns festhält, im Rahmen hält. Man nennt das auch Lebensfreude. Diese Freude mit einem anderen Lebewesen zu teilen ist der Beginn von etwas ganz Wunderbarem, nahezu Zauberhaftem. Die Verbindung einzugehen, sich dem zu stellen, dass wir nicht alleine sind, ist von Mut gekennzeichnet. Mut, sich selbst einzugestehen, dass wir vollkommen sind, dass das, wonach wir gesucht haben nicht weit weg von uns sein kann. Es befindet sich in uns.
Wir rennen viel zu oft weg davon. Es befindet sich in uns und indem wir es mit anderen teilen, wird es immer grösser, kann es immer weiter wachsen. Dies zu erkennen erfordert Mut. Mut, den tiefen Schmerz, den wir jahrelang in uns hegten und pflegten, endlich zu spüren. Tiefer Schmerz, der eigentlich eine tiefe Sehnsucht darstellt. Eine Sehnsucht, sich selbst zu erkennen im Spiegel des Anderen und somit die Fähigkeit, im Einklang mit seiner Natur, seiner Umwelt leben zu können. Diese Erkenntnis wird gemeinschaftliches Handeln bereichern.
Es liegt vor uns, wir müssen es nur erkennen.
Es liegt vor uns, wir müssen es nur erkennen. Es ist greifbar und erfordert nicht viel Anstrengung. Indem wir unser Lächeln an jemanden weitergeben, erkennen wir unseren eigenen Wert und den Wert der Gemeinschaft an. Nur so kann unsere Gesellschaft genesen.
Headerfoto: Stockfoto von JKstock/Shutterstock. („Wahrheit oder Licht“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!