„Du bist super, aber irgendwie möchte ich keine Beziehung mit dir. Ich mag dich eher als Freundin.“ Boom, Schuss ins Herz. Diesen Satz haben mit hoher Wahrscheinlichkeit schon einige Frauen, nicht zum ersten Mal, gehört. Frauen, die ihr Leben total im Griff haben, sich selbst mögen und auf ihre Art unheimlich anziehend wirken.
Irgendetwas scheint Männer jedoch immer wieder davon abzuhalten, sich 100% für gewisse Frauen zu entscheiden oder sich zu verlieben. Manchmal ist es natürlich die fehlende Chemie. Oder z.B. die Lebenssituation des jeweiligen Mannes, in der er sich selbst nicht wohl fühlt – frisch getrennt, Kindheitstrauma noch nicht bearbeitet, unglücklich im Job. Auch die Ablehnung von traditionellen, monogamen Beziehungsmustern ist möglich. All das ist völlig normal und sollte respektiert werden. Warum klappt es dennoch oft nicht, obwohl der Mann offen ist und die Chemie stimmt? Machen wir Frauen etwas falsch?
Machen wir Frauen etwas falsch?
Die Antwort fand ich, als ich auf einen dieser ominösen Werbe Links geklickt habe, die uns im News Feed oft heimlich untergemogelt werden. ,,Finde deinen Weg zur wahren Liebe“ oder so ähnlich. Ihr wisst schon. Jedenfalls brachte mich dieser Link zu verschiedensten Beziehungscoaches, die mir tatsächlich viele einleuchtende Lösungen präsentierten. Eine davon fand ich sehr ausschlaggebend.
Ein Fehler in unserem System
Das größte Problem ist ein Fehler im System unseres Denkens. Uns Frauen wurde seit Jahrhunderten beigebracht, sich um andere zu kümmern und andere zu umsorgen. Das ist an sich auch okay und liegt sogar in unserer Biologie als lebensspendendes Weibchen. Wenn wir nun aber total ausgehungert vom jahrelangen Liebesentzug einen interessanten Mann kennen lernen, ist diese Prägung eher semi-optimal.
Was wir nun nämlich anfangen zu tun, ist unser komplettes Denken und Universum um diesen Auserwählten herum zu bauen. Einige werden jetzt denken; ,,Come on, so krass ist es nicht!“ aber seid mal ehrlich. ,,Was macht er wohl gerad? Wo ist er wohl? Wann war er online?“. Unangenehm aber so läuft es doch oft, wenn man sich verliebt hat. Und so nimmt die Tragödie ihren Lauf.
Wir sind immer verfügbar.
Wir schreiben dem Mann sofort nach dem ersten Date, wie schön es war. Wir schreiben ihm, um zu fragen, was er gerade macht oder wann er wieder Zeit hat. Wir sind immer für ihn verfügbar, auch wenn wir eigentlich etwas anderes vor haben, was uns wichtig wäre. Wir sagen oft ,,Ja“ statt ,,Nein“ und unterdrücken unsere wahren Gefühle. Kurz, wir haben Angst ihn zu verlieren, fahren unser Programm des „Kümmerns und Umsorgens“ auf Hochtouren und machen uns damit zum netten Schoßhund, dessen Körbchen in der Friendzone steht.
Nicht nur, dass wir uns selbst darin total aufgeben. Mit diesem Verhalten arbeiten wir vor allem gegen den Instinkt des Mannes, uns umwerben zu wollen und ersticken diesen direkt im Keim.
Wie funktioniert so ein Mann?
Ein Mann weiß auch sofort nach dem ersten Date, ob er die Dame interessant fand oder nicht. Tut er dies, reicht das aber noch nicht, um den inneren Wunsch ,,Ich will diese Frau!“ stark zu machen. Fängt er jedoch an, sie zu vermissen, zu überlegen, ob er Konkurrenz hat oder ob sie ihn mag, wird der Wunsch erst stark. Und somit auch seine Emotion zu der Frau.
Das braucht aber ein wenig Zeit im männlichen Gehirn, einfach weil es anders gestrickt ist als das unsere. Es braucht mehr Anreiz (neben dem allseits anwesenden Anreiz: Sex). Wenn wir als Frau nun z.B. ständig Nachrichten schreiben, geben wir diesem Prozess keinen Raum. Und hier liegt das Hauptproblem. Der Mann findet es vielleicht cool, nett und freut sich, aber er weiß unterbewusst sofort, dass er sich nicht wirklich um diese Frau bemühen muss. Er wird nicht das Bedürfnis verspüren, sie für sich gewinnen zu wollen. Er hat sie ja schon.
Er wird nicht das Bedürfnis verspüren, sie für sich gewinnen zu wollen. Er hat sie ja schon.
An diesem Punkt möchte ich kurz klarstellen, dass ich nicht dazu ermutigen möchte, als Frau kalt und distanziert zu werden, Spielchen zu spielen oder nun gar nicht mehr das Handy in die Hand zu nehmen. Nein, man sollte für sich nur herausfinden, was für Gefühle man für den Mann hat, ob man eine Beziehung mit ihm möchte oder eine Freundschaft und lernen sich diesbezüglich für die jeweilige Rolle zu entscheiden.
Außerdem ist es wichtig ein Gleichgewicht zwischen kümmern, verfügbar sein und sich wieder auf sich zu konzentrieren herzustellen. Denn wir können durchaus heilende Freundin für Männer sein, die dies bitter nötig haben aber jetzt kommen wir zur Selbstwert Frage. Was macht UNS denn glücklich? Was brauchen WIR denn gerade?
Was will ich?
Indem wir unseren Selbstwert steigern und uns wieder mehr um uns selbst kümmern, geben wir den Männern erst die Chance uns zu erobern. Denn Männer geben unheimlich gerne und machen alles, um die Auserwählte zu erobern. Und wenn sie das tun können, fühlen sie sich sogar noch gut dabei. Männer lieben Herausforderungen, es ist in ihrer DNA. Wir Frauen sollten diesbezüglich eher unsere feminine Energie des Empfangens kultivieren.
Ich möchte nochmal betonen, dass keine Frau jetzt anfangen soll sich komplett rar zu machen oder passive Prinzessin zu werden. Da fühlte sich auch jede Feministin direkt verarscht. Im Gegenteil. Erkenne viel eher deinen Wert. Erkenne, dass Dates nicht immer wichtiger sind als deine Hobbies oder Freunde.
Erkenne deinen Wert. Erkenne, dass Dates nicht immer wichtiger sind als deine Hobbies oder Freunde.
Du solltest auch überlegen, ob du einen Mann wirklich magst, oder nur hinter ihm her bist, weil du eine Beziehung suchst. Das ist im Übrigen auch fairer dem Mann gegenüber. Zeige ihm, dass du Interesse hast. Männer sind sonst manchmal total lost und wissen nicht, ob sie es bei einer Frau versuchen dürfen oder nicht. Aber lass ihm öfter Raum, um von alleine auf dich zuzukommen.
Konzentriere dich darauf, dich um dich selbst zu kümmern, dich selbst stets glücklich zu machen, geerdet zu sein, dich nicht in anderen zu verlieren und deine Träume zu verfolgen. Dann kannst du dich in Ruhe erobern lassen. Also keine Sorge, mit dir stimmt alles, du hattest nur einen kleinen Fehler im System.
Headerfoto: Stockfoto von Sergey Sharkov/Shutterstock. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!
Habe den Artikel aus einer männlicher Perspektive gelesen und ich bin davon überzeugt, dass das Gesagte absolut geschlechtsunabhängig zutrifft. Der Artikel hat für mich zuerst mal ausgelöst: Oh, Frauen geht es auch so! Dabei kenne ich da Thema Friendzone viel eher so, dass es Männer betrifft. Aber es macht natürlich total Sinn! Das witzige daran ist, dass es glaube ich manchmal sehr unbewusst stattfindet. Man kommt gar nicht auf die Idee, dass man jemensch gefriendzonet hat die* oder den* man gefriendzonet hat. Ich glaube es hängt viel damit zusammen, dass man mit der gerfriendzonden Person schon eine grosse Nähe aufgebaut hat, ohne aber dass die Person gleichzeitig die Anerkennung, die einzigartige Person zu sein, erfordert hat. Ich glaube, Menschen – denn wahrscheinlich geht es Frauen genau gleich – aber zumindest Männer, suchen auf jeden Fall nach einer Person, die liebevoll und einfühlsam ist. Aber, und hier ist das grosse aber, ich finde Frauen attraktiv, bei denen ich das Gefühl habe, sie sind klar, haben viel Spass und tun coole Dinge. Das ist dann anziehend. Gleichzeitig möchte ich nicht auf ein Podest gestellt werden. Wenn das jemensch tut, dann fühlt es sich nicht mehr auf Augenhöhe an. Und eine potenzielle Partnerin sollte immer auf Augenhöhe sein. Ich glaube sogar, wir finden Menschen attraktiv, wo wir immer leicht raufschauen müssen, um sie zu bekommen. Also, das lässt sich natürlich künstlich hinbiegen und ich wurde schon so oft gefriendzonet, und ich versteh dich völlig gut, aber ich glaube das attraktivste ist es, wenn du durchaus offenherzig bist, aber halt in Dosen. Wenn du dann auch wieder mal was cooles machst ohne die andere Person einzubeziehen, wo die*/der* andere denkt, Woah, das ist ja mega cool, da wär ich jetzt auch gerne dabei gewesen. Danke für deinen Artikel, ich bin sicher viele Menschen finden dich attraktiv 🙂
Selten so eine einseitige Sichtweise gelesen. Als wenn jeder Mann „jagen“ und „umwerben“ will. Das gezeichnete Psychogramm des Mannes ist hinreichend eindimensional und pauschal.
Meist ist es eher umgekehrt. Der Mann landet in der Friendzone, weil er jedwede Dienstbarkeit der Holden angedeihen lässt, nur um nachdem er ihr alle Möbel aufgebaut hat, den Rechner neu installiert hat etc. von einem anderen Männchen mit kantigem Kinn abgelöst zu werden, welches all die Früchte der Mühen um die Herzensdame einfach annektiert und ihr Herz erntet.
Hey Ryan, es geht natürlich auch Männern ähnlich. Ich habe mich hier lediglich auf eine bestimmte, weibliche Zielgruppe bezogen, der ich helfen wollte. Sieht so aus, als hättest du dich auch für jemanden aufgegeben, der dich dann enttäuscht hat. Das ist immer hart. Also könntest du die Tipps aus dem Artikel auch für dich nutzen. Sieh die Tipps einfach als Gender neutral ;). Bei meinem nächsten Artikel werde ich auf jeden Fall die Perspektive erweitern. Ariane
Hallo zusammen!
Da ich die beschriebene Situation selbst sehr gut kenne und zu dem „Ich mag Dich als Freundin“ oft ein „Ich möchte lieber nur ne Affäre“ hinzukam, habe ich den Artikel mit Spannung gelesen. Dieser „Fehler im System“ leuchtet mir ein, Frauen und Männer sind einfach ganz unterschiedlich erzogen und sozialisiert, und damit meine ich nicht nur von der eigenen Familie sondern auch der Gesellschaft. Diese Rollen-Vorstellungen und -Weitergabe ist mit Sicherheit ein Grund für die genannten Sitautionen/ Phänomene. Da stimme ich der Autorin zu. (Als Frau*) Mehr auf sich selbst zu achten und sich um sich selbst zu kümmern ist ein Plädoyer, welches ich auf jeden Fall unterschreibe. (Kleiner Buch-Tipp: dies Rollenvorstellungen und konflikthafte Beziehungsmomente werden auch in Liv Strömquists Buch „Der Ursprung der Liebe“ wunderbar unterhaltsam, wissenschaftlich fundiert und gesellschaftskritisch beschrieben)
Noch immer übernehmen Frauen oft die Kümmer-Rolle, sorgen für andere, ja. Ich sage oft, denn ich kenne auch andere Beispiele. Genauso gibt es Männer, die Herausorderungen und Eroberungen lieben, aber auch jene, die selbst fürsorglich und kümmernd sind und weniger erobern wollen. Diese Tendenzen lassen sich meiner Meinung nach vor allem mit Sozialisation und Erziehung erklären, keinesfalls jedoch aus biologischen oder genetischen Gründen! Menschliches Verhalten auf Grund von DNA zu erklären, wie es die Autorin tut („Männer lieben Herausforderungen, es ist in ihrer DNA“), erinnert mich eher an biologistische Erklärungsansätze aus dem letzten Jahrhundert.
Bitte, liebes Im-Gegenteil-Team, seid vorsichtig mit solchen Aussagen! Ich lese hin und wieder sehr gern Eure Artikel, aber bei Formulierungen wie der genannten vergeht mir die Lust. Diese Argumentation ist aus (queer)feministischer Perspektiven nicht tragbar und spielt eher antifeministischen Bewegungen in die Hände. So wie ich Eure Seite bisher kennengelernt und eingeschätzt habe, dürfte das nicht in Eurem Interesse sein.
Viele Grüße
Ich finde es immer wieder faszinierend, dass in Frauenmagazinen ein von Frauen absolut einseitiges Männerbild gezeichnet wird, teilweise schon an der Schwelle der Diskriminierung. Alle Männer sind… Wir Frauen machen ja alles immer für die Männer, wie z.B….
Wie wäre es, wenn man M
mal die Männerseite fragt? Bitte nicht so plakativ wie bei jetzt.de, wo die Political Correctnes Polizei dem Autor sagt, was er zu schreiben hat, sondern ggf mal eine authentische Männermeinung, warum Männer sich nicht mehr so häufig auf feste Beziehung einlassen. Könnte ja dem Verständnis zweckdienlich sein, nicht nur seine vorgefertigte Meinung in dem eigenen Artikel sich selbst zu bestätigen, und so zu tun, als entspräche diese Meinung den Tatsachen. Oder ist das gar keine Suche nach Erkenntnissen, sondern eine reine zur Schaustellung von sexistischen Vorurteilen gepaart mit einer ordentlichen Portion Selbstbeweihräucherung?
Fragen über Fragen, die leider nie beantwortet werden können, solange in diesen Formaten nur Frauen zu Wort kommen dürfen.