Corona-Zeit. Social-Distancing, Kontaktvermeidung, StayAtHome. Dass du genau in dieser Zeit entschieden hast, uns zu beenden, hat mich unfassbar hart getroffen. Plötzlich alles unwichtig, alles klein, alles nebensächlich. Und dann eben zu Hause, alleine mit mir.
Jeder will dich, ich hatte dich.
Ich, die Planung und Struktur in Person – wie ein Ingenieur eben tickt. Du, die keinen Rahmen braucht. Bringst den Raum zum Leuchten, immer und überall. Jeder will dich, ich hatte dich.
52 Monate im Rausch, von Urlaub zu Urlaub, von Party zu Party, von du und ich zu wir. Kaffee im Bett und getanzt in der Küche. Für immer, wollte ich, schon leise an Hochzeit gedacht.
Ich hätte überall auf dieser Welt hingehen können – das sind eben die Chancen, die ein globaler Konzern ermöglicht. Dass wir in deinen Heimatort gezogen sind, habe ich für dich getan, weil es eben dein größter Wunsch war. Niedergelassen, verflochten, aus deiner Welt wurde auch meine und ich habe es ehrlich genossen.
Auf einmal verlassen
Jetzt sitze ich hier, sechs Wochen in unserer Wohnung, ohne dich. In einer Wohnung voller Erinnerungen. Hätte ich gewusst, dass du am Abend dieser Party nicht mehr hierher zurückkehrst, wäre ich niemals ohne dich heimgegangen. Dabei war ich doch derjenige, der sich Silvester genau das gewünscht hat: „In diesem Jahr gehen wir gemeinsam heim, immer“.
Nie hätte ich gedacht, dass du mich von einem auf den anderen Tag aus deinem Leben streichst. Ich, der immer einen Plan hat – sogar Plan B und C. Da getroffen, wo es am meisten weh tut. Da, wo ich nie einen anderen Plan haben wollte – wo all mein Glück war, mein Zuhause. Du.
Verdrängung ist eben einfacher als Konfrontation.
Dass du gehen musstest, verstehe ich heute. Nie habe ich mich ehrlich damit beschäftigt, dass du vor zwei Jahren jemand anderen hattest. Verdrängung ist eben einfacher als Konfrontation. Immer im Unterbewusstsein, Fragen über Fragen, Kopfkino, Misstrauen. Ein Kampf gegen mich.
Wieso tun Menschen sich so was an? Vielleicht werde ich es nie verstehen. Ich muss verzeihen, die Verhaltensmuster aufbrechen und den Umgang ändern. Das, was mir Kontrolle und Sicherheit suggeriert hat, wo es so etwas eben nicht geben kann. Ob du zurückkommst oder nicht.
Heute bin ich bei mir, wie ich es vielleicht nie war – danke Corona! Ich trink auf dich, täglich. Gesprochen, geschrieben, gehofft. Geschrieben, gehofft. Stundenlang am Fenster, aufs iPhone geglotzt, auf ein Klingeln gewartet oder dein Auto im Hof. Kommt sie nach Hause? Fehlanzeige.
Einfach weitermachen ist nicht möglich
Natürlich habe ich schon Trennungen verkraftet. Feiern, Freunde, berauschen, ablenken mit irgendwelchen random Girls. Aber das hier ist anders und nicht wegen des Virus. Das hier ist ehrlicher, tiefer. Das hier ist sie, die eine. Noch nie so weit davon entfernt gewesen, einfach weiterzumachen.
Und so geht es, von Tag zu Tag, von Nacht zu Nacht – warten auf irgendein Zeichen. Irgendwas, an das ich mich klammern kann. Warten auf dich.
Der Glaube an uns bleibt
In vier Wochen werde ich 30. Der Tag, an dem ich einen Schritt weitergehen wollte mit dir. Zum Glück habe ich deinen Dad noch nicht gefragt, doch irgendwann werde ich das tun. Denn ich glaube an uns, bis wir wieder in der Küche tanzen!
Anm. d. Red.: Wir finden es wichtig, einzelne Perspektiven von Betroffenen und die damit verbundenen Belastungen in der Corona-Pandemie zu zeigen. Wir sind alle auf unsere ganz persönliche Weise betroffen. Die meisten Maßnahmen sind aus unserer Sicht berechtigt und notwenig, um die Pandemie einzudämmen – auch wenn das Einhalten schwerfällt. Alle Artikel zum Thema Corona findest du hier.
Headerfoto: Diego Calabrese via Unsplash. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt und gespiegelt.) Danke dafür.
13.04.2020 ähnliches Szenario, nur keine zweite Frau in Spiel sondern nur du und ich!
Und so sitze ich hier, starre vor mich hin. Fühlt sich so Corona an, ich kann nicht atmen, meine Brust tut weh, mein Herz! Die Medien berichten dass das Leben nach Corona ein anderes ist! Nach Corona?! Mein Leben ist schon jetzt weit entfernt von dem was es mal war! Du fehlst!
Und so geht es, von Tag zu Tag, von Nacht zu Nacht – warten auf irgendein Zeichen. Irgendwas, an das ich mich klammern kann. Warten auf dich.