Vor 15 Jahren. Vor 15 Jahren habe ich dich im Schwimmbad kennengelernt. Wir waren draußen im Pool. Im Wasser – es war dunkel. Auf diesen Liegen, die Bläschen machen. Obwohl es schon so lange her ist, erinnere ich mich noch so intensiv daran – als ob es gestern wäre. Du und deine 2 anderen Freunde. Wie Du mir erklärtest, wie Sterne entstehen. Ich war beeindruckt und es war sehr romantisch. Doch zu diesem Zeitpunkt waren unsere Leben einfach zu unterschiedlich
Wir waren verknallt ineinander. Wussten aber, dass das keine Zukunft haben wird. Wir blieben im Kontakt, denn meine Freundin ist mit deinem Freund zusammen gekommen. Nach deren Trennung wurde auch unser Kontakt weniger. Wenn einer von uns Geburtstag hatte, gab es mal Geburtstagsgrüße auf Facebook. Vor 5 Jahren wurde unser Geburtstagsgespräch intensiver. So intensiv, dass wir uns auf ein Date getroffen haben. Unser erstes Date.
Wir waren immer noch so Unterschiedlich. Du eher der „alternative“. Ein Grafikdesigner mit langen Haaren und deinem Skateboard. Mich hingegen nanntest du immer „Goldpüppchen“. Ich, die Rezeptionistin in einem sehr bekanntem Hotel. Lange blonde Haare und selten ohne Make-Up zu sehen. Doch die Unterschiede waren uns egal.
Akzeptanz und Respekt
Wir akzeptieren und respektieren uns. So sehr, dass wir schnell zusammen gekommen sind und auch schnell zusammen zogen. Wir konnten niemals zusammen feiern gehen. Ich stand auf Elektro und du hingegen auf Rock. Doch unsere beiden Lieblingsclubs waren direkt nebeneinander. So sind wir gemeinsam hingegangen und wieder zusammen zurück. Denn wir akzeptierten und respektieren uns.
Ich bekomme einen Antrag! – Mein Puls stieg.
Doch es sollte keine Liebesgeschichte mit tollem HappyEnd bei uns werden- hätte ich das doch bloß früher gewusst. Es war Anfang Januar. Wir planten unseren gemeinsamen Urlaub, der Ende April – 2 Tage vor meinem Geburtstag – los gehen sollte. Denn ich wollte meinen Geburtstag nicht in Deutschland verbringen. Ich habe für diesen Urlaub viel gespart und extra einen Nebenjob angefangen. Nach Thailand sollte es gehen. 2 Wochen.
Kurz vor dem Urlaub warst Du so anders zu mir, aber nicht negativ. Einfach anders. Ich weiß noch, wie wir Abends im Bett lagen und ich dir gesagt habe, wie sehr ich dich liebe. Das hast Du nicht erwidert und so frage ich Dich, wieso nicht. Du schautest mich aber nur mit Deinen wunderschönen braunen Rehaugen an, sagtest mir, dass ich mal bis zu meinem Geburtstag warten soll und küsstest mich auf die Stirn. So wusste ich, dass alles in Ordnung war.
Besuch bei den Eltern
Kurz bevor wir in den Urlaub gefahren sind, haben wir noch meine Eltern besucht. Du sagtest zu mir, dass ich doch schon mal zum Auto gehen soll, denn du müsstest noch was alleine besprechen. Alleine besprechen? Ich war verwundert, denn wir hatten doch keine Geheimnisse. An deinen Koffer durfte ich auch nicht ran gehen. Er sei Tabu für mich – ok. Darin war bestimmt ein Geschenk für mich zum Geburtstag. Ein paar Tage vor unserem Abflug haben wir bei uns im Wohnzimmer gesessen, viel gelacht, zusammen gegessen und Wein getrunken. Dabei planten wir etwas unseren Urlaub.
An meinen Geburtstag wollte ich unbedingt eine Show angucken. Du hast mich süß angelächelt und gesagt, dass Du etwas anderes mit mir vor hast. Ab da war mir alles klar: Es wird ein Antrag folgen. Ein Antrag! Ich bekomme einen Antrag! An meinem Geburtstag – wo Du genau wusstest, dass ich doch all die Jahre immer so viel Pech an meinem Geburtstag habe und deswegen mit Dir fliehen wollte!
Mein Puls stieg. Es ergab alles Sinn – wieso sonst sagtest Du, dass ich bis zu meinem Geburtstag warten soll mit einem „Ich liebe dich“ (wir beide haben diese 3 Worte immer sehr Weise gewählt), wieso sonst wolltest Du mit meinen Eltern alleine sprechen?
Es war soweit
Es war soweit, mein Geburtstag in Thailand. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wann der Antrag kommt. Wann passiert es? Ich war so aufgeregt. Auf unserem Frühstückstisch stand ein riesengroßer Blumenstrauß. WOW! Du hast mir all die Jahre noch nie Blumen geschenkt. Das war Dir nämlich zu kitschig. Deine Geschenke waren immer eher alternativ. Es gab Blumen und mein Puls stieg. Passiert es jetzt? Nein, es passierte nicht. Egal, der Tag war ja auch noch lang genug.
Auf unserem Frühstückstisch stand ein riesengroßer Blumenstrauß. WOW!
Wir haben die Gegend erkundet und sind zum Strand gegangen. Dort war eine tolle Kulisse mit Felsen direkt am Meer. Perfekt für einen Antrag. Der Puls stieg wieder – aber auch hier sollte wohl nicht der Ort sein, wo es passierte. Egal. Der Tag ging ja noch eine Weile.
Am Abend wollten wir dann essen gehen. Ich habe mich besonders schön für dich gemacht. Du hast meine Haare geliebt, wenn ich sie offen getragen habe. Beim Essengehen stieg mein Puls wieder. Beim Essen einen Antrag bekommen? Das wäre zu einfach für dich und nicht speziell genug. Du mochtest das spezielle.
Vergebliches Warten?
So war es für mich okay, dass ich auch hier wieder vergebens gewartet habe. Die Stunden vergingen und die Wahrscheinlichkeit, einen Antrag zu bekommen, sank stündlich. Abgeschminkt lag ich im Bett und mir wurde bewusst, dass jetzt nichts mehr passieren würde. Das versprochene „Ich liebe Dich“ hätte nun geholfen. Doch auch das kam nicht. Ich fing an zu weinen. Leise.
Ich wollte nicht, dass Du das mitbekommst. Du kennst mich aber zu gut und fragtest mich, was los sei. So erzählte ich Dir nur, dass ich auf ein „Ich liebe Dich“ gewartet habe, denn Du wolltest es mir heute sagen.
Ich dachte ich bekomme einen Antrag – Du hast dich getrennt.
Und so sagtest Du mir, dass Du mich nicht mehr liebst. An meinem Geburtstag. Ich wollte mit Dir fliehen – fliehen vor meinem Geburtstagspech. Am zweiten Tag von unserem Urlaub – für den ich so intensiv gespart hatte. Ich habe mir die Seele aus dem Leib geweint. Ich dachte, ich bekomme einen Antrag – Du hast Dich getrennt. War ich zu naiv?
Mein Herz ist gebrochen.
Headerfoto: Joshua Rawson-Harris via Unsplash. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!