Alles, was du über Sex nach der Entbindung wissen solltest


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Ob Vaginalgeburt oder Kaiserschnitt, die Entbindung sorgt – genau wie die Schwangerschaft – für große Veränderungen in deinem Körper. Dazu kommt, dass ihr von einem Tag auf dem anderen nicht mehr nur zu zweit, sondern zu dritt seid. Ihr habt also nicht mehr so viel Zeit für einander wie vor der Geburt. Und das kann sich auf euer Sexleben auswirken. Das heißt aber nicht, dass ihr nie wieder heißen, ausgiebigen Sex haben werdet! Nur vermutlich nicht gerade in den ersten Wochen, nachdem du euer Kind zur Welt gebracht hast.

Manche Mütter erzählen, dass sich das erste Mal nach der Entbindung wie ihr allererstes Mal anfühlte.

„Manche Mütter erzählen, dass sich das erste Mal nach der Entbindung wie ihr allererstes Mal anfühlte“, erzählt Meghan Conway, eine Hebamme und Mitinhaberin von Wyld Womyn, einem New Yorker Unternehmen, das unter anderem vorbereitende und postpartale Kurse anbietet. „Nach der Entbindung sind deine Denkweise, dein Geist und dein Körper komplett anders – genau wie die Beziehung zu deiner Partnerin oder deinem Partner. Deswegen kann es sich so anfühlen als würdest du Intimität wie damals erleben, als die Beziehung noch ganz frisch war“.

Wie lange muss ich nach der Geburt warten, bis ich wieder Sex haben darf?

Nach der Entbindung dauert es im Schnitt etwa sechs Wochen, bis sich der Wochenfluss einstellt, sprich die Wunde in der Gebärmutter abgeheilt ist. Die meisten Ärztinnen und Ärzte empfehlen, erst dann wieder vaginalen Geschlechtsverkehr zu haben, – sofern ihr beide schon wieder Lust verspürt – weil sonst das Risiko einer Infektion zu hoch ist. Am besten fragst du deine Hebamme oder deine*n Gynäkolog*in beim Check-up, ob dein Körper schon so weit ist. Sie oder er kann beurteilen, ob alles verheilt ist.

Wie bei fast allen Beziehungsdingen gilt auch hier: Kommunikation ist das A und O.

Ob es sich dann aber schon wieder gut anfühlt und du Spaß am Sex haben wirst, kann dir niemand sagen. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Geschlechtsverkehr für viele erst sechs bis 12 Monate nach der Geburt wieder angenehm ist“, erklärt die Hebamme und ebenfalls Mitinhaberin von Wyld Womyn Alyia Cutler. Probiere es also vielleicht immer mal wieder vorsichtig aus. Und wie bei fast allen Beziehungsdingen gilt auch hier: Kommunikation ist das A und O.

So verändert sich dein Körper nach der Geburt

„Selbst, wenn du mental und emotional bereit dazu bist, wieder Sex zu haben, dein Körper ist nicht der gleiche wie vor der Entbindung“, so Cutler. Er muss sich von einem Kaiserschnitt, einem Dammriss oder anderen Verletzungen erholen. Vielleicht gab es während der Schwangerschaft oder als du dein Kind zur Welt gebracht hast Komplikationen, die er durchstehen musste. Aber selbst, wenn du Glück hattest und bei dir alles relativ glatt lief, fühlt sich Sex nach der Geburt meist anders an als zuvor – schließlich haben deine Beckenbodenmuskulatur und deine Vagina in den letzten Monaten einiges durchgemacht.

Viele Frauen verspüren beim „ersten Mal“ sogar Schmerzen: Laut einer australischen Studie mit über 1.200 Frauen betrifft es fast 86 Prozent der Mütter. Eine irische Untersuchung spricht dagegen von 44 Prozent. Sie bezieht sich auf Paare, die in den ersten drei Monaten nach der Entbindung penetrativen Geschlechtsverkehr haben und besagt auch, dass die Zahl nach etwa einem Jahr bei weniger als 20 Prozent liegt.

Wenn der Bauch durchsichtig wäre und du sehen könntest, wie es in dir aussieht, würdest du auf keinen Fall denken, dass du schon bereit bist, Sex zu haben.

„Ganz gleich wie dein Kind zur Welt gekommen ist, du hast eine große Wunde im Inneren des Uterus, wo die Plazenta war“, sagt Conway. „Wenn der Bauch durchsichtig wäre und du sehen könntest, wie es in dir aussieht, würdest du auf keinen Fall denken, dass du schon bereit bist, Sex zu haben. Aber weil wir es nicht sehen können, denken wir oft, alles wäre wieder „normal“ – wir können schließlich stehen, laufen und unsere täglichen Aufgaben erledigen.“

Auch deine Hormone geraten nach der Geburt ein bisschen aus dem Gleichgewicht, erklärt Cutler. Vor allem, wenn du stillst. Dein Östrogenspiegel ist niedriger und der wirkt sich typischerweise auf deine Libido aus und die Fähigkeit, feucht zu werden. Und der Schlafentzug und die konstante Erschöpfung machen die ganze Sache auch nicht leichter.

Emotionale Veränderungen nach der Geburt

Laut Cutler haben die Eltern von Neugeborenen – und besonders die Personen, die stillen – oft ein geringeres Bedürfnis nach körperlicher Nähe, weil das bereits durch das Kind gestillt wird. Du trägst durch die ganze Wohnung, um es zu beruhigen, wenn es schreit. Du wippst mit ihm auf und ab, damit es endlich einschläft. Du stillst es stundenlang und verlierst jede erotische Verbindung zu deinen Nippeln.

Am Ende des Tages willst du von niemandem mehr angefasst werden und einfach mal ein paar Minuten für dich haben. „Ohne das jetzt böse zu meinen, aber ein Baby ist ein bisschen wie eine Rosine: Es zieht alle Nährstoffe aus dir, all deine Energie, alles was du hast.“

Ohne das jetzt böse zu meinen, aber ein Baby ist ein bisschen wie eine Rosine: Es zieht alle Nährstoffe aus dir, all deine Energie, alles was du hast.

Noch mal zurück zum Thema stillen: Es kann sein, dass beim Sex oder allgemein, wenn du angeturnt bist, etwas Milch rausläuft. Manche Menschen mögen das Gefühl nicht, andere ja. Und manchen ist es egal. Wir sind eben alle verschieden. Das zeigt sich auch darin, dass sich einige Frauen nach der Geburt nicht richtig wohl in ihrer Haut fühlen, weil sich ihr Körper so verändert hat.

Kein Wunder, wenn sie sich ständig Celebrity-Mütter anschauen müssen, die gefühlt zwei Tage nach der Geburt schon wieder einen flachen Bauch haben. Es gibt auch Mütter, denen ihr eigener Körper erst Mal fremd oder unvertraut erscheint. Aber das alles ist absolut normal und kein Grund zur Beunruhigung. Du musst dir einfach nur etwas Zeit geben und nicht zu schnell zu viel von dir erwarten.

Was du beim Sex nach der Entbindung beachten musst

Manche Menschen möchten relativ schnell nach der Geburt wieder Sex haben. Wenn das bei dir so ist, gibt es ein paar Tricks, die es unter Umständen angenehmer für dich machen. Das wichtigste ist, Gleitgel zu verwenden, weil dein Körper weniger natürliches Gleitmittel produziert. Außerdem solltest du besonders viel Wasser trinken, um deinen „Körper zu hydrieren und zu unterstützen“. Laut Conway stellt masturbieren eine tolle Möglichkeit dar, „zu experimentieren und die Muskeln deiner Libido zu trainieren“. So findest du heraus, was sich gut anfühlt und was nicht.

Vielleicht ist Oralsex angenehmer für dich, vielleicht Analsex. Vielleicht fummelt ihr auch einfach nur ein bisschen oberhalb der Hüfte.

Wenn du zwar Lust hast, vaginale Penetration aber noch zu schmerzhaft oder unangenehm ist, gibt es auch andere Möglichkeiten. „Vielleicht ist Oralsex angenehmer für dich, vielleicht Analsex. Vielleicht fummelt ihr auch einfach nur ein bisschen oberhalb der Hüfte.“ Probiert es einfach aus.

Ohne Sex Intimität erzeugen

Sex ist nicht der einzige Weg zu Nähe und Vertrautheit. „Ihr könnt euch tief in die Augen schauen, Händchen halten oder euch innig umarmen. Kuschelt euch an einander, wenn ihr einen Film schaut oder massiert euch gegenseitig. Oder geht gemeinsam spazieren und unterhaltet euch dabei über Gott und die Welt, wenn Berührungen gerade keine Option für dich (oder euch) sind“, so Cutler.

Viele Menschen denken, sie müssten direkt nach der Entbindung wieder Sex haben, ob sie nun bereit dafür sind oder nicht. Für das schlechte Gewissen sorgt oftmals aber gar nicht der Partner oder die Partnerin, sondern die eigene Stimme im Kopf.

Frage dich selbst, was du gerade brauchst, was du dir wünschst. Ist es sexuelle Befriedigung? Körperliche oder emotionale Nähe? Nur du kannst das beantworten.

Laut Cutler sagen manche Frauen sagen Dinge wie: Wir haben schon seit zehn Monaten keinen Sex mehr, weil mir während der Schwangerschaft nicht danach war. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich es ihm schulde. Dass es an der Zeit ist. Ein weiterer Faktor ist oft die Gesellschaft und der eigene Freundeskreis sein. Doch dadurch solltest du dich nicht beeinflussen lassen. Hör auf deinen Körper und mach das, was sich für dich richtig anfühlt.

„Sei ehrlich mit dir und deinem Partner oder deiner Partnerin“, rät Cutler. Frage dich selbst, was du gerade brauchst, was du dir wünschst. Ist es sexuelle Befriedigung? Körperliche oder emotionale Nähe? Nur du kannst das beantworten. „Es gibt diese Bilder auf Instagram und Co., bei denen Intimacy durch Into me, I see beschrieben wird“, so Conway. „Das klingt zwar kitschig, aber da ist auf jeden Fall etwas dran“.

Wenn du deine eigenen Bedürfnisse ignorierst und dadurch unglücklich wirst, wie sollst du dann Nähe, Vertrauen und Intimität mit einer anderen Person aufbauen? Also sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin, was du gerade brauchst – sei es Sex, Fast Food, Komplimente, eine Umarmung oder eine halbe Stunde nur für dich allein. Achte auf dich, damit du auch genügend Energie für dein Kind hast.

Headerfoto: Stockfoto von nd3000/Shutterstock. („Körperliches“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

Text: Erika W. Smith.

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