Mit dem Zug durch Europa und das ganz alleine? Ist das nicht nur was für sehr junge Leute? Nein. Unsere Autorin hat es gemacht und ist total überzeugt: Beim alleine Reisen ist man unabhängig und wächst über sich hinaus.
Mit dem Zug durch Europa und die Freiheit genießen, hinfahren zu können, wo man möchte? Genau das hab ich gemacht. Ticket gekauft, Hostels gebucht und los. Obwohl meine Route vorher schon feststand, konnte ich sie jederzeit kurzfristig ändern.
Viele denken vielleicht, so etwas ist eher für junge Leute, die noch in der Ausbildung oder dem Studium sind. Aber ich sag euch was: Mit Anfang 30 und beiden Beinen im Berufsleben könnt ihr solche Abenter genauso genießen. Auch wenn mein Rücken nach zwölf Nächten in Hostel-Betten etwas anderes sagt. Ich würde es wieder machen, auch mit Mitte 50, solange man körperlich fit ist, gibt’s kein „zu alt“.
Viele denken vielleicht, so etwas ist eher für junge Leute, die noch in der Ausbildung oder dem Studium sind.
Außerdem möchte ich mit dem Vorurteil aufräumen, als Frau allein bzw. ohne Partner:in zu reisen, sei nicht sicher genug oder langweilig. Natürlich gibt es Situationen, denen ich eher aus dem Weg gehe, zum Beispiel abends nicht alleine ausgehen, nicht in Gespräche mit Fremden verwickeln lassen, die mir ein ungutes Gefühl geben, oder nur in Frauenzimmern übernachten. Dennoch gab es viele freundliche Menschen, die sehr hilfsbereit waren und meine Reise so besonders gemacht haben.
Wer zu zweit oder mit mehreren Leuten reist, bleibt doch eher in seiner eigenen Bubble, alleine lernt man viel schneller neue Leute kennen.
Wer zu zweit oder mit mehreren Leuten reist, bleibt doch eher in seiner eigenen Bubble, alleine lernt man viel schneller neue Leute kennen. Aus aller Welt sind mir welche begegnet, die ebenfalls alleine reisten und mit denen ich tolle Gespräche hatte. Ein weiterer großer Vorteil, wie ich finde, ist, dass jeder Tag so gestaltet werden kann, wie man möchte, ohne sich mit jemandem absprechen zu müssen. Der Mensch verpasst einfach zu viel, wenn er immer auf andere wartet. Wer doch Lust auf Gesellschaft hat, kann sich mit anderen Reisenden vernetzen, viele Hostels bieten dafür tolle Aktionen an.
Der Mensch verpasst einfach zu viel, wenn er immer auf andere wartet.
Natürlich hat alles seine Vor- und Nachteile: Wer allein reist, muss sich oft mit neuen Situationen auseinandersetzten und Probleme selber lösen. Doch dadurch wird einem erst bewusst, was alles machbar ist, auch wenn oft der Gedanke kommt: Was für ne Scheiße! Ich finde, alleine zu reisen ist einfach nochmal next Level.
Außerdem muss man es auch erstmal mit sich alleine aushalten können, womit viele Menschen ja ein Problem haben. Ohne Gesellschaft fühlen sie sich einsam und wissen nichts mit sich anzufangen. Eine Erkenntnis, die auf Reisen auch gut aufgearbeitet werden kann. Wer mutig genug ist, alleine zu reisen, der kann auch mutig genug sein, andere anzuquatschen, woraus vielleicht ein tolles Gespräch oder im allerbesten Fall sogar eine Freundschaft entsteht. Einfach auf das eigene Bauchgefühl hören und eine Portion Selbstvertrauen mitbringen.
Wer mutig genug ist, alleine zu reisen, der kann auch mutig genug sein, andere anzuquatschen.
Mein prägendstes Ereignis war definitiv der Weg zum Mont Blanc. Für jemanden, der super dolle Höhenangst hat, war es eine Herausforderung, zum höchsten Berg von Europa zu fahren. Dabei war dieser Stopp eigentlich nicht eingeplant. Ich suchte nach Wanderwegen in der Schweiz und kam nach einiger Recherche irgendwie zum Mont Blanc. Als ich die Bilder sah, war mir klar: Da will ich hin.
Es gab sowohl eine Seilbahn auf die 3800 Meter hohe Plattform als auch eine Waldbahn auf 1900 Meter. Die Seilbahn hatte eine Steigerung von 110 %, da war ich definitiv raus, auch wenn ich lange überlegt hatte. Ich entschied mich für die Bahn auf 1900 Meter und wurde mit einer unglaublichen Aussicht belohnt. In dem Moment wusste ich, wie sehr es sich gelohnt hatte, diese Reise zu machen.
Zu allem Neuen gehört halt auch etwas Mut, aber man lernt dadurch so viel dazu und wächst über sich hinaus.
Zu allem Neuen gehört halt auch etwas Mut, aber man lernt dadurch so viel dazu und wächst über sich hinaus. Also, wenn ihr Lust habt zu reisen oder neue Dinge auszuprobieren, macht es einfach, es sind Erfahrungen, die euch keine:r mehr nehmen kann.
Madame Sarah liebt das Schreiben genauso wie neue Herausforderungen. Schließlich ist das Leben zum Leben da, egal was andere von einem halten. Mehr von Madame Sarah findet ihr bei Instagram.
Headerfoto: Dajana Reçi. (Kategorie-Button hinzugefügt.) Danke dafür!