Zu Teil 1 dieser Geschichte geht es hier.
Ich sitze im Taxi. Aufgeregt, übermüdet und von einem schüchternen Grinsen beseelt. „Wo geht’s hin?“ fragte mich der Taxifahrer. „Nach Schweden“, antwortete ich knapp. „Wegen Arbeit oder Urlaub?“ kam in einem sympathischen türkischen Akzent aus seinem Mund. „Wegen der Liebe“ erwiderte ich mit einem breiten Grinsen. Stolz erzählte er mir von seiner Familie.Als ich beim Flughafen Tegel ankam, ging gerade die Sonne auf. Über einem Stacheldraht-Zaun stieg sie empor und war wie ein gutes Omen für das Abenteuer, das auf mich wartete.
Angekommen in Göteborg lief ich fröhlich grinsend durch die Schleuse und hörte 80s-Pop. Doch Alice stand noch nicht am Ausgang. Bisher kannten wir uns nur durch die Wunder des 21. Jahrhunderts. Tinder, WhatsApp und alles, was dazu gehört. Es war ein glücklicher Zufall, der uns zueinander brachte. Ich hatte die Flirt-App nur 3 Tage installiert und glaubte eigentlich nicht daran. Doch wir matchten und verstanden uns so gut, dass es sich anfühlte, als würde man(n) mit einem Seelenpartner schreiben.
‚Stimmt die Chemie?‘ fragte ich mich und doch gab es einen inneren Glauben, dass es passen wird. Da stand sie nun. Wunderschön, sympathisch und ebenso aufgeregt.
Und nun stehe ich vollgepumpt mit Adrenalin am Flughafen in Schweden. Das Land, das ich bisher nur durch IKEA, Fever Ray und Techno kannte. „Stimmt die Chemie?“ fragte ich mich und doch gab es einen inneren Glauben, dass es passen wird. Der Standort wurde gesendet, es wurde sich zueinander telefoniert und da stand sie nun. Wunderschön, sympathisch und ebenso aufgeregt.
Sofort begannen wir, auf Englisch zu reden. Ihr Akzent ist einfach zum Anbeißen und es war so, als ob wir uns schon ewig kannten, obwohl wir uns gerade erst seit einem Monat schrieben. Keine Unsicherheit, keine Grenzen und dafür jede Menge Offen- und Ehrlichkeit. Uns beiden ist dies sehr wichtig, denn es gibt wohl kein wichtigeres Fundament für eine Verbindung als Vertrauen.
Schweden gefiel mir genauso wie meine wundervolle Fahrerin. Ich blickte durch das Fenster und sah Wälder, welche mich an meine Heimat erinnerten. Ein Gefühl von zu Hause in einem bis dato fremden Land. Als wir ihr Haus erreichten, war ich begeistert. Zwei sympathische Häuser flankierten ein großes, welches mich an die Villa aus Pipi Langstrumpf erinnerte. Gelb und nicht mehr ganz taufrisch.
Die Wohnung hätte nicht sympathischer sein können und ich fühlte mich auf Anhieb wohl. Nicht so klein wie mein heimisches Plattenregal, in dem ich in Berlin wohne. Alte Möbel, eine neue Couch und viele kleine Details ließen mich genauso lächeln wie meine liebliche Gastgeberin. Es knisterte permanent zwischen uns und so dauerte es nicht lange, bis die Information, dass sie Eis für mich eingekauft habe, genügte, die Lippen aneinander zu schmiegen.
Es knisterte permanent zwischen uns und so dauerte es nicht lange, bis die Information, dass sie Eis für mich eingekauft habe, genügte, die Lippen aneinander zu schmiegen.
Ich bin ein Eis-Junkie und stehe wohl einfach auf süße Dinge. Es fühlte sich unglaublich gut an und wir machten uns alsbald fertig, den sonnigen Tag zu genießen. Der kurze Zwischenstopp bei IKEA war irgendwie niedlich. Hot Dog, Eis und etwas für das Picknick im Supermarkt einkaufen und schon ging es zu dem wohl schönsten See, den ich je gesehen habe. Nur zwei Kids spielten im Schatten einer offenen Holzhütte Schach. Ansonsten war niemand weit und breit.
Wir kicherten und scherzten. Angekommen bei „Alice im Wunderland“. Also ab in den Kaninchenbau. Das Wasser war angenehm und die Steine glitschig. Hinein gewatet, geschwommen und tief getaucht ins Herz des anderen. Wieder angekommen zu Hause, kamen wir uns umgehend näher und explodierten in einem fantastischen Lustspiel. Von nichts weiter berauscht als einem großen Gefühl.
Später saß ich auf dem schönen Balkon mit Blick auf den Waldrand, rauchte eine Zigarette und schrieb meinen Freunden nur „Alice gut“. Eng umschlungen schliefen wir selig ein und freuten uns auf 2,5 weitere Tage im Glück.
Die Nähe riss von nun an nicht mehr ab und so wurde selbst beim Frühstück geknutscht, gekichert und gestreichelt. Diesmal ging es zurück nach Göteborg, da meine Liebste nur in einem kleinen Dorf etwas entfernt wohnt. Wir stellten das Auto am Bahnhof ab und fuhren mit dem Zug in die Stadt. Wir redeten und öffneten uns beide komplett. Wir sprachen über alles, wirklich alles. Ohne Angst und Vorsicht.
Angekommen war das erste Ziel ein Plattenladen. Im Einkaufsbeutel landeten eine David Bowie-Platte, eine Queen-CD für das Auto und eine Joy Division-Tasse für daheim. Beim Spazieren-Gehen scherzten wir stets über das, was wir nicht sein wollten, und träumten davon, wie wir uns eine Zukunft vorstellen.
So unkompliziert und leicht kann es sein. Essen gehen, zu einer coolen Steam-Punk-Bar, umher schlendern und schon kamen wir bei einem sehr schönen mexikanischen Restaurant an, wo der Stil der 20er Jahre in jedem Zentimeter zu erkennen war. Und so saßen wir verliebt am Tisch, aßen, tranken und machten Fotos von unserem Stolz. Auf dem Heimweg gab es natürlich noch ein Eis für meine Wenigkeit und viele Küsse überall in der Stadt.
Nachdem wir abermals übereinander herfielen, lagen wir selig auf der Couch und dem Engel neben mir entwichen die wohl schönsten 3 Worte der Welt: ‚I love you‘.
Als wir wieder bei ihr zu Hause waren, wurde sofort die Queen-CD im Auto eingelegt und Radio Ga Ga gespielt, während die Sonne langsam unterging. Es gab noch kurz einen kurzen und netten Plausch mit dem lieben Bruder, welcher am großen Haus arbeitete. Ich fühlte mich mehr als willkommen. Nachdem wir abermals übereinander herfielen, lagen wir selig auf der Couch und dem Engel neben mir entwichen die wohl schönsten 3 Worte der Welt: „I love you“.
Kurz nachdem die Worte der bezaubernden Lady entflogen waren, war sie selbst etwas überrascht und kicherte ganz verlegen. Es fiel mir nicht schwer, es zu erwidern, weil es sich einfach richtig anfühlte. Es ist nicht üblich für uns beide, dies so schnell zu sagen, aber was soll’s. Wenn es aus dem Herzen kommt, gibt es keinen Grund sich dafür zu entschuldigen. Ganz besonders, wenn beide gleich fühlen. Unser Leben ist viel zu kurz für Angst.
Manche werden sich jetzt denken: „Meine Güte ist das unvernünftig“. Doch ich denke, dass Liebe Mut, Vertrauen und Freiheit braucht. Die Freiheit, ohne Angst in das zu investieren, was sich wohl jeder Mensch wünscht. Gerade in der heutigen Welt ist vieles so unverbindlich und offen. Ablenkung überall.
Nach einem Leben in diesen Zwischenwelten konnte ich endlich so richtig ausatmen und vor allem endlich einem klaren Ziel entgegen sehen. Es kann nicht schöner sein und ich denke, dass jetzt genau der richtige Moment dafür ist.
Die Geschichte hat gerade erst begonnen. Ich freue mich darauf.
„Alice, jag älskar dig.“
Headerfoto: Joanna Nix via Unsplash. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!
Wow, das klingt ja fast zu gut, um wahr zu sein! Bin gespannt, wie es weitergeht und drücke alle Daumen. Ich habe diesen Sommer einen tollen Schweden kennengelernt, mit dem es auch so geknistert hat, aber leider ist nichts gelaufen. Euch weiterhin alles Liebe, live the dream!
Wow! Ich habe selbst gerade jemanden in Dänemark über Tinder kennengelernt und gedacht, ist das dumm, ich lass das. Macht Mut.
Oh Mann, mir gehts genauso!