Sich zu verlieben ist eine aufregende Sache – und hat bei mir öfter einem bestimmten Muster gefolgt. Doch ich habe gelernt: Es kann genau das Richtige sein, wenn alles auf einmal ganz anders läuft. Denn auch, wenn ich es für mich selbst lange nicht wahrhaben wollte: Es gibt tausend Arten, sich zu verlieben.
Schnell oder langsam
Mich zu verknallen hat sich bisher in der Regel so angefühlt, wie vom Bus angefahren zu werden. Wie ein Schock, der alles anders werden lässt. Auf einmal denke ich beinahe 24/7 an diesen Menschen, finde ihn vom ersten Blick an wunderschön und es gibt für mich keinerlei Bedenken. Ich kann mich nun für die elektronische Musik begeistern, die er gerne hört, möchte so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen.
Lange Zeit dachte ich, das ist für mich der einzige Weg. Schockverliebt oder gar nichts.
Lange Zeit dachte ich, das ist für mich der einzige Weg. Schockverliebt oder gar nichts. Ich kenne die Person doch gar nicht so gut? Womöglich ist das mehr Projektion als Verliebtsein? Egal. Irgendwie hat es, zumindest in den wichtigen Fällen, für mich funktioniert. Und das so gut, dass ich beinahe nicht mehr geglaubt hätte, dass es auch anders geht.
Dieses Mal wurde ich nicht vom Bus angefahren. Stattdessen sitze ich in einem Zug, der langsam Fahrt aufnimmt. Dass ich auf einer schönen Reise bin, war mir zunächst gar nicht wirklich klar. Denn als die erste Schockverliebtheit ausblieb, habe ich mich gedanklich schon beinahe von der Vorstellung verabschiedet, dass hier mehr als Freundschaft im Spiel sein könnte.
Irgendwie hat sich alles langsam und natürlich in eine andere Richtung entwickelt.
Aber irgendwie hat sich alles langsam und natürlich in eine andere Richtung entwickelt. Und ich kann das jetzt anerkennen und schätzen: Dass ich nicht nur alle meine Wünsche und Vorstellungen in ein hübsches Gesicht hineinprojiziere. Sondern dass ich jemanden immer mehr mag, je besser ich ihn kennenlerne. Dass da dann auf einmal diese Anziehung ist. Dass jeder Anfang unterschiedlich ist und Emotionen sich nicht planen lassen. Dass, obwohl ich mich üblicherweise schnell verknalle, alles eben auch ganz anders laufen kann.
Einfach oder kompliziert
Und noch etwas: Am Anfang kann alles rosarot und wunderschön sein. Oder eben ein bisschen kompliziert. Da wollen nun zwei Menschen miteinander auskommen, die beide ihre Geschichten, Kommunikationsweisen und auch Probleme mitbringen. Das kann problemlos funktionieren. Oder es kracht ein paar Mal richtig, es müssen Grenzen gesetzt und Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden, bis die richtige Balance hergestellt ist.
Ein etwas holpriger Start bedeutet nicht unbedingt, dass alle Hoffnung verloren ist. In der ersten Kennenlernphase ist oft viel Unsicherheit im Spiel – gerade als jemand, der oder die sich schnell verknallt.
Aus Gesprächen mit Freund*innen und auch aus eigener Erfahrung weiß ich: Ein etwas holpriger Start bedeutet nicht unbedingt, dass alle Hoffnung verloren ist. In der ersten Kennenlernphase ist oft viel Unsicherheit im Spiel – gerade als jemand, der oder die sich schnell verknallt. Aber auch die äußeren Umstände können das Ganze ziemlich verkomplizieren. Ich habe beispielsweise einen grandiosen Sinn dafür, mich immer dann ernsthaft zu verknallen, bevor ich mehrere Monate ins Ausland gehe. So auch jetzt.
Was nun daraus wird? Kann ich nicht sagen. Aber, optimistisch wie ich bin, tippe ich auf etwas Gutes. Allerwenigstens weiß ich jetzt, dass anfängliche Schockverliebtheit und Anziehung nicht alles sind – und ganz bestimmt kein Garant für eine schöne Beziehung, egal welcher Art.
Headerfoto: artawkrn (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!