Unsere Autorin weiß, dass der Mann an ihrer Seite ihr Ehemann werden soll – und macht ihm bei Sonnenuntergang einen Heiratsantrag. Allerdings reagiert er nicht so, wie sie es gehofft hatte. Er beendet kurz danach die Beziehung.
Ich war bereit, wochenlang hab ich mich jeden Tag aufs Neue für ihn entschieden. Ich hatte den Ring fest in meiner Tasche und war mir sicher. Jeden Tag. Ich war nervös und unsicher, weil natürlich die Gefahr bestand, dass er nein sagen könnte. Aber ich war voller Hoffnung. Ich wusste, es würde sich lohnen.
Ich hatte den Ring fest in meiner Tasche und war mir sicher. Jeden Tag.
Als ich ihn bei Sonnenuntergang fragte, verließ mich meine Hoffnung. Er kämpfte mit sich und meinte, er wäre noch nicht bereit. Das akzeptierte ich, obwohl wir zuvor oft drüber gesprochen hatten und er meinte immer: „Ja, wir heiraten.“ Ich akzeptierte es trotzdem. Es war verletzend und ich schämte mich, aber ich wusste, für mich wird sich nichts ändern, meine Gefühle sind da und ich wollte ihm sagen, dass ich bereit bin, mein Leben mit ihm zu verbringen. Ob verlobt oder letztendlich nicht.
Seine nächste Frage war: „Wird sich jetzt was verändern?“ Ich verneinte, weil sich für mich alles richtig angefühlt hatte. „Verändert sich was für dich?“, fragte ich ihn. Er verneinte, aber es wäre für ihn noch nicht der Zeitpunkt für eine Verlobung. Drei Tage später hat er die Beziehung beendet.
Drei Tage später hat er die Beziehung beendet.
Das kam für mich aus heiterem Himmel, ich stand da und wusste nicht, was los ist. Weil er mir jeden Tag gezeigt hat, wie sehr er mich liebt. Er behandelte mich mit so viel Respekt und Liebe, ich habe keine Sekunde gezweifelt. Ich wurde noch nie so geliebt wie von ihm. Ich hatte so viele Fragen, so viel Ungewissheit.
Aber ihm wurde klar, dass er noch nie etwas alleine geschafft hatte. Dass er sich immer an andere angepasst hat und noch nie was für sich gemacht hat. Dass er noch nicht der Mensch war, der er sein wollte. Ihm wurde klar, dass er es an meiner Seite nicht schaffen würde. Also entschied er sich für die Trennung, nicht für mich.
Ihm wurde klar, dass er noch nicht der Mensch war, der er sein wollte.
Wir hatten viele Gespräche, lange Erklärungen, die für mich keinen Sinn machten, die ich nicht verstand. Es gab keinen triftigen Grund, sich zu trennen. Die Möglichkeit, etwas alleine zu schaffen, war zwar mit mir auch möglich, aber das wollte er nicht mehr. Und dann wurde mir eins klar: Er macht Schluss, weil er durch mich, nicht zu sich findet. Diese Erkenntnis war ungreifbar für mich, weil ich immer an uns geglaubt hatte. Weil er mir immer das Gefühl gegeben hatte, dass er auch an uns glaubt.
Ich bin nicht böse. Ich bin verzweifelt und endlos traurig und ich habe Fragen, die mir nicht beantwortet werden können, nicht mal von ihm. Aber wie könnte man auf jemand wütend werden, der sich trennt, weil er an sich arbeiten möchte – und das alleine?
Ich bereue den Antrag nicht, nicht eine Sekunde, er war wichtig für mich und hat sich richtig angefühlt. Mit dem Outcome hätte ich nur nicht gerechnet: Ich wollte ihn heiraten und drei Tage später war meine Beziehung vorbei.
Headerfoto: Elina Volkova. (Kategorie-Button hinzugefügt.) Danke dafür!