Unsere Autorin hat Flugangst, aber das kann sie nicht davon abhalten, trotzdem ins Flugzeug zu steigen. Mit kleinen Tricks und viel Humor überlistet sie sich erfolgreich selbst – und ist am Ende irre stolz auf sich.
Mit den anderen Ölsardinen in der Kiste
Mit leuchtenden Augen und vollem Herzen trete ich aus dem Flughafen heraus. Die Sonne scheint, die Winterjacke hätte ich zuhause lassen können und der Koffer scheint so viel leichter als vor dem Start. Heute war mein erster Allein-Flug, abgesehen von dem brüllenden Kind direkt vor mir, dem betenden Vater, der sein Mantra immer und immer wieder zu wiederholen schien, und Business-Menschen, die, als ich an ihnen vorbeiging, wissend über ihr Platzprivileg grinsten, weil man selbst eben zum unteren Ende der Gesellschaft zählt – den Ölsardinen.
All das hilft einem jedoch nicht weiter, wenn sich Absturzszenarien wiederkäuend ins Gehirn brennen.
All das hilft einem jedoch nicht weiter, wenn sich Absturzszenarien wiederkäuend ins Gehirn brennen, vor lauter Aufregung heftige Magenprobleme aufkommen und nur langsam Luft aus dem Körper entweichen kann. Wenn schwitzige Hände nach Halt suchen und nur die siffige Lehne der Nachbarin finden oder den kalten Oberarm, der Revier markierend auf der eigenen Lehne thront. All das hilft nicht, wenn eigentlich doch alle in einem Boot sitzen – hier eher in einer Kiste – aber jede:r sich selbst am nächsten ist.
Wie kann ich also – trotz all dieser Widrigkeiten – in solch ein Flugzeug steigen?
Es ist wie bei so vielen Dingen im Leben: Meine Gedanken sind meine Superkraft
Buddha sagt: „What you think, you become.“ Mit diesem Mantra laufe ich stur durch den Flughafen, grinse triumphierend und belehre mich selbst eines Besseren. Immer, wenn ich darüber nachdenke, was alles passieren kann, warum das Flugzeug wackelt, der Mann in der Reihe vor mir so einen komischen Gesichtsausdruck hat oder Menschen manchmal einfach scheiße sind, dann mache ich mir klar, dass diese sorgenvollen Gedanken aus der Zukunft oder der Vergangenheit in diesem Moment nicht real sind und Menschen einfach sein dürfen, wie sie sind.
Buddha sagt: What you think, you become.
Meine Gedanken wollen mir nur ein Schnippchen schlagen, sie spielen mit mir, fordern mich heraus und genießen ihre übermächtige Präsenz. Pfff – ohne mich 😉
Gedanken – Was denkt ihr eigentlich, wer ihr seid?
Und so sage ich ihnen immer wieder „Hallo, nicht schön, dass ihr da seid. Aber ihr seid nun mal da“, nehme ein spannendes Buch mit, hebe mir mindestens zehn verschiedene Podcasts für den Flug auf und packe meine Noise-Cancelling-Kopfhörer ein. Ich schaue einen Actionfilm, der einfach so spannend und vor allem laut ist, dass mich nichts anderes mehr interessiert, und manchmal konzentriere ich mich sogar auf meine Atmung, wenn ich innerlich völlig eskaliere. Denn wenn ich meinen Atem zähle, kann ich nicht mehr denken. Also schon, aber ihr wisst schon, es funktioniert.
Und wenn ich mich schon vor dem Flug veräppeln will, dann bin ich einfach schon drei Stunden früher am Flughafen, damit ich mich ärgern kann, dass ich mal wieder maßlos übertrieben habe, weil die Check-In-Schalter eh nicht früher öffnen. Who cares?
Nehmt euch mit Humor und tretet aus eurer Komfortzone heraus, dieses Gefühl macht süchtig.
Nehmt euch mit Humor und tretet aus eurer Komfortzone heraus, dieses Gefühl macht süchtig. So schaffe ich es zwar nicht, vollkommen entspannt zu sein, aber doch einen Eskalationsgrad zu erreichen, der mich nicht völlig aus der Realität wirft. In diesem Sinne: Wir sind nicht unsere Gedanken. Wir können Vieles schaffen.
Headerfoto: Jason Toevs (Kategorie-Button hinzugefügt.) Danke dafür!