Vom Burnout zum Boreout: Wie der falsche Job mich total runterzieht

Ich sitze hier auf meiner Fensterbank mit Kaffee und Kippe (wann werde ich dieses Kacklaster endlich los?!) und kann meine Stimmung und meine Gedanken beim Pingpong spielen beobachten.

Ich bin momentan so gar nicht ausgeglichen. Gehe abends spät ins Bett und quäle mich morgens raus.

Ich bin momentan so gar nicht ausgeglichen. Gehe abends spät ins Bett und quäle mich morgens raus. Mein Freund mit seinem krass positiven Mindset würde jetzt sagen: „Halb so wild, stress dich deswegen nicht. Solche Phasen gibt es manchmal!“ Klar, trotzdem finde ich, dass sich nicht alle Dinge und Zustände dadurch gleich besser anfühlen.

Handeln und Tun im Vordergrund

Es geht um meine Ausbildung zur Ergotherapeutin. Die meisten, so auch ich, bevor ich mich für die Ausbildung entschieden habe, wissen gar nicht, was Ergotherapeut:innen eigentlich genau machen. Wir massieren nämlich keine Patient:innen oder basteln mit ihnen, das direkt vorweg. Ich habe eine gute Definition gefunden: „Die Ergotherapie stellt die Betätigung in den Mittelpunkt. Das bedeutet, dass jedes Handeln und Tun, das ein Mensch gut kann und ausführt, positive Auswirkungen hat.

Wenn ein Mensch etwas nicht tun kann, was ihm wichtig ist, führt das auf Dauer zu Frust, Minderwertigkeitskomplexen, Depressionen, anderen Erkrankungen oder sozialer Ausgrenzung. 

Das Gegenteil tritt ein, wenn ein Mensch – sei es aus körperlichen, geistigen oder seelischen Gründen – etwas nicht (tun) kann, was ihm wichtig ist. Das führt dann auf Dauer zu Frust, Minderwertigkeitsproblemen, Depressionen, anderen Erkrankungen oder sozialer Ausgrenzung. Deswegen geht es in der Ergotherapie immer wieder ums Handeln, darum, dass der Mensch die Betätigungen, die ihm wichtig sind, ausführen und dadurch im Alltag gut zurechtkommen kann.“

Frustration im Job 

Wieso ich euch das jetzt erkläre? Weil mich meine aktuelle Betätigung total frustriert! Während der dreijährigen Ausbildung müssen wir vier Praktika à drei Monate in verschiedenen Fachbereichen absolvieren (in der Psychiatrie/Psychosomatik, mit Kindern in Praxen für Ergotherapie, mit älteren Menschen in Pflegeheimen oder Krankenhäusern und in der Arbeitstherapie). Momentan mache ich das zweite Praktikum und leider hat meine Einrichtung eher weniger verstanden, wofür die Ergotherapie steht.

Es frustriert mich, zu sehen, wie der Beruf immer noch verstanden wird und es frustriert mich, dass ich als Auszubildende so gut wie nichts daran ändern kann.

Mit den Klient:innen wird hauptsächlich gespielt und ich als Praktikantin gucke dabei zu, räume die Spülmaschine aus, ordne Akten ein und zähle die Tage, bis es endlich vorbei ist! Es frustriert mich, zu sehen, wie der Beruf immer noch verstanden wird und es frustriert mich, dass ich als Auszubildende so gut wie nichts daran ändern kann. „Ausbildungsjahre sind keine Herrenjahre!“, I know. Aber geht etwas komplett an den eigenen Interessen und am Sinn des Berufes vorbei, darf es mich abfucken.

Motivation, Sinn und Erfüllung? 

Ich versuche, mir Motivation aus meiner Freizeit zu ziehen, feiere jeden Freitag, weil dann wieder eine Woche geschafft ist und sehe meistens das Learning darin, dass ich so niemals arbeiten möchte. Das hilft, um nicht dauerhaft mit einer Schmolllippe durch die Gegend zu laufen, aber manchmal hilft es halt auch nicht.

Ich freue mich jetzt schon darauf, bald wieder Sinn und Erfüllung in meiner Arbeit zu empfinden.

Heute ist ein guter Tag und ich freue mich jetzt schon darauf, bald wieder Sinn und Erfüllung in meiner Arbeit zu empfinden. Wie geht ihr mit solchen Phasen um? Irgendwelche Tipps?

Breathe, peace and love,

eure Marisa

Headerfoto: cottonbro studio (Kategorie-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

Marisa ist 32 und aus Köln. Sie schreibt über mentale Gesundheit, das Leben und Veränderungen in unserer verrückten Zeit.

1 Comment

  • Liebe Marisa,
    vielen Dank für diesen Text. Ich war in einer ähnlichen Lage und habe mich da total wiedergefunden. Ich bin tatsächlich inzwischen Ergotherapeutin. Leider kenne ich diese Praktika sehr gut. Ich fand es hilfreich da ins Gespräch zu gehen und gewisse Standpunkte klarzumachen und dann eigene Ideen für das therapeutische Arbeiten mitzubringen und zu teilen. In Ausnahmefällen durfte man bei uns aber auch die Einrichtung wechseln… manchmal passt es eben einfach nicht und drei Monate sind dann doch sehr lang.
    Und Kopf hoch – wenn du fertig bist, kannst du arbeiten wo du magst und der Beruf ist, zumindest in meinen Augen, einfach toll.
    Liebe Grüße

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