Wie Therapie mir dabei hilft, mein Selbstvertrauen in meiner Beziehung zu stärken

Meine Langzeittherapie ist vorbei. Was ich nicht wusste, war, dass man pro Kalenderquartal drei Sitzungen in Anspruch nehmen kann, ohne dass die Therapiepause unterbrochen wird. Mega gut, wie ich finde! Durch die Verhaltenstherapie habe ich so vieles gelernt, besser zu verstehen, habe einen Raum, der nur mir gehört. Und mit meiner großartigen Therapeutin jemanden an meiner Seite, der nie aufgehört hat, an mich zu glauben, selbst als ich es nicht konnte!

 Ich hatte mit meiner großartigen Therapeutin jemanden an meiner Seite, der nie aufgehört hat, an mich zu glauben.

Die Strategien, um im Alltag mit Panikattacken klarzukommen, brauche ich heute zum Glück nicht mehr, weil ich seit ….keine Ahnung mehr, wie lange, keine mehr hatte. Doch Strategien, wie genug zu schlafen, regelmäßiges und gesundes Essen, mir Zeit für mich zu nehmen und Pausen im Alltag einzubauen, gehören die meiste Zeit zu meinem Pflichtprogramm. Endlich achte ich auf mich und nicht nur auf andere und die Arbeit!

Trotzdem gibt es schlechte Tage – und dafür ist Therapie gut

Doch trotzdem gibt es Tage wie vor drei Wochen, als ich „plötzlich“ mitten in der Stadt vor einer Freundin stand und in Tränen ausbrach. Genau an solchen Tagen bin ich froh, weiterhin zur Therapie gehen zu können! Letzten Freitag war es dann so weit und ich konnte ihr davon erzählen. Bevor ich jedoch anfangen konnte, wollte meine Therapeutin hören, wie meine letzten Monate liefen. Freudentränen hatte sie in ihren Augen, als sie hörte, dass ich meinen ersten praktischen Teil als werdende Ergotherapeutin gut abgeschlossen hatte und „nebenbei“ eine neue Beziehung eingegangen war.

Meine Therapeutin hatte Freudentränen in ihren Augen.

„Ich weiß noch, wie Sie vor der Ausbildung hier saßen und mir sagten, dass Sie das niemals schaffen würden. Wie viel Angst Sie davor hatten, eine medizinische Ausbildung zu machen und jetzt schauen Sie doch mal, wo Sie heute stehen!“ Sie hatte recht, vor 14 Monaten noch hätte ich mir das niemals vorstellen können! Und genauso ist es auch mit allen anderen Lebensbereichen, bis wir mit genug Selbstvertrauen und Sicherheit auch diese bewältigen und richtig genießen können.

Gedanken- und Gefühlsstrudel

Womit wir zum besagten Tag vor drei Wochen kamen. Ich erzählte ihr, wie durch eine eigentliche Lappalie von Stunde zu Stunde meine Brust immer enger wurde. Mein Freund hatte sich nach einem gemeinsamen Abend noch nicht gemeldet, was in mir stetig steigende Unruhe auslöste! Es folgten ätzende Gedanken, dass ich etwas falsch gemacht haben könnte und der innere Druck des Wartens auf ein „Feedback“ von ihm. Bis ich diese Gefühle nicht mehr unterdrücken konnte und eine Flut an Tränen aus mir herausbrach. Ich hatte gar nicht richtig verstanden, wieso. Schließlich war alles mehr als gut zwischen uns!

 Wieso waren also all diese blöden Gedanken und Gefühle in mir?

Wieso waren also all diese blöden Gedanken und Gefühle in mir? Ich war ratlos, überfordert von mir selbst und müde. Vor allem müde. Müde von den Emotionen (heulen erschöpft ja mal mega!), müde von den Gedanken, die mir das Glück schlecht reden wollten, müde, weil ich die Nacht zuvor echt nicht viel Schlaf hatte. Meine Therapeutin erklärte mir, dass innere Unruhe, Ängste und Stress natürlich stärker auftreten, wenn unsere Grundbedürfnisse nicht ausreichend gestillt sind.

Meine Learnings in der Therapie

Learning Nr. 1: Auch wenn man verliebt ist, sollte man genug schlafen! (Strategien und so)
Learning Nr.2: Die Unsicherheiten, die ich jetzt von Zeit zu Zeit in meiner neuen Beziehung habe, sind die, die ich auch vor 14 Monaten vor der Ausbildung hatte. So viel Neues, so viele Momente und Gefühle, die sich oft wie ein unsicherer Pfad anfühlen. Viel länger und besser war ich daran gewöhnt, anders im Leben unterwegs zu sein! Mich begleiteten Glaubenssätze wie: „Ruh dich nicht auf deinem Glück aus, sonst hast du den Salat“, „Beziehungen gehen eh immer zu Bruch und tun weh“ oder „du musst dich mehr anstrengen, sonst ist er weg“. Bis alte und dumme Glaubenssätze verschwinden, braucht es Zeit! Und auch in dieser Beziehung ist meine persönliche Entwicklung ein Prozess, Learning Nr. 3!

Im Laufe unseres Lebens entwickeln wir Vermeidungsverhalten, weil wir dadurch besser und leichter zurechtkommen.

Im Laufe unseres Lebens entwickeln wir Vermeidungsverhalten, weil wir dadurch besser und leichter zurechtkommen. Eine meiner Vermeidungsstrategien ist das ständige Einholen eines Feedbacks. Ein Feedback, was mir Sicherheit gibt, dass alles gut ist, bzw. dass ich so gut bin wie ich bin! Doch Überraschung: Das kann mir niemand geben, außer ich mir selbst! Selbst wenn mein Freund mir Tag und Nacht schreiben würde, würde das nichts ändern können. Learning Nr.4 ist daher Selbstvertrauen.

Selbstvertrauen in der Beziehung entwickeln

Und das kriege ich jetzt genau wie in der Beziehung? Indem ich zuerst immer auf mich achte. Darauf, was ich brauche, damit es MIR gut geht! Damit Unruhe, Stress, Angst, Unsicherheiten und Co. gar nicht viel Raum haben zu entstehen. Indem ich mir Zeit gebe, in dieser neuen Lebenssituation anzukommen. Indem ich lerne, mir zu vertrauen, dass ich so, wie ich heute bin, gut bin und meinen Wert sehe und spüre.

Ich lerne, mir zu vertrauen, dass ich so, wie ich heute bin, gut bin und meinen Wert sehe und spüre.

Das ist mal wieder Arbeit und mal wieder anstrengend. Ich schaute sie an und sagte: „Klasse, also das ganze Spiel von vorne!“ „Genau, nur heute haben Sie schon so vieles im Gepäck, was Ihnen dabei hilft, dass es leichter wird“, antwortete sie mir. Ich werde ganz sicher wieder solche Tage haben und den Wunsch verspüren, wegzulaufen oder heulend in der Stadt stehen, doch beim nächsten Mal, werde ich versuchen, gnädiger mit mir zu sein! Den Drang nach Feedback von meinem Freund aushalten und ihm nicht nachgehen. Darauf schauen, was ich alles bereits trotz Angst geschafft habe und vielleicht nicht in 14 Monaten, aber irgendwann spüren, dass ich alles, was ich mir wünsche, auch schaffen kann.

„Lass mal an uns selber glauben, ist mir egal, ob das verrückt ist.“ – Julia Engelmann

Breathe, peace and love,
eure Marisa

Headerfoto: Polina Tankilevitch (Kategorie-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

Marisa ist 32 und aus Köln. Sie schreibt über mentale Gesundheit, das Leben und Veränderungen in unserer verrückten Zeit.

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