Dating raubt mir den letzten Nerv | Vom Lügen, Betrügen und zweigleisig fahren

Disclaimer: Ich als Frau spreche in meinem Text von meinen Erfahrungen mit Männern. Es soll sich hierbei aber nicht um geschlechtszuweisende Stigmatisierungen handeln – diese Erfahrungen können Menschen aller Geschlechter machen.

Das, was ich jetzt gerade mache, ist reine Psychohygiene. Gerade fühle ich Wut und Frust und doch werden diese Gefühle von einem Hauch Freiheit und Ruhe begleitet, weil ich folgende Zeilen niederschreibe und mich einem Thema widme, welches mir schon länger auf dem Herzen liegt.

Vor ein paar Jahren wurde ich eher unfreiwillig ins Singleleben katapultiert.

Lange Zeit befand ich mich in einer Beziehung. Praktisch mein ganzes Jugend- und Erwachsenenleben. Vor ein paar Jahren wurde ich dann eher unfreiwillig und auf eine nicht sehr angenehme Art und Weise ins Singleleben katapultiert. Plötzlich war ich erwachsen, das Singleleben war Neuland für mich. Ich konnte mir damals kaum vorstellen, überhaupt wieder mit irgendeinem Mann etwas zu tun zu haben, geschweige denn jemals jemand Neues in mein Leben zu lassen. Niemals.

Meine Sexbeziehung

Die Monate voller Trennungsschmerz vergingen. Und wie es das Leben so will, kam nach einiger Zeit ein anderer Mann ins Spiel. Unsere Beziehung basierte rein auf sexuellen Bedürfnissen. Ich kannte nicht mehr als seinen Namen, seinen Arbeits- und Wohnort. Es war genau die Art von Beziehung, die ich in dieser Zeit brauchte. Vögeln ohne Verpflichtungen. Natürlich spielten wir beide mit offenen Karten, was das Miteinander sehr viel einfacher machte.

Plötzlich war da jemand anderes, den ich von Anfang an sehr mochte.

Doch plötzlich war da jemand anderes, den ich von Anfang an sehr mochte. Ich konnte es zunächst nicht ganz glauben, aber es beruhte auf Gegenseitigkeit. Blöderweise war er ein Freund von meinem vorhin erwähnten Sexgefährten. Ziemlich schnell und ohne genau zu wissen, was das zwischen uns war, beendete ich meine Sexbeziehung, offenbarte ihm die Wahrheit und wollte offen und ehrlich mit diesem Thema umgehen. Seine Reaktion? Er kam nicht gerade gut damit zurecht. «Warum hast du das genau mit ihm gemacht? Jeder andere wäre mir recht gewesen, aber nicht er.»

Der, der zweigleisig fuhr

Ich versuchte verzweifelt, mich zu erklären. Und sagte auch, dass ich es verstehen würde, wenn er mich nicht mehr weiter kennenlernen wollen würde. Was folgte war ein längeres Hin und Her mit vielen Heiß-Kalt-Spielchen. Irgendwann hatte ich genug davon und forderte von ihm, dass er sich entweder aktiv für oder gegen uns entschied. Er entschied sich für uns.

Er hatte sie bereits gedatet, bevor wir uns kennenlernten.

Doch nach einer sehr kurzen Kennenlernphase beendete er das mit uns und ich erfuhr durch gemeinsame Freund:innen, dass er eine neue Freundin hatte. Er hatte sie bereits gedatet, bevor wir uns kennenlernten. Er switchte zwischen uns beiden hin und her und entschied sich dann, bei ihr zu bleiben. Dass seine neue Freundin das von uns beiden weiß, bezweifle ich stark. Ich war sehr verletzt. Aber ich erkannte, dass die Situation schon von Anfang an sehr kompliziert und schwierig gewesen war. Eine schmerzliche und lehrreiche Zeit. Und dennoch: Ein Griff ins Klo.

Der, der seine Freundin betrog 

Nach einer männerfreien Zeit stand da ein anderer Mann vor mir. Es war eine dieser Begegnungen, die sehr rar und selten sind. Wir verstanden uns von Anfang an, als würden wir uns schon ewig kennen. Die Gespräche waren sehr interessant und die Anziehung stark. Und so landeten wir auch am gleichen Abend im Bett. Ich wusste, das war ein One-Night-Stand und erhoffte mir nicht viel davon. Er jedoch wollte mich kennenlernen und ich war nicht abgeneigt. So folgten Wochen des Schreibens, des Treffens und bald kamen bei mir die ersten Schmetterlinge.

Eines Tages fragte ich ihn auf Instagram an. Daraufhin seine Nachricht: «Du, was ich dir schon länger mal sagen wollte…. Mein Beziehungsstatus… Ich stecke gerade in einer Trennung. Es ist sehr kompliziert…» Sein Instagram Profil war rappelvoll mit Fotos von seiner Freundin.

Ich fiel aus allen Wolken.

Ich fiel aus allen Wolken. Meine erste Reaktion war lauthallendes Lachen, diese Art von Lachen, die zum Galgenhumor gehört. Zuerst wollte ich es nicht glauben und konfrontierte ihn damit. Er versuchte, die Situation mit halbherzigen Erklärungen zu retten, aber für mich war klar: So etwas geht nicht. Das ist ein absoluter Vertrauensbruch und daraufhin beendete ich es. Random Fact nebenbei: Er ist heute noch mit seiner Freundin zusammen. Dass sie etwas von seinem Seitensprung weiß, bezweifle ich ebenfalls stark.

Vergebene Männer

Das Singleleben ging weiter. Wenn ich auf Partys angesprochen wurde, dann waren es meist Personen, die vergeben waren. Zum Beispiel fragte mich mal ein Typ nach meiner Nummer und ich bat ihn, mir sein Smartphone zu geben, um sie einzutippen. Er gab es mir und sein Hintergrundbild war ein Foto mit seiner Freundin.

Er gab mir sein Smartphone und sein Hintergrundbild war ein Foto mit seiner Freundin.

Was auch nicht selten passiert, sind Männer, die auf Social Media glückliche Pärchenfotos posten und dann in meine DMs sliden mit: «Hey, wie geht es dir?» «Du bist eine sehr attraktive Frau» «Willst du mal was trinken gehen?» und nicht nur ich, auch meine Freundinnen berichten mir regelmäßig von solchen Situationen.

Steht auf meiner Stirn geschrieben: „Hi, I wanna be your side-chick!“??

Sind denn wirklich alle Männer gleich?

Okay, jetzt mal, ohne mich in die Opferrolle zu begeben: Sind denn wirklich alle Männer gleich? Grundsätzlich weiß ich, dass es nicht so ist. Ich kenne viele gute, ehrliche wahnsinnig tolle und zuverlässige Männer. Aber zum Teufel. Was geht in solchen Köpfen vor?

Was ist mit Ehrlichkeit, Loyalität und Verantwortung? Sind diese Worte zu Fremdwörtern geworden?

Was ist mit Ehrlichkeit, Loyalität und Verantwortung? Sind diese Worte zu Fremdwörtern geworden? Macht es Spaß, die Freundin zu betrügen und mit Gefühlen von anderen Menschen zu spielen? Oder ist es dann schwierig bei jemanden zu landen, wenn man offen und ehrlich kommuniziert, um was es geht? Geht’s nur noch darum? Eine Frau zu erobern und sich selbst einen Ego-Push zu geben? Oder sich lückenlos in die nächste Beziehung zu stürzen? Und auf was basiert die neue Beziehung dann? Auf lügen und betrügen? Ist das die Beziehung, die man sich wünscht – mit einem Fundament aus Intrigen?

Und was ist mit all den Frauen, die davon ausgehen, dass sie einen ehrlichen und treuen Partner an ihrer Seite haben?

Und was ist mit all den Frauen, die davon ausgehen, dass sie einen ehrlichen und treuen Partner an ihrer Seite haben? Was muss bei solchen Menschen schiefgelaufen sein, damit sie betrügen und belügen? In dieser Singlewelt sind es diese Fragen, die mich nicht in Ruhe lassen und mir gleichzeitig eine Heidenangst einjagen.

Eine Botschaft an alle vergebenen Menschen

Auch wenn ich in einer Beziehung bin, gehe ich gerne auf Partys oder spreche auch sonst gerne mit anderen Menschen. Aber es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen: «ich bin ein offener Mensch und gerne etwas flirty» und «ich öffne mich dir komplett und lass dich in meine Welt reinschauen».

Ich bin keine „Moralapostelin“, aber mein Gerechtigkeitsgefühl schlägt Alarm.

Ich bin keine „Moralapostelin“, aber mein Gerechtigkeitsgefühl schlägt Alarm. Auf diesem Weg möchte ich eine kleine Message an alle vergebenen Menschen da draußen schicken:

Wenn du in deiner Beziehung unglücklich bist und das Bedürfnis hast, dich auszuleben, dann tu es. Aber es gäbe da noch diesen einen Weg, den du gehen kannst: ehrlich sein. Karten auf den Tisch legen und rein in die Selbstverantwortung. Damit punktet man am besten und es ist für alle Beteiligten einfacher. Und im schlimmsten Fall bist du wieder allein. Aber dann hast du die Möglichkeit, endlich bei dir selbst anzukommen und dir im Klaren darüber zu werden, was du wirklich willst. Warum scheint das so vielen Menschen so schwer zu fallen?

„Bist du Single?“, wird eine der ersten Fragen sein, die ich meiner neuen Bekanntschaft stellen werde.

Auf jeden Fall habe ich als Singlefrau eines durch solche Situationen gelernt: Auch wenn es nicht allzu sexy klingt und nicht der beste Flirtspruch ist: «Bist du Single?» wird eine der ersten Fragen sein, die ich meiner zukünftigen neuen Bekanntschaft stellen werde. Nach einer gewissen Zeit gefolgt von der Frage: «Datest du andere Frauen?» Denn ich bin müde von solchen Situationen. Rein in die Selbstverantwortung!

Lilo Stitchis kleine Welt befindet sich zwischen Kopf und Herz und den unendlichen, mal eher farbenfrohen, mal düsteren Gedanken und Gefühlen. Mit einem Kopf voller Fragen und einem Herz voller Gefühle läuft sie durch das Leben. Mehr von Lilo Stitchi findest du auf Instagram.

Headerfoto: Timur Weber (Kategorie-Button hinzugefügt.) Danke dafür!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.