Gerade sagt mein bester Freund beim Kaffeetrinken zu mir: „Und wenn du ihr einfach sagst, dass du keine Lust hast, auf ihre Geburtstagsfeier zu gehen?“
Ich habe einfach keine Lust auf Party heute.
„Wäre das schön, wenn das so einfach wär!“, antworte ich. Meine Periode kickt, dieser dumme Schnupfen und Husten begleiten mich zusätzlich seit zwei Wochen und ich habe einfach keine Lust auf Party heute Abend. Statt das genauso zu kommunizieren, überlege ich, wie ich meiner Freundin am besten absagen soll. Aber wieso?
Enttäuschungen
Klar, in erster Linie, um sie nicht zu enttäuschen, vor allem nicht an ihrem Geburtstag. Und obwohl es total normal ist, mal keine Lust auf etwas zu haben, ist es nicht gängig, genau das so auszusprechen. Aber mal ganz ehrlich, wer von uns hätte gerne jemanden mit krampfendem Unterleib und rotzigen Taschentüchern auf seiner Party sitzen? Oder, auch wenn’s keine körperlichen Beschwerden wären, jemanden mit nicht zu verbergender Partyunlust?
Umso ehrlicher ich mit mir und anderen bin, umso öfter gerate ich in unangenehme Situationen.
Ich persönlich nicht. Trotzdem habe ich das Gefühl, umso ehrlicher, authentischer und achtsamer ich mit mir selbst und anderen bin, bzw. umso mehr ich es versuche, umso öfter gerate ich auch in unangenehme Situationen. Situationen, die ich gerne verhindern würde, wie z.B. die enttäuschte und traurige Antwort meiner Freundin, wenn ich ihr absagen würde.
Auf Bedürfnisse achten
Weg vom „People Pleasing“ und mehr auf meine Bedürfnisse und Grenzen zu achten, finde ich oft echt noch anstrengend! Vor meinem Burnout habe ich gefühlt zu allem und jedem Ja und Amen gesagt, habe weder auf meine körperlichen, noch psychischen Signale gehört und frage mich gerade, ob dadurch mein Leben unbeschwerter war. Kopfloser und leichter?!
Ich habe gefühlt zu allem Ja und Amen gesagt.
In den Momenten des einfach Machens war es das mit Sicherheit! Keine Konfrontationen, keine Rechtfertigungen, keinen Stress, aber langfristig war es das definitiv nicht. Die Folgen waren schwerwiegender als all das!
Selbstfürsorge
Daher wähle ich heute immer öfter mich. Werde die enttäuschte Antwort des Geburtstagskindes aushalten müssen und mir stattdessen überlegen, wie ich ihr an einem anderen Tag eine Freude bereiten kann.
Daher wähle ich heute immer öfter mich.
Achtsamer zu werden, ist nicht immer nur easy peasy, vor allem braucht es auch Zeit, diesen neuen Anteil an sich selbst zu akzeptieren, aber gesunden Egoismus zu erlernen, Selbstfürsorge und Grenzen zu setzen, das wird mit etwas Übung auch leichter. Und Freund:innen und Familienmitglieder, die das genauso wichtig finden, werden verstehen, wieso es überhaupt wichtig ist, werden es als etwas Gutes ansehen, statt als etwas, das gegen sie ist.
Breathe, peace and love,
eure Marisa
Headerfoto: Miriam Alonso (Kategorie-Button hinzugefügt.) Danke dafür!
Prinzipiell begrüße ich das Prinzip Selbstfürsorge, aber was in dem Beitrag meiner Meinung nach außer Acht gelassen wird, ist das bei Treffen wo es Absagen benötigt, auch immer mindestens eine zweite Person betroffen ist. In diesem Fall geht es sogar um die wahrscheinlich schon länger geplante Geburtstagsfeier einer Freundin. Freundschaften sind wie Liebesbeziehungen, es ist ein Geben und Nehmen und man wird nicht immer gleich empfinden oder auf die gleichen Dinge Lust haben. Aber wie bei Liebesbeziehungen, muss man auch in Freundschaften gelegentlich über seinen Schatten springen und zB wie ausgemacht beim Siedeln helfen auch wenn man am Vortag feiern war oder eben zur Feier kommen auch wenn man keine Lust hat – schließlich hat sich die Gastgeberin wahrscheinlich Mühe bei der Partyvorbereitung gegeben.
Es wird im Artikel nicht ausführlich geschildert wie stark die Verkühlung der Autorin ist – wenn man krank ist, dann ist man krank und sollte sich schonen, aber in diesem Fall klingt es, als ob die schlechte Laune das Hauptargument ist – der Kaffee mit dem besten Freund ist ja schließlich auch drin, also kann der Punkt dass man niemand anderen anstecken will keine allzu große Rolle spielen.
Als Frau die auch teilweise an starken Regelschmerzen leidet, kann ich diesen Punkt auch nachvollziehen – trotzdem frage ich mich, ob ein einstündiger Besuch der Feier nicht möglich wäre? Wenn die Gastgeberin eine gute Freundin ist, wird sie sicher verstehen, dass man nicht allzu lang bleiben kann aber sich trotzdem über die Anwesenheit freuen.
Es ist natürlich die Entscheidung der Autorin ob sie zu der Feier geht, aber ob es wirklich „People-Pleasing“ ist, wenn man zu einer Geburtstagsfeier einer Freundin (?) geht, obwohl man nicht soo viel Lust darauf hat (das hätte man sich ja auch ein paar Tage vorher überlegen können und nicht am letzten Tag) wage ich zu bezweifeln.