Auch relaxen will gelernt sein: Wie ich mir mein perfektes Sabbathalbjahr vorstelle

Ich liege am sonnigen Strand, mein Badetuch ist auf dem warmen Sand ausgebreitet, mein Rücken wird von einem praktischen Strandsitz gestützt und mein Kopf liegt im Schatten unter dem schützenden Sonnenschirm. Nur meine Zehen lugen einen Spalt unter dem Schatten hervor und werden von der Sonne aufgewärmt.

Heut früh bin ich mit dem atemberaubenden Sonnenaufgang aufgewacht.

„Kann nicht so schlimm sein!“, denke ich noch, während ich weiß, dass ich genau diese kleine Stelle am Fuß nicht mit Sonnencreme eingeschmiert habe. Heut früh bin ich mit dem atemberaubenden Sonnenaufgang aufgewacht. Gut ausgeschlafen, überaus erholt und in einem bequemen und weichen Bett aufgewacht.

Irgendwo in einem verträumten Badeort in einem immer warmen Land und ich habe sogar meine morgendliche Routine, für die ich sonst so wenig Zeit habe, richtig genossen und ausgekostet.

Der perfekte Tag!

Zuerst ein riesiges Glas Wasser auf meinem eigenen Balkon – mit selbstverständlichem Blick aufs Meer – getrunken, dann eine Runde Yoga gemacht. Natürlich nicht allein, sondern mit heißem Yogalehrer und trainierten und erleuchteten anderen Yogis, die alle ihr Leben fest im Griff haben. So wie ich eben auch – in diesem Sabbathalbjahr.

Und danach habe ich mich dann in den warmen Sand gesetzt, ganz für mich allein. Meditiert und im Anschluss alles Gedachte in langen Lettern in mein Journal verfrachtet.

Und danach habe ich mich dann in den warmen Sand gesetzt, ganz für mich allein. Meditiert und im Anschluss alles Gedachte in langen Lettern in mein Journal verfrachtet. Dann bin ich dann zum wohlig warmen und gesunden Mittagessen geschwebt, bei dem ich mich mit all den anderen tollen Menschen ganz liebevoll und tiefsinnig austauschen konnte.

Nach dem leckeren Essen wollte ich dann noch ein wenig schreiben, Gedanken, Texte, Artikel… Was man eben so macht, um dann noch ein wenig an den Strand zu gehen, die Sonne zu genießen, zu lesen und zum Abschluss des Tages mit neuen Bekanntschaften den Sonnenuntergang zu verfolgen und Pläne für den morgigen Surfausflug zu schmieden.

Alles völlig relaxed, im Moment bleibend, im „Higher Self“ – von dem alle immer so schwärmen, ohne jegliche Erwartungen, mit so viel Liebe für mich selbst und für andere.

Alles völlig relaxed, im Moment bleibend, im „Higher Self“ – von dem alle immer so schwärmen, ohne jegliche Erwartungen, mit so viel Liebe für mich selbst und für andere. Und sowieso mit dem Wissen, wie es nach dem halben Jahr weitergehen wird und mit dem Entschluss, mein Leben stetig zu verbessern, das Leben nur noch zu genießen und mir die Sonne aus dem Arsch scheinen zu lassen. Einfach perfekt also!

Bullshit Bingo?

Bald ist es also soweit. Bald, ok in etwas weniger als einem Jahr, geht es für mich ein halbes Jahr raus aus dem Job, rein in die Freiheit. So stelle ich es mir jedenfalls vor. Ich kann ein halbes Jahr so lange schlafen, wie ich will. Ich kann ein halbes Jahr leben, wo ich will. Ich kann entscheiden, was ich will und ich kann sein, wer ich will.

Bald, ok in etwas weniger als einem Jahr, geht es für mich ein halbes Jahr raus aus dem Job, rein in die Freiheit.

Ich kann Yoga machen, meditieren und ganz bei mir sein. Ich kann leben und erleben. Trotzdem ist mein Ziel, meine Höchstgeschwindigkeit, auf der ich seit Jahren fahre, etwas zu drosseln. Mein Ziel ist es, zu entspannen, auf mich zu schauen, zu reisen und viel zu schreiben. So, wie ich es jetzt schon tue. Schreiben.

All das wartet auf mich. Es könnte doch nicht schöner sein, oder?

Aber die Angst bleibt, zu hohe Erwartungen zu haben. Erwartungen an mich selbst, an dieses halbe Jahr und an das Leben. Zu viel im: Wenn, dann zu leben und nicht auf das Jetzt zu schauen. Zu viel zu erhoffen, was dann alles anders sein könnte und das dann alles verändert sein wird. Weniger Passiv, mehr Aktiv.

Aber die Angst bleibt, zu hohe Erwartungen zu haben. Erwartungen an mich selbst und an das Leben. Das Leben wird sowieso so spielen, wie es immer spielt.

Das Leben wird sowieso so spielen, wie es immer spielt. Unkontrolliert, mit schönen und schlechten Momenten. Mit einer lächelnden Zeit, die dir immer auf der Schulter sitzt und auf dich aufpasst. Aber auch mit Frust über Dinge, die manchmal einfach so passieren. Und genau darum geht es eben: weniger Erwartungen zu haben. Und jetzt schon mit all dem Vorgenommenen anzufangen. Mit dem heißen Yogalehrer als erstes… kleiner Scherz!

Coco ist Coach und Autorin, Anfang 30 und sie liebt das Meer. Mit ihrer Arbeit möchte sie sich für psychische Gesundheit einsetzen, den Blick für das Wesentliche schärfen und Lebens- und Liebesgeschichten erzählen. mehr zu ihr findet Ihr auf ihrem Instagram Account.

 

Headerfoto: cottonbro (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!

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