So unerwartet und doch so schön füllt sich die Luft wieder mit Sommerwärme. Temperaturen knacken die 30 Grad und den ersten Sonnenbrand vom Unterschätzen der Hitze habe ich auch schon. Also – alles wie jedes Jahr. Meine gute Laune strahlt mit den Sonnenstrahlen um die Wette und die Röcke, Kleider, Tops und kurze Hosen werden wieder ausgepackt.
Schattenseiten im Sommer
Doch mit ihnen gelangen auch die Erinnerungen ans Hupen von Autos, ans „Ey Süße!“, an fremde Hände an meinem Körper und Kommentaren zu angeblich zu kurzen Hosen zurück. Also – alles wie jedes Jahr.
Kleider, Tops und kurze Hosen werden wieder ausgepackt, doch mit ihnen gelangen auch die Erinnerungen an fremde Hände an meinem Körper und Kommentaren zu angeblich zu kurzen Hosen zurück.
Unauffällig und oft unbemerkt legt sich dieser Schatten über den Sommer (und die restlichen Jahreszeiten). „Diesmal reagiere ich anders, diesmal bin ich mutiger, diesmal fällt mir ein Spruch ein“, trichtere ich mir ein.
Doch ich denke, jede:r, die:der schonmal jegliche Art von unangemessenen sexualisierenden Verhaltensweisen erlebt hat, kennt dieses Gefühl der Trance, das sich plötzlich im gesamten Körper ausbreitet.
Kurze Shorts sind keine Einladung
Ich erinnere mich noch an eine Situation, in der es um die Länge meiner Shorts ging. Dort konnte ich verhältnismäßig „kontern“, bzw. glich es eher einem Verteidigen.
Getränkt von Wut, Traurigkeit und Scham suchte ich mir gleich darauf eine Ausrede, um so schnell wie möglich aus diesem Raum zu entkommen und über die ungerechte Welt und die Dummheit dieses Mannes zu heulen. Ich möchte mir keine Ausreden mehr suchen. Weder für meine Tränen noch für die Länge meiner Shorts.
Ich möchte mir keine Ausreden mehr suchen. Weder für meine Tränen noch für die Länge meiner Shorts.
Kraftlos und erschöpft von der immer wieder auftretenden Objektivierung lächelte ich in den nächsten auftretenden Situationen einfach alles weg. Wollte freundlich bleiben, keine unangenehme Stimmung herbeiführen. Solche Fassaden hochzuziehen, fällt mir ziemlich leicht. Zu leicht.
In den nächsten auftretenden Situationen lächle ich einfach alles weg. Wollte freundlich bleiben, keine unangenehme Stimmung herbeiführen. Solche Fassaden hochzuziehen, fällt mir ziemlich leicht. Zu leicht.
Völlig außer Acht lasse ich, wie sehr in meinem Inneren alles bröckelt. Merke dann wieder, wie falsch ich die Schwerpunkte gesetzt habe. Denn nichts von dem, was ich sagen könnte, könnte eine unangenehme Situation herbeiführen, denn das was dieser Mann gerade gesagt hat, hat bereits alle Grundsteine dafür gelegt.
Anstatt den Fehler also bei mir oder meiner Sensibilität zu suchen, weiß ich nun ganz genau, wo er liegt.
Gemeinsam gegen sexuelle Belästigung
Mir ist bewusst, dass es falsch ist, alle Männer über einen Kamm zu scheren, aber ich hätte trotzdem eine Bitte an all die, denen man nicht das Hirn wegepustet hat: Hört auf, in solchen Situationen zu schweigen!
Ich hätte eine Bitte an all die Männer, denen man nicht das Hirn wegepustet hat: Hört auf, in solchen Situationen zu schweigen!
Sagt uns, wenn wir in einem dunklem Club sind und uns wieder an den Arsch gefasst wird, wer aus der Gruppe es war. Schafft ein Gefühl dafür, dass es einer Frau, die lächelt, gerade vielleicht richtig mies geht und lasst uns nicht allein stehen, wenn wir den Mut aufbringen, uns zu wehren.
Und ja, auch ein Lachen über einen Kumpel, dem meine Freundin grad eine Backpfeife gegeben hat, weil er uns belästigt hat, macht dich zum Mittäter und Unterstützer.
Schafft ein Gefühl dafür, dass es einer Frau, die lächelt, gerade vielleicht richtig mies geht und lasst uns nicht allein stehen, wenn wir den Mut aufbringen, uns zu wehren.
Also – ich wünschte, dieses Jahr wär´s etwas anders.
Ich bin frei, darf tragen, was ich will. Du bist frei, solltest aber nicht sagen und tun, was du willst.
Headerfoto: Katya Wolf via Pexels. (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!