Ich habe dich geliebt. Und etwas in mir bäumt sich beim Schreiben dieses Satzes auf. Denn dieses “Etwas in mir” liebt dich vielleicht noch immer. Oder das, was wir waren. Oder beides. Ich erinnere mich noch an meine Pläne, dir genau das sagen und zeigen zu wollen. Ich weiß noch zu genau, wie ich zu Hause auf einen Zettel schrieb: „Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.“
Ich weiß noch zu genau, wie ich zu Hause auf einen Zettel schrieb: ‚Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt.‘
Ich steckte den Zettel in meinen Rucksack und machte mich auf die Reise zu dir, in ein fremdes Land und hatte doch keine Angst, denn du warst ja da. Und ich wusste, dass ich bei dir sicher bin.
Wie findet man den Mut zu einem Liebesgeständnis?
Den Zettel ließ ich im Rucksack. Vorerst. Statt ihn dir zu geben, übte ich mich in den Worten. Ich flüsterte sie leise, immer wieder, abends als du schliefst. Aufgeregt, dass du sie doch hören könntest. Und zugleich wollte ich, dass du weißt, wie wichtig du mir geworden warst.
Den Zettel hängte ich an deine Fotosammlung, wo du ihn bald entdecktest. Die ersten Worte waren ausgesprochen. Und ich hätte es dabei belassen können. Wochen vergingen und ich blieb bei dir. Wir waren uns nah und das gefiel uns. In einer Zeit der Unsicherheit hielten wir uns aneinander fest, spendeten uns Trost und hatten fast ein bisschen Alltag in unserem Mikrokosmos.
In einer Zeit der Unsicherheit hielten wir uns aneinander fest, spendeten uns Trost und hatten fast ein bisschen Alltag in unserem Mikrokosmos.
Und da war er. Dieser eine Moment. Im Nachhinein empfinde ich mich selbst als unfassbar mutig. Aber es war nun mal der Moment. Der Moment, als wir da saßen, auf der Bank auf einem Hügel, und über den See in die Ferne sahen. Der Moment, als du aussprachst, was ich gerade noch dachte. Entspannt bei Zimtschnecken. Ich fühlte mich wohl und alles passte.
Ich konnte nicht anders, musste es dir sagen.
Und da fielen mir diese drei Worte einfach aus meinem Mund. Ich konnte quasi gar nicht anders: “Ich liebe dich.” Und ich erfreute mich selbst meines Muts.
Und dann … dann fragtest du mich, ob ich mir da sicher sei. Sicher, ob ich dich liebe. All die Ruhe, die ich in dem vorherigen Moment in mir hatte, all das Glück, das ich empfand und die Magie des Moments, stelltest du in Frage.
Und dann … dann fragtest du mich, ob ich mir da sicher sei. Sicher, ob ich dich liebe.
Ich war regelrecht überrumpelt. Plötzlich hinterfragte ich mich selbst, woran ich das überhaupt festmachte, begann zu grübeln und hörte wohl nie wieder auf. Deine Unsicherheit und deinen angeknacksten Selbstwert, von dem wir beide wussten, klatschtest du mir damit vor die Füße.
Unsicherheit: Was ist Liebe?
Zu jener Zeit war Unsicherheit mein zweiter Vorname. Und ja, du hättest es gebraucht, dass ich dir sage: “Total, und wie, sowas von sicher!“ Doch das konnte ich damals noch nicht. Ich wusste nur, dass es aus dem Moment kam. Ich suchte nach logischen Begründungen meiner Worte, meines Gefühls. Was ist eigentlich Liebe?
So wie ich es damals konnte, habe ich dich geliebt. Aufrichtig. In Gänze. Und noch heute frage ich mich das manchmal. Doch mittlerweile bin ich mir sicher. Ob du es wahrhaben wolltest oder nicht.
So wie ich es damals konnte, habe ich dich geliebt. Aufrichtig. In Gänze. Deinen Selbstschutz würde ich im Nachhinein gern in die Tonne werfen und meine Selbstzweifel gleich mit dazu.
Deinen Selbstschutz würde ich im Nachhinein gern in die Tonne werfen und meine Selbstzweifel gleich mit dazu. Warum haben wir es uns nur so schwer gemacht? Statt einfach dem Leben aus genau diesen Momenten heraus eine Chance zu geben? Und unserer Liebe mit dazu.
Headerfoto: Dziana Hasanbekava via Pexels. (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!