Dein Parfüm duftet. Seit einem halben Jahr liegt dieser Duft in meiner Nase. Diesen Geruch würde ich jederzeit, an jedem Ort, in jeder überfüllten Straße wiedererkennen. Als hättest du deine Duftkennzeichnung gesetzt. Ich liege in deinen Armen und rieche dich. Und es gefällt mir. Du gefällst mir.
Auf Kommando drückt wieder meine Brust. Eine Angst überfällt mich und ich frage mich, ob das alles hier eine gute Idee ist. Diese Angst ist schleichend, unruhig und bedrückend. Zweifel tauchen auf, die vor Sekunden nicht da waren.
Es könnte so einfach sein, wenn es nicht so kompliziert wäre.
Meine Angst, nicht liebenswert zu sein, lähmt mich. Ich habe mir so oft vorgenommen, dir zu sagen, was ich empfinde, so oft das Gespräch in meinen Träumen durchgespielt, doch jedes Mal verstecke ich mich hinter einer Fassade – eine Fassade, die ich mir lange aufgebaut habe und die durch den richtigen Druck von dir leicht ins Ruckeln geraten würde. Aber du weißt gar nicht, dass es sie gibt. Was ein Dilemma.
Vielleicht würde es anders laufen, wenn ich mutiger wäre. Denn Liebe braucht Mut. Liebe kannst du nur erwarten, wenn du Liebe gibst. Und doch bin ich zu feige, um dir diese zu geben. Ich habe Angst, dich um diese eine Chance zu bitten, die vielleicht alles verändern würde. Ich habe Angst, mich verletzlich zu zeigen. Also tue ich es nicht.
Für einen kleinen Moment vergesse ich die Vernunft und stelle mir eine Zukunft mit dir vor.
Ich kuschele mich an und du ziehst mich näher an dich. Es fühlt sich so perfekt an. Und für einen kleinen Moment vergesse ich die Vernunft und stelle mir eine Zukunft mit dir vor. Eine leise Stimme in mir, ein leises Wispern, ein Flüstern – ich kann es nicht zuordnen. Aber ich höre die Stimme zu mir sagen, „Nur Mut, Kleines.“ Und so schnell wie sie kam, so schnell wird sie von meiner Angst übertönt.
Die Angst vor deiner Zurückweisung. Die Angst davor, dass du mich nicht willst. Angst davor, dass ich zu kompliziert für dich bin. Einfach Angst.
Also drücke ich mich fester an deine Brust und fühle, wie deine Hand meinen Rücken streichelt. Du weißt nicht, welches Gefühl du in mir entfaltest. Du weißt nicht, welchen Kampf ich mit mir selbst führe, wenn ich bei dir bin. Und irgendwann zwischen Overthinking und Sehnsucht schlafe ich ein.
Ich hänge an dir, du an einer anderen.
Dein Kuss auf die Wange weckt mich auf. Dein Strahlen und die gute Laune am Morgen bringt selbst mich als Morgenmuffel zum Lächeln. Und in diesen Momenten stelle ich mir die nächsten 30 Jahre unserer gemeinsamen Zukunft vor.
Den Kaffee, den du mir machst, und das Frühstück, das du mir holst vom Bäcker nebenan – das machst du doch nicht nur, weil du nett bist. „Was machst du heute Abend?“, fragst du mich, während du mir einen Kaffee reichst. „Die Mädels kommen heute und du?“, antworte ich.
Dein Blick weicht mir aus und dieses schiefe Lächeln, was mir jedes Mal den Atem raubt, kommt zum Vorschein. „Ich bin zum Essen mit Melissa verabredet“, sagst du.
Ich will weg. Einfach nur weg.
Für einen kleinen Moment hatte ich sie vergessen. Für einen kleinen Moment waren nur du und ich da. „Wir reden nochmal über uns …“, fügst du hinzu. Als wäre das als Erklärung genug. Ich bin nicht sauer. Einfach enttäuscht, wenn ich wirklich einmal ehrlich zu mir bin. Dann fällt mir der Schmerz in meiner Brust heute Nacht ein. Es ist derselbe, der sich gerade in mir ausbreitet. Ich will weg. Einfach nur weg.
„Kommst du später zu mir, wenn deine Mädels weg sind?“, fragt er mich, als ich meine Sachen packe. „Lass einfach schreiben“, murmel ich vor mich hin. „Ich würde mich freuen.“ Er schaut aus dem Fenster.
Und ich frage mich, als ich die Tür hinter mir schließe – freut es dich, dass ich bei dir bin oder kannst du nur nicht alleine sein? Bin ich es, die du willst, oder willst du mich nur, weil du sie nicht haben kannst?
Es könnte nicht einfach sein, selbst wenn es unkompliziert wäre – weil du deine Ex noch liebst.
Headerfoto: Marcelo Rangel via Unsplash. (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!