Viele Menschen – und dazu zählte einst auch ich – haben Schwierigkeiten, sich auf etwas oder jemanden einzulassen. Ich war ein Gewohnheitstier. Ich brauchte zwar Abwechslung, aber ich hasste Veränderungen – ich wollte stets die Kontrolle bewahren. Ich musste auch immer in Bewegung bleiben, Nichtstun kam für mich nicht infrage, man könnte mich ja für faul halten.
Nein, das ging nicht. So sollten meine Mitmenschen nicht über mich denken. Ich benötigte das Gefühl, gebraucht zu werden und kannte kein Nein, wenn andere mich um Hilfe baten. Ich riss mir den Arsch auf, nur um es allen recht zu machen. Und als es mir dann mal schlecht ging, fühlte ich mich im Stich gelassen.
Ich benötigte das Gefühl, gebraucht zu werden und kannte kein Nein, wenn andere mich um Hilfe baten.
Ich warf meinen Freunden Egoismus vor, weil sie mir nicht die Hilfe zukommen ließen, die ich mir wünschte. Das änderte aber nichts. Sobald es mir wieder besser ging, kümmerte ich mich wieder um die Wehwehchen meiner Mitmenschen. Und ich war gut darin. So dachte ich zumindest.
Ist das jetzt der Grund dafür, warum es uns nicht gelingt zu entspannen? Nicht ganz, geht aber grob in die Richtung, in die ich Dich gerne mitnehmen möchte. Ob Du mir folgen willst, darfst Du natürlich selbst entscheiden. Ich zwinge Dich nicht dazu. In diesem Fall gibt es kein Richtig oder Falsch. Denn beide Möglichkeiten helfen mir, Dir zu verdeutlichen, wie Du Dich entspannen kannst.
Das Ziel, das Du verfolgst, ist ja zu erfahren, warum es Dir nicht gelingt zu entspannen. Ich möchte, dass Du es schaffst, Dich zu entspannen. Und nicht, dass Du Dich fragst, warum es Dir nicht gelingt und Dir womöglich noch Vorwürfe dafür machst. Denn das passiert leider häufig.
Ich möchte, dass Du es schaffst, Dich zu entspannen. Und nicht, dass Du Dich fragst, warum es Dir nicht gelingt.
Wenn uns etwas nicht gelingt, reden wir alles an uns schlecht. Wir bezeichnen uns selber als Versager und nehmen das Gefühl dann auch meistens komplett an.
Das passiert leider oft ganz automatisch und unbewusst und schon befinden wir uns in der Spirale des negativen Denkens und der Selbstabwertung. Und damit keiner merkt, wie unzufrieden wir mit uns sind, richten wir unseren Blick nach außen und suchen verzweifelt nach Menschen, die noch schlechter abschneiden als wir, nur damit es uns besser geht.
Anstatt es stehen zu lassen, wie es ist, bewerten wir. Anstatt es zu akzeptieren und nichts zu tun, arbeiten wir unentwegt an einer Möglichkeit, uns besser zu fühlen. Und am Ende benutzen wir andere dafür, einfach weil wir keine andere Möglichkeit sehen, in eine entspannte und zufriedene Haltung zu kommen.
Anstatt es stehen zu lassen, wie es ist, arbeiten wir unentwegt an einer Möglichkeit, uns besser zu fühlen.
Ich schreibe dies alles nur, weil ich es selber so erlebt habe. Ich fühlte mich sehr unzufrieden und ich hatte Angst, dass meine Leistung einfach nicht ausreicht. Ich hatte Angst vor den Reaktionen der anderen. Und am meisten hatte ich Angst davor, deswegen abgelehnt und ausgegrenzt zu werden.
Der einzige, der mich aber ablehnte, war ich selbst. Ich fühlte mich gestresster denn je. Deswegen zog ich mich zurück. Ich baute eine Mauer um mich herum und grenzte mich selber aus.
Dann hatte ich meinen Zusammenbruch. Nichts ging mehr. Und ich sage Dir, dass das für mich, so unglaublich sich das anhört, das bis dahin größte Glück war.
Ich lernte das, worauf die ganze Achtsamkeitstheorie hinarbeitet: nämlich die Akzeptanz und Annahme meiner Selbst. Seitdem ich mich in Achtsamkeit übe, gelingt es mir tatsächlich, mich zu entspannen. Ich atme. Ich mache Yoga. Auch dabei atme ich. Ich fokussiere mich auf meinen Atem. Ansonsten tue ich nichts. Ich denke nichts, ich bin einfach nur. Und das alleine entspannt mich.
Nichts zu tun, außer zu atmen, das entspannt mich zu jeder Zeit. Ich muss an nichts und niemanden denken, außer an mich und meinen Atem.
Warum glauben wir, dass wir etwas tun müssen, damit wir uns entspannen können? Warum kämpfen wir für einen Zustand, den wir als inneren Frieden oder Entspannung definieren? Also ich werde von Kämpfen immer müde. Nichts zu tun, außer zu atmen, das entspannt mich zu jeder Zeit. Ich muss an nichts und niemanden denken, außer an mich und meinen Atem.
Und das kannst Du auch.
Du glaubst mir nicht?
Warum?
Weil Dein Gedanke Dir etwas anderes sagt?
Sagt Dir der Gedanke denn auch, was passiert, wenn Du ihm nicht folgst oder sagt er Dir nur, was passieren könnte?
Ich bin gespannt auf Deine Antwort. Denn ich bin mir sicher, dass diese Antwort auch Dir die Frage beantwortet, warum es Dir nicht gelingt, dich zu entspannen, obwohl Du das so sehr willst.
Im Übrigen bist Du mir ja gerade gefolgt. Die zweite Möglichkeit ist kurz und knapp: NICHTS TUN (das heißt, mir nicht zu folgen) hätte auch gereicht.
Headerfoto: Stockfoto von GaudiLab/Shutterstock. („Wahrheit oder Licht“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!