Ich wache auf mit trockenem Mund, verquollenen Augen und dem schmerzenden Kopf. Wieder einmal habe ich es übertrieben. Das ist mein Kater – aber ohne Alkohol getrunken zu haben. Aus einer Sucht ist er dennoch entstanden. Die Sucht nach Dir und Deiner Zuneigung. Wie oft habe ich die immer gleiche Situation schon erlebt; manchmal besser und, wie gestern, manchmal schlechter gemeistert.
Ich fühle mich schuldig, wie der Alkoholiker, der genau weiß, dass er nicht mehr konsumieren sollte.
Ich fühle mich schuldig, wie der Alkoholiker, der genau weiß, dass er nicht mehr konsumieren sollte. Du bist mein Alkohol: im ersten Moment noch mit einem guten Geschmack auf der Zunge, brennst Du, sobald es tiefer geht, und erstickst gleichzeitig wohlig und warm das Gefühl der Leere in mir. Mit jedem Wort und jeder Nachricht steigt der Pegel.
An Abenden wie gestern eskaliert es dann und ich will soviel mehr, dass nie wieder diese Leere entstehen kann. Dass ich mich dabei selbst bloßstelle und meinen letzten Funken Stolz verkaufe, nur für einen ernüchternden Anruf von Dir, bei dem Du mir wieder zeigst, dass Dein Vergnügen an erster Stelle steht, ist mir in diesem Moment völlig egal.
Und dann wache ich auf und fühle mich klein. Nichts wert und ausgelacht von Dir. Dabei sollte ich diejenige sein, die Dir mal ordentlich die Meinung sagt. Ich möchte Dir sagen, dass es einfach nicht in Ordnung ist, wie Du mit mir umgehst. Wie sehr Du mich verletzt hast und es weiterhin tust. Wie egoistisch Du Dich verhältst und es ja doch immer nur um Deinen Schmerz und Deine Trauer geht.
Dass Du Dich nicht entscheiden kannst und zwei Frauen gleichzeitig brauchst, zeigt nur, wie verantwortungslos und charakterschwach Du bist
Dass Du Dich nicht entscheiden kannst und zwei Frauen gleichzeitig brauchst, zeigt nur, wie verantwortungslos und charakterschwach Du bist und egal, was früher vorgefallen ist: Dieses Verhalten kannst Du dadurch nicht rechtfertigen.
Langsam übersteigt die Wut die Traurigkeit, denn fast schon hast Du mir wieder leid getan. Und so beginnt der nächste Tag als Kampf gegen die Sucht. Die Gedanken daran werden noch lange in meinem Kopf bleiben, nur der Reiz, sie auszuführen, sollte nach und nach schwächer werden – wie auf Entzug. Ich bin bereit zu kämpfen, für mich und für die, die mich respektieren und lieben.
Headerfoto: Frau auf Brücke liegend (Stockfoto) via David MG/Shutterstock. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür!
Wunderbar geschrieben.