Lieber hoffen auf dich als hoffen auf nichts

Man sagt immer „Liebe macht blind“, aber niemand sagt dir, dass Liebe wahnsinnig macht. Oder dass dieses unglückliche Gefühl dich wahnsinnig macht. Ich fühle mich geisteskrank und wahnsinnig verrückt. Ich kann an nichts anderes denken als an dich. Ich kann nur daran denken, dass du jetzt weg bist. Dass ich nicht mehr die Chance haben werde, dich in den Arm zu nehmen, dich zu küssen, in deine wahnsinnig schönen braunen Augen zu schauen und dass ich auch nie wieder mit dir schlafen werde.

Ja, das war sogar fast das Beste an unserer Nicht-Beziehung. Aber eigentlich sehne ich mich nach allem an dir. Ich sehe mich nach dir. Einfach nur danach, bei dir zu sein und danach, die Hoffnung zu haben, einmal ein Teil von dir werden zu können.

Wie kann denn etwas, das so wunderbar beginnt, so beschissen werden? Wie konntest du auf einmal so beschissen werden? Was plagt dich denn und wieso redest du nicht mit mir? Ich wäre doch da gewesen.

Bevor du da warst, ging es mir gut.

Bevor du da warst, ging es mir gut. Endlich bin ich wieder mit mir selbst klar gekommen. Damit, dass es nicht schlimm ist, allein zu sein. Und dann standest du da auf einmal in meinem Leben. Wunderschön und perfekt und lieb. Einfach irgendwie unwirklich.

Dass du dich dann auch noch für mich interessiert, mir ständig geschrieben hast und einfach alles über mich wissen wolltest, das hat mich zu schnell in deinen Bann gezogen. Ich war irgendwie verknallt in dich. Und gleichzeitig wusste ich, dass da irgendwas ist, was mich nicht glücklich machen könnte. Aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es gut werden würde. Ich wollte dich nicht aufgeben und hatte gehofft, dass aus dir und mir ein wir wird.

Wir haben Zeit miteinander verbracht. Aber es war Winter. Ich glaube, dass ich dich schon nach zu kurzer Zeit bedrängt habe. Du meintest, dass du mich erstmal kennenlernen und herausfinden musst, was das werden könnte. Du hast gesagt, dass du nun mal leider nicht mehr Zeit mit mir verbringen kannst. Dass das bei dir immer so ist. Dass du die Zeit mit deinen Jungs brauchst und deine Freiheit.

Vermutlich hätte ich dann doch immer mehr von dir verlangt. Ist das so verwerflich, wenn man jemanden mag?

Ich hätte all das verstanden und hätte damit leben können, wenn ich doch nur irgendwie ein Zeichen von dir bekommen hätte, dass das mit uns doch etwas werden könnte. Aber vermutlich hätte ich dann doch immer mehr von dir verlangt. Ist das so verwerflich, wenn man jemanden mag?

Wir haben so weiter gemacht wie bisher. Ich hatte das Gefühl, dass es besser wird. Und gleichzeitig wusste ich, dass du mich immer noch nicht an dich ranlässt. Ich hatte oft das Gefühl, dass es noch eine andere Person in deinem Leben gibt. Ich habe mich immer gefragt, ob sie von mir weiß. Oder ob dir diese andere Person mal nur das Herz gebrochen hat – so wie du mir – und ich einfach nur deine Ablenkung bin.

Manchmal hast du dann aber wieder Dinge gesagt, die mich glaube lassen haben, dass du mich wirklich magst, wenigstens ein bisschen so doll wie ich dich. Dann kam eine Zeit, in der es mir nicht gut ging. Familiäre Probleme und dann auch noch diese beschissene Klausur. Du warst für mich da, hast mir gesagt, dass ich es schaffe und hast versucht mich aufzumuntern.

Du bist mit mir durch den Regen übers Tempelhofer Feld spaziert und hast mit mir Drachen steigen lassen, um mich irgendwie abzulenken. Da fand ich dich wieder so unglaublich toll, einfach wunderbar und ich habe nicht verstanden, wieso du dann auf einmal wieder weg warst.

Aus deinem Urlaub kamst du verändert wieder. Ich wusste, dass irgendwas nicht richtig war.

Aus deinem Urlaub kamst du verändert wieder. Ich wusste, dass irgendwas nicht richtig war. Du warst distanziert, hast nicht gelacht. Trotzdem hast du dich mit mir getroffen, mich im Arm gehalten und mich geküsst. Ich frage mich manchmal, ob ich denn irgendwas falsch gemacht habe. Ich frage mich, ob ich dir nicht genug gezeigt habe, dass ich dich mag.

Ich hatte zwei Tage nichts von dir gehört, was mich verrückt gemacht hat, weil wir uns zumindest immer „Gute Nacht“ geschrieben hatten. Also habe ich nachgefragt, ob alles gut sei; ob es dir gut ginge.

Und dann kam deine Antwort. Du brauchst etwas Zeit für dich. Ich solle mich nicht wundern. Ich solle mich nicht wundern? Ich wusste nicht, wann wir uns wiedersehen, oder ob wir uns überhaupt wiedersehen. Mir wurde ganz schlecht, ich zitterte am ganzen Körper. Ich habe geheult und hätte am liebsten laut geschrien. Irgendwas kaputt gemacht, am liebsten mich.

In diesem Moment dreht sich deine Welt tausendmal so schnell und gleichzeitig steht sie still.

Dieser Moment, in dem man weiß, dass gerade mit einem „Schluss gemacht“ wurde. In diesem Moment dreht sich deine Welt tausendmal so schnell und gleichzeitig steht sie still. Ich wünschte, dass sie in diesem Moment zersprungen wäre.

Ich habe mich komplett abgeschossen und irgendwelche Drogen genommen. Doch nichts hat geholfen. Ich wusste, dass du weg bist und dass der Schmerz bleiben wird. Eine Zeit lang, sehr lange.
Ich habe dir wieder geschrieben, weil ich wissen wollte, ob es dir besser geht. Ich wollte wissen, ob ich dich wiedersehe und du hast mir auf diese Frage keine Antwort gegeben.

Zwei Wochen später, ich war gerade im Urlaub in Griechenland, doch ich konnte mich nicht richtig entspannen. Ich wollte nicht wahrhaben, dass es wirklich vorbei ist. Also habe ich dir wieder geschrieben. Ich habe dir geschrieben, dass ich Antworten möchte. Ich habe dir endlich gesagt, was ich eigentlich wirklich für dich empfinde. Ich habe dir gesagt, wie beschissen es mir geht, nichts von dir zu hören, nicht zu wissen, wie es dir geht und vor allem, nicht zu wissen, warum es dir so geht.

Auf dem Weg zu dir haben meine Knie gezittert, mein Herz hat wie wahnsinnig geklopft und mir war schlecht vor Angst.

Endlich hast du mir geantwortet. Du hast gesagt, dass du weißt, dass ich eine Antwort verdient habe. Du wolltest dich am Wochenende mit mir treffen und dich mir erklären. Es war der Tag, an dem ich aus dem Urlaub zurückgekommen bin. Auf dem Weg zu dir haben meine Knie gezittert, mein Herz hat wie wahnsinnig geklopft und mir war schlecht vor Angst. Weil ich wusste, dass nach diesem Gespräch alles vorbei ist.

Trotzdem bin ich gegangen, weil ich immer und immer weiter gehofft habe. Du warst irgendwie wie immer. Ich wusste, dass du nicht über deine Gefühle reden kannst und darüber, was dir passiert ist. Doch du hast es versucht. Du hast von dem Todesfall erzählt, von deinen Ängsten wegen der Bachelorarbeit und wegen deiner finanziellen Probleme. Du hast gesagt, dass du nicht weißt, wie lange es dir noch so gehen wird.

Du hast gesagt, dass du mir erst mal nichts geben kannst. Aber dass du mich magst, dass du mich sehr magst. Aber wie geht das? Was habe ich getan, oder was habe ich nicht getan? Was habe ich falsch gemacht? Ich weiß, dass man die Schuld nicht immer bei sich suchen soll; dass ich nicht für alles verantwortlich bin.

Also haben wir noch ein letztes Mal miteinander geschlafen und es war wie immer perfekt.

Also haben wir noch ein letztes Mal miteinander geschlafen und es war wie immer perfekt. Und gleichzeitig das Schlimmste und Dümmste, was wir hätten machen können. Ich bin gegangen. Doch unsere Lösung fand ich beschissen. Also habe ich dir zwei Tage später noch einmal geschrieben.

Ich habe dir gesagt, dass meine Gefühle nicht einfach von heute auf morgen verschwinden werden. Ich habe dir gesagt, dass ich auf dich warten, dir deine Zeit geben möchte, egal wie lange es dauert, bis du wieder mit dir selbst klar kommst. Doch ich hätte dich gehen lassen sollen. Ich hätte meine Hoffnungen aufgeben sollen. Denn sie ist bis heute noch da.

Ich musste umziehen und wohne jetzt nur wenige hundert Meter von dir entfernt. Ich dachte, dass das okay wäre. Doch jedes Mal, wenn ich auf die Straße gehe, habe ich Angst, dich zu treffen. Und dann war da vor ein paar Tagen unser Sommerfest. Nach zwei Monaten ohne Kontakt schreibst du mir wieder. Du fragst mich, wie es mir geht; dass du gesehen hast, dass ich beim Firmenlauf mitgemacht habe und sagst, dass wir uns wohl bei dem Sommerfest von unserer Firma sehen werden.

Ich habe wieder Hoffnung. Warum sonst solltest du mir schreiben? Du hast an mich gedacht.

Ich war verwirrt. Am liebsten hätte ich dir nicht geantwortet, doch ich wusste, dass ich antworten muss. Also habe ich dir so distanziert wie möglich geschrieben. Du schreibst wieder zurück, dass du nicht gehen wirst zum Fest, wenn es weiterhin so regnet. Ich hoffte, dass du nicht gehst und gleichzeitig wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dich dort wieder zusehen. Ich habe wieder Hoffnung. Warum sonst solltest du mir schreiben? Du hast an mich gedacht.

Natürlich bist du bei dem Sommerfest. Wir schauen uns an und ignorieren uns gleichzeitig. Ich will mit dir reden, will in deiner Nähe sein, will wissen, wie es dir geht. Ob es dir besser geht, wie deine Bachelorarbeit läuft und ob du nach Amerika gehen wirst. Ich habe jede Menge getrunken und meiner Kollegin alles von dir erzählt. Sie motiviert mich, doch noch mit dir zu reden. Einfach zu machen.

Schließlich stehen wir zusammen an der Bar. Wie damals bei der Weihnachtsfeier, als ich dich kennengelernt habe und wusste, dass ich mit zu dir kommen will. Dass ich bei und mit dir schlafen möchte. Doch dieses Mal weiß ich, dass der Abend nicht gemeinsam enden wird. Du hast deine Bachelorarbeit nicht weitergeschrieben, sondern um ein halbes Jahr verlängert und du wirst danach vermutlich nach Amerika gehen – sollte es noch klappen.

Ich sage dir, dass ich mir gewünscht hätte, dass du jetzt gehst – damit ich keinen Grund mehr habe, auf dich zu hoffen. Ich erzähle dir, dass ich weiterhin auf dich warten will und du erwiderst nur, dass es dir eigentlich immer noch nicht wieder gut geht.

Die Feier ist langsam vorbei und die meisten Menschen sind gegangen. Du bist noch da.

Du willst nicht weiter mit mir auf diesem Fest reden. Wir haben zu viel getrunken. Wir sollten uns doch lieber ein anderes Mal sehen und dann vielleicht reden. Die Feier ist langsam vorbei und die meisten Menschen sind gegangen. Du bist noch da. Aber ich gehe mit meiner Kollegin nach Hause.

Auf dem Weg zur S-Bahn bist auch du plötzlich wieder da und wir müssen in dieselbe Richtung. Also fahren wir zusammen allein nach Hause. Gehen noch in die gemeinsame Richtung und ich frage dich – oder eigentlich bettle ich dich vielmehr an – noch mit zu mir zu kommen. Mit mir zu schlafen. Ich sage, dass es für mich okay ist. Also machst du es. Du kommst mit zu mir und wir haben Sex.

Ich drehe durch und mein Herz explodiert. Ich habe dich verloren. Jetzt endgültig.

Meiner Meinung nach war es gut wie immer. Doch in deinen Armen fange ich an zu heulen. Weil ich betrunken bin und weil ich dich nicht gehen lassen will. Doch du stehst auf und lässt mich allein. Mein Kopf dreht durch. Ich drehe durch und mein Herz explodiert. Ich habe dich verloren. Jetzt endgültig. Doch ich hoffe, dass du zurückkommst. Ich hoffe, dass du mir antwortest; dass du mich vermisst und dass du an mich denkst. Ich hoffe, dass wir irgendwie doch noch zueinander finden können und dass ich dir helfen kann.

Ich weiß, dass all dieses Hoffen scheiße ist. Ich weiß, dass ich dich nicht verdient habe und gleichzeitig weiß ich, dass du mich verdient hättest. Und letztendlich bin ich einfach nur naiv zu glauben, dass meine Worte etwas ändern könnten an deinen Gefühlen für mich und deinem Glauben an dich.

Rose ist 24. Trotz ihres naturwissenschaftlichen Pharmaziestudiums liebt sie es zu schreiben und zu malen. Als verdammt emotionaler und auch vielleicht ein bisschen introvertierter Mensch glaubt sie doch zu doll an das Hollywood-Happyend und den einen Traumprinzen, der nicht perfekt sein muss und auch nicht auf einem weißen Ross vor der Tür stehen soll. Aber irgendwie sollte er doch irgendwann da sein. Zum Glücklichsein braucht sie nicht viel, nur ein paar Menschen um sich herum, die für sie da sind und ihr zuhören. Manchmal würde sie gern weniger die anderen fragen, was richtig ist, sondern viel mehr die Entscheidung treffen, von denen ihr Herz meint, dass sie richtig sind. Und auch wenn sie einiges nicht richtig macht, hat sie es noch längst nicht falsch gemacht.

Headerfoto: Traurige Frau via Shutterstock.com („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür.

4 Comments

  • Liebe Rose!

    Du studierst Pharmazie? Mach das weiter, das ist richtig und wichtig. Der Vogel in deinem Beitrag allerdings ist nichtig und unwichtig. Zieh weiter, leb Dein Leben bis zu deinen vollsten Möglichkeiten! Lass Dich niemals abrollen, verarschen, hinhalten, ja, hinhalten! Niemals abwarten, warten und warten und warten auf Jemanden und auf Etwas. Sei Du heute Jemand und mach Etwas, aber lass dich nie von Jemandem zu Etwas machen! 🙂

    Dir alles, alles Gute!

    a.

  • Liebe Rose,
    ich hab genau so etwas gerade auch erlebt. Gruseligerweise war das Tempelhofer Feld auch so ein Ort. Und kurz nachdem wir zusammen kamen zog er in eine Wohnung 300 Meter von mur entfernt.
    Beim Firmenlauf war er auch!

    Es war die Hölle, weil ich nach wenigen guten Wochen spürte, wie einseitig es doch ist.
    Ich hab es nur schneller beendet als Du. Aber ich übe auch schon seit 25 Jahren, auf meine Instinkte zu hören. Dafür hab ich das erste Mal in meinem Leben geklammert. So wie du. Ich versteh das deshalb gut.

    Klammern bringt nicht etwa aus taktischen Gründen nichts. Sondern, weil wir nur etwas bekommen, wenn wir loslassen.

    Wenn ein Mann liebevoll mit dir umgeht, wirst du nicht klammern. Das machen diese Spiele, wie er sie gespielt hat. Ein liebevoller Mensch spielt die nicht.

    Verzeih ihm. Dann kannst du auch loslassen.

    Alles Gute!

  • Genau, Rose! Lass dich nicht verkohlen! Allein schon das Drachen steigen lassen bei Regen aufm Tempelhofer war vom Ding her reine Verarsche um nicht zu sagen ein Mordversuch… Bitte befreie dich selbst und mach dich bereit für die Zukunft. Denn in dieser wird alles gut!

    Peace!

  • Ach Rose. Der Kerl behandelt dich so scheiße, weil er es kann und du es mit dir machen lässt. Dabei hat der Kerl schon zig Andeutungen gemacht, dass er dich nicht will. Warum läufst du so einem hinterher? Sei dir doch selbst mehr wert!

    PS: Ich wollte übrigens keine Freundin, die sich wahllos mit irgendwelchen Drogen wegballert.

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