Facebook – Veränderungen über Veränderungen und nichts ändert sich daran

Ist noch gar nicht lange her, da war das so genannte „Komasaufen“ der letzte Schrei unter minderjährigen Party-Noobs sowie postpubertären Gruppen-Bezwungenen und ein vieldiskutiertes Problem innerhalb der Gesellschaft, zumindest erschien es mir so als Beobachter.

Doch dann sah ich vor ein paar Tagen einen Artikel auf einer Nachrichten-Website, in dem es hieß, dass diese Art des Alkoholkonsums nun out sei, nicht mehr angesagt.

Komasaufen war nicht mehr hip.

Auch kann ich mich noch daran erinnern, da hatte auf einmal jeder quasi über Nacht eine eigene Facebook-Seite. Da galt man plötzlich gemeinhin als nicht cool und unsozial, wenn man weniger als hundert Freunde auf dieser blöden Website vorzuweisen hatte.

Die Menschen unter 35 Jahren waren nun kollektiv der Ansicht, ihr Privatleben sei interessant genug, dass jede auch noch so minimale Veränderung darin der ganzen Welt mitgeteilt werden müsse.

Beziehungen waren erst dann rechtskräftig, wenn der Status beider Parteien entsprechend angepasst wurde/war, was natürlich auch für deren Ende galt.

Und Geburtstagsfeiern waren ohne die Hilfe dieser Seite organisatorisch nicht mehr zu bewältigen. Wie hätte man denn sonst die ganzen Leute einladen können?

Einfach jeder Trottel hatte jetzt einen Facebook-Account … genau wie ich.

Und jeder war überzeugt, dass diese Seite Veränderungen in Gang gesetzt hatte, die auf ewig unabänderlich sein würden. Man war sogar der Meinung, dass sich dieser Trend konsequent weiter fortsetzen und Facebook allgemein immer wichtiger für die Gesellschaft werden würde.

Auch die Nachrichten waren voll von entsprechenden Meldungen.

Einfach jeder Idiot war davon überzeugt … genau wie ich.

Und wie sieht es heute, gerade mal ein paar Jährchen später, aus?

Wenn ich heute mal aus purer Langeweile auf Facebook unterwegs bin, dann stelle ich mit einer gewissen Befriedigung fest, dass der große Wind schon längst verflogen ist.

Aus meiner ursprünglichen Freundesliste sind gerade mal noch die Hälfte der Leute angemeldet, von denen vielleicht effektiv noch 30 Prozent die Seite benutzen, und das mittlerweile fast ausschließlich zum Spielen irgendwelcher Mini-Games zum Feierabend.

Und ab und zu kommentiert mal jemand ein Bild von vor vier Jahren mit den Worten: „Das waren noch Zeiten.“

Ja, das waren noch Zeiten!

Doch wird mir anhand solcher Beispiele klar, dass absolut nichts – und scheint es noch so tief in Stein gemeißelt – auf alle Zeiten hin feststeht. Nur eins ist gewiss: Die Dinge ändern sich. Das ist eben der Lauf der Welt.

Im gewissen Sinne ist das tragisch, doch vermag mich diese einfache Tatsache aktuell über meine eigene Situation ein wenig hinwegzutrösten.

Befinde ich mich doch gerade in einer Entscheidung, die ich mich bisher einfach nicht zu treffen traue, da sie eine gewaltige Kraftanstrengung sowie sehr viel Zeit, aber nur möglicherweise ein positives Resultat nach sich ziehen würde.

Also warte ich weiter darauf, dass ich mich eines Morgens entschlossen und stark genug fühle, es endlich anzupacken, mich selbst und mein Leben zu ändern.

Bis dahin beobachte ich um mich herum, in ihrer Kontinuität, die Veränderungen der Welt und sage mir dabei selbst: „Kommt Zeit, kommt Rat.“

Jan Heuer ist ausgesprochen unvoreingenommen im Umgang mit seiner Umwelt, neuen Situationen und Menschen, doch beobachtet und analysiert er viel und versucht daraus zu lernen. In vielerlei Hinsicht ist er eher ein Gewohnheitstier, allerdings probiert er gerne Neues und ist allgemein äußerst neugierig. Außerdem ist er meist entspannt und bequemlich, mitunter jedoch extrem ungeduldig. So wie das Leben selbst sind eben auch wir Menschen … im ständigen Wandel und auch deshalb alles andere als langweilig.

Headerfoto: Junge Menschen auf Sofa via Shutterstock.com („Geesellschaftsspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür.

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