Cello | 29 | Hamburg

„Ich habe aufgehört, mir Sorgen zu machen.“

Einen „Java-Chip-Chocolate-Cream-Frappuccino ohne Cream, dafür mit Mandelmilch und Hazelnut Sirup super grande to stay“ oder so bekomme ich nicht, als wir bei Schietwetter in Bramfeld Cello besuchen. Dabei könnte er, wenn er wollte. Sieben Jahre lang lernte er bei Starbucks, den unmöglichsten Bestellungen mit gelangweilter Miene nachzukommen, die Namen der Gäste möglichst falsch auf die Becher zu schreiben und die Namen der Getränkekreationen möglichst fehlerfrei auszusprechen. Wenn es doch Wetten, dass … noch gäbe … Einen schwarzen Kaffee mit ohne alles (yes!), einen selbst-besorgten Kuchen (yesyes!) und allerhand Geschichten (yesyesyes!) bekomme ich aber. Cello gräbt nicht nur Familienalben vollgepackt mit 80er-/90er-Jahre-Fotohighlights, sondern auch allerhand Anekdoten und Kindheitsstreiche für uns aus. Vamos!

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Geboren und aufgewachsen ist Marcel, der Cello genannt wird, in Wuppertal. Dort frönte er der Kleinstadt-typischen Draußen-Rumräuber-Kindheit. Nichts konnte ihn erschrecken, selbst nach der Explosion im Bayer-Werk Ende der Neunziger sah er nicht ein, warum er nun drinnen spielen sollte – Cello hatte den Schalk faustdick hinter den Ohren. Als erzieherische Maßnahme packte seine Mutter den uneinsichtigen Sohnemann sogar mal ins Auto, um ihn bei der Polizei abzuliefern. Was er angestellt hatte? Hausfriedensbruch der Liebe wegen. Awww. Was tut man nicht alles als Neunjähriger, wenn die Angebetete Hausarrest hat! Für Cello jedenfalls stand fest: Kein Hindernis ist zu hoch! Kurzerhand kletterte er über den Balkon in ihre Wohnung im zweiten Stock. Den ebenfalls Kleinstadt-typischen Buschfunk, der Cellos Eltern auf dem Laufenden hielt, hatte der kleine Casanova nicht bedacht, als er großäugig seine Unschuld beteuerte – zumindest solang bis ihn die Aussicht auf ein Leben hinter Gittern gestehen ließ. Vielleicht ist das auch der Grund, warum seine Eltern, die italienische und portugiesische Wurzeln haben, die jeweilige Landessprache als Geheimsprache für sich behielten und die drei Kinder nicht bi- oder gar multilingual aufwuchsen. Da halfen selbst die italienische Oma und der Opa in Portugal nicht. Überhaupt, Cello war als Trouble-Maker viel zu beschäftigt, um Sprachen zu lernen und dann war da ja noch die Fußballerkarriere bei SV Wuppertal. Heute findet er es natürlich schade, aber da Cello das Glas meist so halbvoll sieht, dass er noch easy einen großen Schluck abtrinken kann, erfreut er sich der Tatsache, dass er eine Oma hat, die für ihn italienische Geheimrezeptlasagne zubereitet und die schmeckt, egal welche Sprache man spricht.

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Von der Oma hat er sicher sein Kochtalent, denn Mädels: Cello kocht! Wenn nicht nach den Rezepten seiner Oma, dann nach denen vom Jamie Oliver. Der – Man Crush olé – und seine 15-Minuten-Küche haben es ihm angetan. Seitdem hantiert er mit Schwarzer-Johannisbeer-Marmelade und Wodka in seiner Küche. Obgleich er selbst Omnivore ist, muss es seine Partnerin nicht. Was sie abkönnen muss: Knobi im Essen, ohne den geht’s einfach nicht. Ohne gekochtes Gemüse allerdings schon, denn sobald es beim Draufbeißen quietscht, hört für Cello jeglicher kulinarischer Genuss auf. Ebenfalls Tabu war Don Manuel, der Hahn seines portugiesischen Opas. Diesen fütterte Cello als Kind in bester Absicht – solange bis er im Topf landete.

Als Cello zwölf war, musste er von Wuppertal Abschied nehmen. Für ihn, seine Mutter und seine zwei Schwestern ging es in den Norden. Nach Fuhlsbüttel. Der Ort, der für Cello immer Zuhause sein wird. Dort durchlebte er als Jugendlicher erst eine streng religiöse, dann eine philosophische Phase. Inzwischen bezeichnet er sich nicht mehr als gläubig. Außer an Karma, daran glaubt er. Und bislang scheint er einiges richtig zu machen, denn sein Karma meinte es recht gut mit ihm. Es lief eigentlich immer alles glatt – kurz mal auf Holz klopfen. Auch beruflich.

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Hier kam alles komplett anderes als erwartet, rückblickend allerdings genau richtig. Seinen Kindheitsberufswunsch Polizist verwarf er unmittelbar nach der Schulzeit, um mit 16 eine Ausbildung zum Industriemechaniker zu machen. Im Arbeitsleben angekommen stellte er fest, dass er für die Tätigkeit auf dem Bau nicht geschaffen war, ihm aber Kunst, speziell das Zeichnen, lag. Warum also nicht ein Kreativ-Studium? Er entschied sich für Kommunikationsdesign und begann nebenbei in eine Hamburger Filiale von Bolia, einem skandinavischen Möbelhändler, zu jobben. Das gefiel ihm so richtig – also das Jobben, nicht das Studium. Das hatte Cello nicht kommen sehen. Im Sinne seiner Maxime, die besagt, Probleme anzugehen, ließ er Studium Studium sein und das Schicksal für sich arbeiten. So wurde aus dem Nebenjob ein Teilzeitjob und aus dem Teilzeitjob ein Assistant Store Management. #check #! In dieser ist er heute noch tätig und nach wie vor happy, auch wenn ihm die Arbeit im Einzelhandel die Weihnachtszeit ein bisschen kaputt macht. Abschreckten lässt er sich nicht, im Gegenteil: Die Aussicht auf eine Filialleiterstelle irgendwann in der Zukunft gefällt ihm. Oder vielleicht doch lieber im Sales Manager Team? Denn ab und an ist Cello gerne on tour. Weil er dabei viel über andere Länder erfährt, weil er viel über sich lernt. Beispielsweise, dass er ein Boxspringbett-Typ ist. Ohne Reisen nach Dänemark hätte er wahrscheinlich zeitlebens im falschen Bett geschlafen.

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Seine große Liebe hätte Cello ebenfalls nicht kennengelernt, würde er sein Zuhause niemals verlassen. Öhm, seine was? Bei einem mehrmonatigen Trip durch Ozeanien lernte er sie kennen, die Insel der Götter, die Insel der Liebe – Bali. Der Freundlichkeit der Balinesen, der Schönheit der Insel mit ihren Tempeln war Cello vom ersten Moment an verfallen. Um etwas von dem zurückzugeben, was Bali ihm gegeben hat, adoptierte er über die Organisation Plan International ein Patenkind. Die kleine Masandra. Da Cello sich gerne in warmen Gefilden rumtreibt, gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Ländern, die es ihm angetan haben: Auf den Philippinen sind seine liebsten Tauchreviere und beim Gedanken an Aussie beginnt er, von Spirit of the Outback-Zügen und Rubin-Städten zu erzählen. Eine besondere Geschichte: Als er sein Tagebuch im besagten Spirit-Zug vergaß, war einmal mehr Karma zur Stelle. Karma und vor allem Wendy aus Melbourne, die sein Büchlein fand und den Vermerk mit der Adresse seiner Schwester bemerkte. Für das Zurücksenden konnte er sich leider nie bedanken, da nur eine kleine Grußnotiz dabei lag. Also, liebe Wendy aus Melbourne: Mega sweet, danke! Dabei ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass Cello eigentlich ein sehr (!) organisierter Mensch ist, nur eben hin und wieder etwas paddelig.

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In dem in Leder gebunden Heimkehrer finden sich auch Skizzen, die heute auf Cellos Haut verewigt sind. Insgesamt vier Tattoos hat Cello. Alle wurden eigenhändig gezeichnet und ohne lange zu fackeln, stechen gelassen. Sein erstes Tattoo entstand binnen weniger Tage. Also, Organisation, Tattoos und schnelle Entscheidungen mag Cello. Hm, was noch? Sein Smart Home System und den roten Kühlschrank, weil: “Er ist rot!” Musiktechnisch mag er Deep oder Chill House, das Wort “Interpreten” hingegen mag er gar nicht. Er ist überzeugt, dass an dieser Stelle in der deutschen Sprachentwicklung etwas schief gelaufen ist. “Interpreteten” fände er irgendwie schlüssiger. Anyway, die Interpreteten live sehen, muss nicht unbedingt sein, denn Cello ist kein Konzertgänger. Überhaupt mag er es am liebsten entweder entspannt, mit seinen Jungs beim Destiny (für alle, die ebenfalls keine Ahnung haben: Play Station) zocken, oder all in classy, beim Kasino-Besuch im Esplanade. In Schale geworfen fühlen er und seine Jungs sich wie die Ocean’s Eleven und wenn es dann beim Roulette noch läuft, umso besser. Viel feiern geht Cello nicht – wahrscheinlich eine weitere Begleiterscheinung der Tätigkeit im Einzelhandel. Sollten er und seine Freunde doch mal losziehen, dann nicht unbedingt in Hamburg, sondern eher in Lüneburg z.B. ins Vamos. Auf schulterblattiges sehen und gesehen werden hat er dagegen wenig Lust.

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Um sich sehen lassen zu können (man weiß ja nie), hat Cello eine Fit-X-Mitgliedschaft. Wie es sich für jeden ambitionierten Fitnessstudio-Anmelder gehört, kann auch er nicht 100%ig sicher sagen, wann er das letzte Mal im Fitnessstudio seines Vertrauens war. Aber hey, neues Jahr und so! Außerdem machen Paintball und Bouldern im Salon du Bloc einfach mehr Spaß. Ideal fände Cello, wenn die Frau an seiner Seite ein, zwei, am besten sogar drei seiner Hobbies und seine Leidenschaft für weit weg in den Sommer düsen teilt. Denn nicht nur Freundin, sondern auch Freundin soll sie sein. Ein bisschen Bonnie-und-Clyde-mäßig. Dabei ist es ihm egal, ob blonde, braune oder lila Haare, nur die Nägel dürfen nicht kühlschrankfarben lackiert sein. Rot ist eben Küchengeräten vorbehalten. Bei Girls ist Natürlichkeit Trumpf, Geselligkeit ein Muss. Und lachen? Klar. Immer. Gerne. Viel.

Falls ihr, Ladys, jetzt noch zögert – was ich mir nicht vorstellen kann – habe ich ein Ass im Ärmel: Cello spielt Gitarre. Well, zumindest reicht es für ein Lagerfeuer-solides Nothing else matters. Ach, und die Gitarre müsste mitgebracht werden. Hm. Okay. Dafür gibt’s nen guten Typ. So!

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ANNELIE streunt durch die Welt – tendenziell ohne Plan, dafür niemals nie ohne Liebe. Und Tabasco just in case. Sie bewundert Menschen die ihre Spotify-Playlists im Griff haben #strukturundso oder großartig Lagerfeuergeschichten erzählen. Für uns erzählt Annelie aus Hamburg, wo sie für die Werbewelt arbeitet. Irgendwann fängt sie an zu bloggen. Irgendwann. Bestimmt. Zuerst sortiert sie noch schnell ihre Musik.
DANIEL war, bevor er nach Hamburg gekommen ist, ein Jahr in Indien und Nepal unterwegs – natürlich immer mit einer Kamera in der Hand. Er sucht stets nach Herausforderungen und liebt es, neue Menschen kennenzulernen. Beides hilft ihm dabei, seine Fotografie zu entwickeln.