Wir alle kennen sie, die „Ich-hab-keinen-Bock-auf-Sex“-Ausrede. Noch heute heften klischeehafte Aussagen wie „ich hab Kopfschmerzen“, „ich bin müde“ oder „nicht in Stimmung“ an den Sohlen der Frauen. Die Herren der Schöpfung stehen nach wie vor als dauergeile Hengste in den Startlöchern. Aber die Wahrheit sieht anders aus.
Immer häufiger kommen mir in meinem Umfeld Beschwerden zu Ohren. Nicht nur in festen Partnerschaften, wo heißer Sex auf der Waschmaschine dem schnöden Alltag zum Opfer fiel. Nein, auch in den Anfangsphasen von eventuell angehenden Beziehungen herrscht bereits Flaute im Bett. Was soll das, liebe Männer? Wo habt ihr eure Libido gelassen?
Wenn ich jemanden neu kennenlerne, dann will ich doch eigentlich immer und überall. Langsam komme ich aus dem Stirnrunzeln nicht mehr raus, wenn ich höre, dass man nach mehreren Monaten von hier und da mal Sex noch nicht mal mehr geleckt wird. Muss man jetzt irgendwo ein Abo abschließen, um das volle Paket zu bekommen?
Früher war das alles anders. Wenn ich mich dunkel an die Zeit zwischen 16 und 25 erinnere, dann sehe ich Feuer, Leidenschaft, Rumexperimentieren und geil aufeinander sein soweit das Auge reicht. Egal ob mit festem Freund oder nicht. Wurde das mit Ende 20 wirklich schon abgelöst von Routine-Sex, wo jeder Handgriff im Schlaf beherrscht wird? Dabei sind die meisten Frauen sexuell doch wirklich aufgeschlossen.
Wir masturbieren, schauen auch mal den ein oder anderen Porno und fragen sogar nach, was wir denn so auf dem Buffet der Lust servieren dürfen. Oder ist das genau das Problem? Sind wir in Sachen Sex einfach zu offensiv und selbstbewusst geworden? Aber dann sagt doch endlich was los ist und lasst uns nicht wie bekloppt mit unseren Freundinnen nach Erklärungen suchen.
Man darf bestimmte Faktoren mit Sicherheit nicht außer Acht lassen. Wir sind alle keine 18 mehr und haben feste Jobs und Tagesabläufe, die einen schon mal ziemlich fertig machen können. Klar hat man auch mal viel im Kopf oder ist einfach müde. Aber sollte so was wirklich unser Sexleben bestimmen? Sollten wir uns damit wirklich zufrieden geben?
Headerfoto: Mathias Schneider / Sideview Inn
Mir ist diese früher war alles besser Einstellung zu einfach. Zumal man ja immer denken muß, wenn vor 10 Jahren alles besser war, aber vor 10 Jahre jemand das gleiche dachte, dann muß es ja vor 20 Jahren super gewesen sein. Und was war dann vor 50 Jahren? Nein, wir setzen uns mit Allem möglichen unter Stress. Höher, weiter, schneller ist die Devise, besser sein als der Nachbar. Warum nicht mal runterfahren? eine Blueray for adults mit der Freundin angeschaut und sich einen schönen Abend gemacht. Dann gibt es auch wieder mehr Sex, und die These ist verworfen
Selbstverständlich ist jeder Mensch anders. Du berichtest hier folglich von deinen Erfahrungen bzw von dem, was dir zugetragen wurde. Das ist in Ordnung.
Meine Erfahrung durch Erlebnisse, gepaart mit Erzählungen die mir zugetragen wurden.
Man sollte meinen, Dank der sexuellen Revolution und der täglichen Präsenz von Sex, wären alle Frauen und Männer Sexgötter, sind für jedes stell dich ein zu haben und Kenner des Aktes und des anderen Geschlechts. (Jetzt etwas übertrieben hingestellt.)
Im groben wird es von der Porno- und Werbeindustrie so suggeriert.
Dazu kommt
Gerade ein Teil der Männer leidet unter der neuen Gesellschaft. Selbstverständlich sollen Frauen gleiche rechte etc haben. Fair soll es sein. Doch während Frau sich emanzipiert hat, hat es Mann versäumt sich für sich neue Rollenbilder zu entwickeln.
Wenn ich nun als junger Mann sage: ‚ich habe Bock, will alles bespringen, die Frau bleibt hinter dem Herd bei den Kindern.‘ Natürlich wird man dann blöd angeschaut. Eines besseren belehrt. Doch wenn das falsch ist, was ist richtig?
Frau lernt momentan: ihr könnt alles schaffen.
Mann lernt: Frau kann alles schaffen. Ihr seid auch toll.
Jetzt sollten wir Männer nicht rum heulen. Uns geht es in vielen Bereichen besser als den Frauen. Doch mich entschuldigen zu müssen ein Mann zu sein nervt auch.
Das ist vllt nicht beabsichtigt so. Wird jedoch von vielen so aufgenommen.
Beides zusammen und einzeln für sich baut ziemlich Druck auf.
Männlich sein ohne männlich zu sein :/
Ich sage dazu immer: ‚als wir es nicht durften, haben es alle gemacht. Jetzt darf es jeder mit jedem, so wie beide es mögen und keiner will es mehr‘.
Du fragst, was mit uns Männern los ist? Ein Erklärungsversuch:
Ich teile Männer zwischen 30 und 40 (ich nehme an, dass das Deine/Eure Zielgruppe ist), mal grob in 3 Kategorien ein:
Sorte 1 ist der „Draufgänger“, der seit 20 Jahren durch die Clubs zieht und sich One-Night-Stands oder kurzlebige (weil oberflächliche) Bettgeschichten sucht. Also der Kerl, der es Dir vor 8 Jahren so richtig gut besorgt hat, der aber irgendwie in dieser Phase hängengeblieben ist.
Sorte 2 ist der, der aus dieser ONS-Phase inzwischen raus ist, sich seine Hörner abgestossen hat und erkannt hat, dass es Wichtigeres im Leben gibt, als nur Sex. Er ist selbstbewusst und gutaussehend. Er hat durch mehrere Beziehungen inzwischen gelernt, was er von einer langfristigen Partnerin erwartet und kann Ihr das im Gegenzug auch bieten. Heisser Sex spielt in diesen Gedanken nur eine untergeordnete Rolle.
Sorte 3 ist der Dicke/Hässliche/Schüchterne, der nur selten „zum Zug“ gekommen ist. Dem deswegen die Erfahrung, das Selbstbewusstsein und das Geschick fehlt, eine starke, emanzipierte Frau für sich zu begeistern. Er ist völlig untervögelt und träumt von genau den Bettgeschichten, die Du beschreibst.
Bei Sorte 1 und 3 kannst Du auch heute noch genau den heissen Sex bekommen, den Du so vermisst. Als Frau mit 29 wirst Du Dir aber niemals Männer aus diesen beiden Sorten als Beziehungspartner aussuchen, weil die offensichtliche Notgeilheit dieser beiden Gruppen für Dich – inzwischen – nicht mehr attraktiv ist.
Und so landet Ihr immer wieder bei Sorte 2.
Tipp für nächste Mal: Such Dir nen Skorpion… (Kein Scheiß!)