„Ich bin ein echter Hip-Hop-Hase.“
Als Kinder haben wir die Comics von Wonder Woman, Xena, Batgirl und Super Woman gelesen. Frauen mit übermenschlichen Kräften, strahlender Schönheit und ultra coolen Moves. Und noch dazu geilen Outfits. Je älter wir werden, desto mehr realisieren wir, dass Superheldin sein um einiges mehr benötigt, als ein schickes Cape. Und dann lernen wir Stella kennen und BÄM! WONDER WOMAN! Klingt übertrieben? Dann bitte, zeigt uns jemanden, der täglich Kinderleben rettet, sich aktiv in der Flüchtlingshilfe engagiert, letztes Jahr am Mount Everest Base Camp war und uns außerdem mit Prosecco, Kaffee und Keksen empfängt. Wie gesagt…
Von vorne: Es ist kalt, windig, der einzige Kaffee weit und breit ist nicht viel mehr als gefärbtes Wasser und wir haben uns in Kreuzberg verlaufen. Läuft. Versteh mal einer die Eingangsbereiche der Berliner Altbauten. Aber als wir endlich bei Stella ankommen, ist schnell alles vergessen. Es gibt Kaffee in hübschen Keramiktassen, der Kuchen kommt aus der hippen Bäckerei nebenan und den Prosecco sponsert der Job des Mitbewohners. Die erste Überraschung kommt als wir herausfinden, dass Deutsch nicht Stellas Muttersprache ist. Die Frau, die hier so vollkommen akzentfrei spricht, kam in der 3. Klasse aus Kasachstan nach Offenburg. Die Aussprache schreibt sie ihrer Grundschullehrerin zu, die sie als allererstes an einen Tisch mit ausschließlich deutschsprachigen Kindern setzte. Das nennt man dann wohl ins kalte Wasser werfen. Und wo so manch einer feuchte Handflächen kriegt, wenn er auf einer anderen Sprache als der eignen auch nur ein Bier bestellen soll, setzte Stella dem ganzen die Krone auf und studierte erst Lebensmittelchemie und dann Medizin. Dafür zog sie sogar fünf Jahre ins überschaubare Tübingen. Überhaupt ist Stella schon ziemlich viel umgezogen und hat unter Anderem schon in Stuttgart, Bordeaux, Zürich, Heidelberg, Friedrichshafen und halt eben Berlin gewohnt. Das war übrigens eine ziemlich spontane Entscheidung. Dem abenteuerlustigen Freigeist wurde die Ruhe in Friedrichshafen trotz top Aussicht auf den Bodensee ein wenig ZU ruhig und als dann sämtliche Freunde in die Hauptstadt pilgerten, war die Entscheidung quasi schon gefallen.
Hier arbeitet sie in einer großen Klinik als Superheldin in Weiß aka Kinderärztin. Ein buntes Stethoskop ist zwar kein Cape, aber ein ziemlich guter Anfang! Und obwohl alle Vorurteile, die wir jemals über Arbeitszeiten von Ärzten hatten, wahr sind, findet sie immer noch die Zeit, um in den Erstaufnahmelagern für Geflüchtete zu helfen. Und jetzt erzähl mir noch mal jemand, dass der Vergleich mit Wonder Woman übertrieben war. Noch nicht überzeugt? Wo die meisten nach nur einer Woche in Stellas Schuhen in einen jahrelangen Schlaf verfallen würden, nutzt sie ihren Urlaub lieber für Abenteuer. Zumindest finde ich diese Bezeichnung angebracht, wenn wir von einem insgesamt dreiwöchigen Trip auf den Mount Everest reden. Da hat sie es bis auf 5.300 m Höhe geschafft, und das trotz echter Höhenkrankheit auf 4.200 m. Seitdem ist sie angefixt von der Idee, es bis ganz nach oben zu schaffen. Also, wenn du passionierter Wanderer bist, kannst du eigentlich jetzt schon nach ganz unten scrollen. Das Gleiche gilt übrigens für talentierte Schneider, ich warte immer noch auf das Cape…
Ich sollte der Fairness halber sagen, dass es echte Competition für potenzielle Werber gibt. Stellas Nachbar von schräg gegenüber kocht nackt Kaffee. Und trägt offenbar so insgesamt eher ungern Kleidung. Wer also ihre Aufmerksamkeit erwecken möchte, sollte sich da so das eine oder andere einfallen lassen. Tapezieren können wäre da was. Was nämlich aussieht wie Rock n’ Roll Zimmerdeko ist eigentlich das Ergebnis eines kleinen Rotweinunfalls. Und weil Überstreichen irgendwie nicht funktioniert hat, wurde kurzerhand die Tapete abgerissen. Sieht aber hübsch aus. Und passt irgendwie rein. Geschlafen wird übrigens zwecks mangelnder Vorhänge mit Schlafmaske. Die hilft sowohl nach einer Nachtschicht, als auch wenn mal bis in die frühen Morgenstunden getanzt wurde. Am Liebsten zu Trap und Dancehall. Oder Hip Hop. Das ist übrigens ein weiterer Tipp für alle potentziellen Romeos. Schmeiß ‘ne dicke Sause und sorg dafür, dass ordentlich Skrillex läuft. Ohne Musik zum Tanzen bleibt Stella nämlich auf keiner Party lange.
Ein letzter Fun Fact über Stella? Sie hat mal richtig intensiv rhythmische Sportgymnastik betrieben. Genau, das mit den Tüchern und dem Stäbewirbeln! Wikipedia sagt übrigens: Ein Superheld ist eine fiktive Figur, die meist übermenschliche Fähigkeiten oder High-Tech-Waffen besitzt, mit denen sie die Menschheit beschützt und Böses bekämpft. Superhelden haben typischerweise großen Mut und einen edlen Charakter. Noch Fragen?
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