Lutz | 35 | Berlin

„Da kam dann das eine zum anderen mit der Knetmasse!“

Lutz kommt gebürtig aus der documenta-Stadt Kassel. Wenn Du nicht weißt, wer/wo/was/warum die documenta ist, dann stelle dir jetzt den Bahnhof Wilhelmshöhe vor (und bilde dich bitte ein bisschen weiter, danke). Wilhelmshöhe, da bist du ziemlich sicher schon mal mit dem ICE durchgepeitscht. Mitteldeutschland vom Feinsten. Der kleine Lutz wuchs in einem schnuckeligen Vorort auf und war ein höchst altkluges Kind. Er hat zum Beispiel besonders gerne den Kieferorthopäden zugetextet, während dieser seiner Schwester gerade eine feste Zahnspange verpasste. Frühkindlicher Mittelpunktsalarm war voll sein Ding. Ähnlich wie Kinderarbeit. Lutz‘ Eltern hatten nämlich eine Art Schnickschnack-Schreibwarenladen, in dem er schon im Krabbelalter ausgeholfen hat. Daraus entwickelte sich allerdings ein nachhaltiges Langzeitproblem: Der Mann ist bis heute geschockt, was Tinte und Papier kosten. Schließlich musste er bis zu seinem Umzug nach Mainz nie dafür zahlen. Aber dazu später mehr. Lutz konnte schon immer ziemlich gut mit Wasser in sämtlichen Aggregatzuständen. Von Frühjahr bis Herbst hatte er eine Dauerkarte fürs Freibad, im Winter war er jeden Tag auf dem See schlittschuhlaufen. Die Jugend verlief harmlos. Unser Titelheld war absoluter Spätzünder. Fummeln war nicht drin. Lag eventuell daran, dass er sich zunächst seinem Körper widmen musste. Der brachte mit 16 Jahren nämlich stolze 99kg auf die Waage. Als Lutz sich am Strand nicht mehr getraut hat sein Shirt auszuziehen, fing er an, sich damit auseinanderzusetzen, was dauerhafter Spezi- und Chipskonsum so mit den Fettzellen anstellen. Höchste Zeit für lateinamerikanischen und Stepptanz, weil Bewegung musste sein. Ha. Dann den Eltern zuliebe eine Ausbildung zum Augenoptiker gemacht, aber im Jahr 2000 doch lieber das Abi nachgeholt. Was? Schon 2000? Höchste Zeit Architektur zu studieren, um sich heimlich nebenbei an sämtlichen hochkarätigen Schauspielschulen im Land zu bewerben. 2006 war es dann endlich so weit. Lutz hatte keinen Uniabschluss, aber endlich den heiß begehrten Platz an einer Schauspielschule in Mainz ergattert. Und schwupps, drei Jahre später war er Schauspieler mit Homebase in Kölle. Nach einer Weiterbildung im Bereich „working not only on stage but with se camera“ mimte Lutz in seiner ersten großen Rolle den Boris bei Verbotene Liebe. Boris war Clarrisas Assistent. Das ist so was wie ein Ritterschlag der Telenovela. Ach, Clarissa, Urgestein der deutschen Vorabend-Soap. Besser wird‘s nicht. Danach folgten einige größere Werbespots wegen Cashmoneys, da ist Lutz ehrlich. Viel spannender fand er fast seinen Nebenjob im Auktionshaus. Wann kommt man auch sonst dazu, die Originale von Günther Uecker und Otto Piene mal richtig anzutatschen? Im Museum ist ja immer alles verglast. Lutz mag da lieber die direkte Nähe zum Objekt, das macht das Ganze nicht so abgehoben. Vor einem Jahr gab es für den 35-Jährigen den letzten großen Umzug. Und groß ist hier klein, denn Lutz besitzt lieber wenige sorgfältig ausgewählte Stücke, als viel unnötigen Klimbim. In Berlin fungierte er bis neulich als Besetzer in einer Produktionsfirma, momentan zieht er es vor, leckere Zimtschnecken in einem Café in Mitte an die Hungrigen zu bringen. Die Liebe zum Schauspiel vergeht aber nie, deswegen folgt im Herbst ein ziemlich großes Projekt. Die Tinte ist aber noch am trocknen, deswegen schweigt er sich dazu noch aus. Schlau ist das, weise gar. Lutz ist nicht der Typ, der rumschreit und im Mittelpunkt stehen muss. Er kann also nicht mit dem Schauspielerklischee dienen. Der Mann ist besonnen, eher zurückhaltend und irgendwie mega angenehm. Für einen guten und sinnvollen Plot würde er sich aber ohne Probleme ausziehen und alles an die Wand brüllen. Manchmal findet man ihn Montagfrüh im Berghain, manchmal aber auch in der ersten Arbeitsschicht. Zu Hause laufen Bette Middler und sein absoluter Geheimtipp Chante Les Rita Mitsouko. Die hat er mal nachts, als er nicht schlafen konnte, bei Arte entdeckt. Er liebt Speculoos, guckt gerne von unter Wasser Richtung Himmel, hat Bock auf einen Segelkurs und schwört auf das Hautwunder Prep. Wenn sich Ignoranz am besten noch mit Desinteresse paart, findet Lutz das richtig unhöflich. Er sagt gerne: „Guten Morgen/Tag/Hallo/Tschüssi“, weil es doch so einfach ist, ein paar nette Worte zu geben und anderen damit den Tag zu verschönern und im besten Fall selbst ein Lächeln geschenkt zu bekommen. Hach. Lutz ist ein ganz leicht verschrobener, aber immer zuverlässiger Mensch, der kein Herz für Unverbindlichkeit hat. Grindr macht ihn nicht glücklich. Er braucht mehr. Du auch? Dann bitte ab dafür.

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ANNI ist Gründerin von im gegenteil und seit vielen Jahren verheiratet. Mit einem echten Mann! Wahnsinn! Mittlerweile hat sie sogar ein Kind. Willkommen im Spießerleben <3. Anni ist Texterin, Konzepterin, hat ein Händchen für Sales und kann ALLES organisieren. Die Frau liebt Nachhaltigkeit, verkuppelt für ihr Leben gerne Menschen und legt manchmal noch als Fleshdance DJs im Club auf. Aber nie länger als bis 1:30h! Wegen Schlafen! Im Büro sorgt Annibunny für Atmung, Spirituelles, sehr gute und sehr sehr schlechte Gags. Stay funny. Stay hydrated. Stay Frischluft.
JULE ist Gründerin von im gegenteil und Head of Love. Sie schreibt (hauptsächlich zu therapeutischen Zwecken über ihr eigenes Leben), fotografiert Menschen (weil die alle so schön sind) und hat sogar mal ein Buch verfasst. Mit richtigen Seiten! Bei im gegenteil kümmert sie sich hauptsächlich um Kreatives, Redaktionelles und Steuererklärungen, also alles, was hinter dem Rechner stattfindet. In ihrer Freizeit schläft sie gerne, sortiert Dinge nach Farben und/oder trägt Zebraprint. Wer kann, der kann. Inzwischen ist sie - entgegen ihrer bisherigen Erwartungen - glücklich verheiratet.