„Ich mag Fußball nicht, bin ich komisch?”
Da, wo Philipp herkommt, sagt man immer noch Alaaf und nicht Helau. Kann also nur Köln äh Troisdorf sein. Natürlich. Die Kindheit war behütet in der Kleinstadt, das kam dem damals eher schüchternen Jungen sehr gelegen. Philipp spielte Tennis, fand Knight Rider ziemlich genial, Fußball dafür ziemlich bekloppt.
Mit zunehmendem Alter tat er das, was man in Kleinstädten halt so tut, wenn man keinen Bock auf Fußball hat: die Tanzschule besuchen. Bis zum Goldstar-Abzeichen hat es für ihn gelangt. Kurz mal im Internetz gesucht, was das ist: Kommt nach Gold und vor Super Goldstar 1 und bedeutet, dass Philipp tatsächlich richtig ordentlich tanzen kann. Auch schon wieder geil.
Privat hörte er in der Pubertät klassischen Euro-Techno: Marusha, Westbam und ja, eine Runde Coco Jambo war vielleicht auch mal dabei. Nirvana und Ähnliches war ihm vom Vibe her viel zu depri, Philipp hatte Bock auf gute Laune und BumBum. Den ersten richtigen Aussetzer erlaubte sich unser Protagonist mit 15 Jahren. Sein erstes Kölner Karneval-Erlebnis endete im Blackout. Die Kombi aus Saurem Apfel und Kleinem Feigling hat’s einfach gebracht. Autschi.Obwohl Philipp gut in Naturwissenschaften und sehr bescheiden in Fremdsprachen war, ging er in der elften Klasse aufs Internat nach England. Das war erst mal richtig scheiße, weil er die Menschen einfach nicht verstanden hat. Aber wie es halt so kommt: Irgendwann sprach auch Philipp Englisch und spielte von da an sehr viel Fives mit den anderen. Traditionssport da drüben. Irgendwas mit Schläger und Rückschlag.
Zurück in Deutschland machte er Abi in Köln und war zu der Zeit auch gerne der Erste auf dem Dancefloor der Rhein-Rock-Hallen oder in der Rhonburg. Trotz Spaß im Glas und steiler Dancemoves war dem damals 19-Jährigen total klar, wo er beruflich hinwill. Er war erin Crack in Bio und Chemie und voilà, das ganze endete im heiß geliebten Biochemie-Studium an einer antroposophischen Uni.Philipp wusste relativ schnell, dass er mit DNA, Viren und Bakterien arbeiten will. Also lebenden Organismen und Verbindungen. Wer kann, der kann halt. 2008 folgte die Doktorarbeit im Bereich Tumorimmunologie. Grundlagenforschung im Bereich Krebs. Ganz ehrlich: Jetzt schon ein richtig guter Mann, dieser Philipp. Da die Wissenschaftswelt um ihn herum damals allerdings eine ziemliche Katastrophe war, fing seine berufliche Laufbahn in der Unternehmensberatung an.
Dafür zog er nach Düsseldorf, nur kurz, denn die ganzen Business-Kasper-Kollegen waren ihm dann doch nix. Auf sich zu Tode arbeiten, Ellenbogen-Vibes und für immer auf Reisen sein konnte Philipp dann doch ganz gut verzichten. Tja und dann, dann wechselte er zu CureVac, die ja gerade in aller Munde sind, weil sie an einem Corona-Impfstoff arbeiten. Philipp arbeitete im Bereich Business Devlopment und kümmerte sich dort unter anderem um – jetzt haltet euch fest – Pandemic Preparedness.An dieser Stelle müssen wir eine kurze Interviewpause machen und Philipp ALLE unsere Fragen zu Corona stellen. Sehr praktisch, hier so einen Wissenschaftler an der Hand zu haben, der fundierte Antworten geben kann. Zu niemandens Überraschung hier das Wichtigste in Kurzfassung: Tragt eure Maske über Nase und Mund, wascht euch die Hände ordentlich, haltet Abstand, trefft euch draußen. Pandemie ist kein Witz. Bitte ernst nehmen. Danke.
So, weiter geht’s. Wann und wie ist Philipp nach der Tübinger CureVac-Zeit denn nun nach Berlin gekommen? Vor sieben Jahren für einen Job im Pharma-Bereich. Zwischendurch hat er bitterlich mit Berlin gehadert. Die Stadt war ihm zu viel, zu doll, irgendwie unangenehm. Mittlerweile ist er sehr happy hier. Er hat tolle Freund:innen gefunden, fährt oft und viel Gravel-Bike durchs Umland und fröhnt seiner (zweit)liebsten Leidenschaft: dem Essen.Ohne den Käsemann vom Markt wäre Philipps Leben deutlich weniger lebenswert, ohne selbstgemachte Crème brûlée wäre er einfach nicht derselbe. Er liebt es, Essen zu zelebrieren. Ansonsten ist der 41-Jährige all about the outdoors. Er organisiert Radtouren via MeetUp, joggt und macht seit neuestem auch Yoga. Mittlerweile wieder via Zoom, weil … ach, wissen wir ja alle. Seine Maskensammlung ist groß und das Gesprächsthema der Stunde ist Leidenschaft und Schmerzpunkt zugleich.
Er weiß, wie schrecklich die aktuelle Lage für viele Menschen ist und kommt selbst ganz gut durch. Das Homeoffice ist eingegrooved, die Wohnung ist gemütlich. Überall hängt und steht Kunst. Wir fanden das Minumuseum am geilsten: Da hat er ein Stück von Lady Di’s und Charles‘ Hochzeitstorte und einen Fitzel von Steve Jobs‘ Rolli drin. Mega.
Vom Typ her ist Philipp harmoniebedürftig und eher schwer aus der Fassung zu bringen. Seine Begeisterungsfähigkeit geht gegen 100% und so ganz generell und in romantischen Beziehungen beschreibt er sich als kritkfähig. Mögen wir. Sein Humor reicht von Helge Schneider bis Little Britain, er liebt es, Quatsch zu machen und isst das Dessert am liebsten vorm Abendessen.Mit guter Eiscreme, der US-Zeitung The Atlantic und einem schönen Riesling tut man ihm den größten Gefallen. Aktuell liest er ein Buch zum Klimawandel, liebt ansonsten Biografien wie die von Edward Snowden. Von den meisten Social-Media-Plattformen hat Philipp sich abgemeldet, aus Angst vor stundenlangem Durchscrollen, Abhängigkeit von Instagram ist ihm nämlich gar nix.
Wer sich jetzt gerne mal “Die Schwarte“ von Hilmar Heine angucken will – Philipp besitzt eine Originalpostkarte von 1977, seine Lieblingskunst in der Wohnung – Bock auf sportliche Aktivität im Freien hat und eher so was Langfristiges sucht, darf jetzt gerne mal bei unserem Titelhelden durchmailen. Der ist gut drauf und macht Laune. Ehrlich. Möge die Magie unseres Kontaktformulars mit euch sein. Philipp freut sich, der hat Bock. Los geht’s.Anmerkung: Dieses Porträt ist im Spätsommer unter Einhaltung aller Corona-Regeln entstanden.
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