„Für die Party hab ich mir extra ne Nebelmaschine gekauft.“
Am Tag, an dem wir Olli besuchen gehen, ist es draußen richtig, richtig kalt. Sibirisch könnte man sagen. Oder arktisch. Oder as cold as your ex’s heart. Aber lassen wir das. Als wir bei Olli klingeln, ist das sowieso alles vergessen. Seine Wohnung liegt fünf Fußminuten außerhalb des Rings und trotzdem ist man gleich in einer anderen Welt. Weniger Menschen sind auf der Straße, denn offenbar gibt ein unsichtbares Band unterhalb der S-Bahn-Brücke an der Hermannstraße, welches Imringberliner nicht übertreten können, da sie ja dann sofort zu Außenringberlinern werden. Damit können sie vielleicht einfach nicht umgehen. Man weiß es nicht. Die Welt geht hier aber eigentlich gar nicht unter. Sie wird nur etwas leiser.
Die Straße ist unaufgeregt und so ist auch Olli. Er öffnet in Hausschuhen die Tür und wirkt überhaupt nicht nervös. Mit breitem Lächeln bittet er uns in seine Zweizimmer-Altbaubude. Die ist voller Erinnerungsstücke. Konzertkarten, Sticker und eine selbstgemalte Flagge mit drei bunten Streifen schmücken die Wände. Jepp, eine Flagge. Und zwar von Soldinien. Dem selbstgegründeten Land aus alten WG-Zeiten. Grüße an die beiden ehemaligen Mitbewohner an dieser Stelle. Olli kommt aber im echten Leben aus Lüneburg. Dort ist er wohlbehütet als Sohn zweier Lehrer aufgewachsen. Der Albtraum eines jeden Kindes. Ob sie ihn unterrichtet haben, habe ich vergessen zu fragen. Aber erzählt hat er davon auch nichts, also wurde er wohl verschont. Er selbst beschreibt sich als Zappelphilipp. Heute würde man wahrscheinlich ADHS dazu sagen, aber das waren damals noch andere Zeiten. Da hat man dem Jungen einfach Beschäftigung gegeben und das hat auch gut geklappt. Die Bewegung hat er sich dann im Basketball und Feldhockey geholt. Richtig lang hat er Letzteres gespielt. Heute ist er immer noch sportlich. Aber eher auf dem Rennrad. Das hängt jetzt im Winter zwar über seinem Herd, sobald wir die Minusgrade aber verlassen haben, düst er gerne damit durch die Gegend. Überhaupt weiß man gar nicht genau, wie Olli das schafft, so viele Tätigkeiten gleichzeitig auszuüben!
Abgesehen von seinen zwei Jobs und seinem Faible für körperliche Ertüchtigung, geht Olli nämlich auch jede Woche zum Chor am Dienstag. Musik ist ein wichtiger Teil seines Lebens. Deswegen arbeitet er auch in Teilzeit als Online-Redakteur bei dem schweizerischen Quasipendant zu Zitty und Tip. Eine seiner Aufgaben dort ist es, die anstehenden Konzerte unterschiedlichster Bands in die passenden Musikgenres aufzunehmen. Gar nicht so leicht in Zeiten, in denen sich keiner in eine Schublade einordnen lassen will! Er selbst spielt übrigens auch Klavier. Bescheiden wie er ist, hat er uns das so nebenbei erzählt. Dabei ist die Vorstellung eines kleinen privaten Konzerts ja wohl einer der romantischsten Gründe, diesem Mann kennenlernen zu wollen. Einen guten Musikgeschmack hat er allemal. Seitdem ich in seiner Küche Me and my Drummer zu hören bekommen habe, läuft das bei mir auch hoch und runter. Logische Konsequenz aus der Liebe zur Musik ist natürlich, dass unser Herzensmann gerne auf Konzerte geht. Zuletzt war er bei Die Sterne im Columbiatheater. Die sind zwar ganz schön alt geworden, aber immer noch eine Klasse für sich. Fand er gut! Ansonsten trifft man ihn eher in den Genres Indierock und Pop. Außer wenn er ab und zu einen Club wie das Chalet besucht. Da ist natürlich, passenderweise und in Berlin ja kaum anders möglich, Electro angesagt.
Ollis zweiter Job ist übrigens einer aus der Kategorie: Jobs, die einem nie in den Sinn kommen, wenn man über die eigene Zukunft nachdenkt. Er macht nämlich auch die Seminarleitung bei Betriebsratsfortbildungen. Das, was trocken klingt, ist eine super spannende Aufgabe. Er organisiert den ganzen Rahmen von der Einleitung bis hin zum Abendprogramm. Praktischerweise kann er das ganz nach seinen eigenen Wünschen gestalten und kommt so immer wieder in den Genuss von Theatervorstellungen, Workshops oder Konzerten. Besonders beeindruckt hat ihn zum Beispiel der Circus Flic Flac. Noch cooler fand ich allerdings die Geschichte von einem Graffitiworkshop, den er mit den Seminarteilnehmern besucht hat. Da haben die Herrschaften dann gemeinsam ein riesiges Leinentuch gestaltet. Sein Anteil daran hängt jetzt im Wohnzimmer. Ein pinker Elefant. Überhaupt ist der Elefant so ein bisschen sein Spirit Animal.
Abgesehen davon, dass Olli kostenlos alle Kulturereignisse der Stadt mitnehmen kann, hat ihm der Job der Seminarleitung vor allem eines gebracht: die Gewissheit, dass er wahnsinnig gerne mit Menschen zusammenarbeitet. Aber auf Augenhöhe. Denn ursprünglich hat der liebe Olli auf Lehramt studiert. Im Referendariat in Berlin ist ihm dann aber aufgefallen, dass er die Autoritätsnummer, die ein Lehrer durchziehen muss, nicht so richtig ausfüllen will. Deswegen träumt er jetzt davon, die Seminartätigkeit aufs nächste Level zu heben und sich damit selbstständig zu machen. Aber woher nur die Zeit für die ganzen Vorhaben nehmen? Step by step, Olli, step by step. Den richtigen Jobtitel dafür hat er schon mal: Conferencier. Klingt geil und so wie ich unseren Single einschätze, zieht der das Ding ganz entspannt durch.
Insgesamt ist er sowieso ein total autonomer Typ, der es dennoch total schätzt, Menschen um sich zu versammeln und ihnen etwas Gutes zu tun. Deswegen hat er letztens erst zum Grünkohlessen zu sich nach Hause eingeladen. Standesgemäß gab es danach Schnaps für die Verdauung. Und zwar nicht irgendeinen: als echtes Nordlicht serviert der Herr Kümmel. Wer’s nicht kennt, dem empfehle ich eine Verkostung mit Olli beim Kümmelhändler seines Vertrauens, dem Sommerfeld Spirituosengeschäft in Rixdorf. Außerdem geht er gerne auf Reisen. Und mit Reisen mein ich auch Reisen und nicht Urlaub, bei dem man bis mittags im Bett liegen bleibt, um dann den Tag am Strand zu verdüddeln. Das ist nichts für ihn. Lieber geht er wandern in Irland oder durchstreift interessante Städte.
Ich hab Olli als einen alternativen, politischen (er ist letztens erst den Grünen beigetreten) und unglaublich vielseitig interessierten Mann kennengelernt, der auf der Suche nach einer Frau ist, mit der er die Tiefe des Lebens besprechen, aber die Leichtigkeit des Seins erleben kann. Hach, wie philosophisch. Was er gar nicht ausstehen kann, ist Unehrlichkeit und Wichtigtuerei. Das glaubt man sofort. Olli nimmt dich nämlich gleich mit in sein Leben, ohne dass man denkt, er übertreibt oder verschweigt. Ganz im Gegenteil. In den drei Stunden mit ihm kamen wir von Hölzchen auf Stöckchen und mussten viel lachen. Denn lustig kann er auch verdammt gut. Außerdem gehört an dieser Stelle auch unbedingt noch erwähnt, wie zuvorkommend der Herr war. Zack, schöne Musik war an. Zack, Kaffee stand auf dem Tisch. Zack, ein Schnapsglas wurde gefüllt. Geil!
Ich kann also nur allen Damen, die endlich mal einen Typen kennenlernen wollen, mit dem sie reden und Pferde stehlen können (oder auch Rennräder), nur empfehlen, schleunigst in die Tasten zu hauen und Olli eine Nachricht zu hinterlassen. Aber fix, denn sonst ist er weg vom Markt!
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