„Mein Hobby sind Leute!“
Zu spät! Oh no. Ich komme 20 Minütchen zu spät angerannt, das Leben, die Tram, in diesem Falle eher zweites. Aber Luise sieht‘s locker, per SMS hat sie mir versichert: Ich freu mich, dass ihr kommt, kein Stress, ich muss mir auch noch mal über die Augen pudern. Puh, Glück gehabt.
Endlich angekommen strahlt uns nicht nur Luise an, sondern die ganze Wohnung. W-O-W! Voll mein Geschmack, und was sind das für süße Tässchen? Welch schöner Dinosaurier guckt da so neckisch aus dem Glas? Und wo hast du die Ohrringe her? Und, und, und ..?
Wie ein zu schnelles Kassettenband läuft erst mal alles wahllos los, bevor wir uns mit ein bisschen mehr Ruhe und Plan an den schön gedeckten Esstisch setzen. Hmm, ein saftiges Stück Zimtschneckenauflauf und ein großer Cappuccino sind jetzt genau das Richtige für uns. Und endlich hat auch Luise zwischen zwei Kaffeeschlückchen Zeit, von sich zu erzählen. Also los.
10 Jahre Leipzig, 200-Einwohner-Dorf und Dinosaurier
Luise ist in Thüringen aufgewachsen. Da muss man schon erst mal kurz schlucken, aber hey, da gibt’s ja auch schöne Städte. Aber Luise ist auf einem Bauernhof groß geworden, in einem Dorf mit 200 Einwohnern und genau einem Sträßchen, das sich Hauptstraße nennt. O-k-a-y. Aber hat ihr nicht geschadet, klingt zumindest so, im Gegenteil.
Während meine Augen den Zimtschneckenauflauf inspizieren, erzählt uns Luise, dass sie als 12-Jährige jeden Tag eine Schoko-Bananenrolle gebacken hat. Yummi! Konditor*innenqualitäten bringt diese Frau schonmal mit, behaupte ich. Nach dem Abitur ging es dann zum Studium der Übersetzungswissenschaften nach Leipzig, wo weniger gebacken, dafür mehr gearbeitet wurde. Sie landete bei Aigner (wer es nicht kennt: exklusive Handtaschen und so) und lernte Leipzigs Schickeria kennen. Privat darf es zwar auch mal schick sein, aber sonst macht Luise doch einen bodenständigen Eindruck. Zwar schon immer eigenwillig, auffällig (Stichwort „Zahnpastabrille“) und mit viel Spaß an der Fashionfront, aber nie (auf)gezwungen.
Da kramt sie zum Beispiel das Strickgarn raus oder erzählt vom letzten Wanderurlaub – immer für eine Überraschung gut, diese Luise.
Kulinarisch flexibel, keine Pilze
Das erste Studium wurde zwar nix, dafür das zweite. An der HTWK machte Luise dann ihren Bachelor im Fach International Management und arbeitet mittlerweile bei einem Onlineshop für Designermöbel.
Wo der Businesstalk nun abgehakt ist, geht es um die wirklich wichtigen Dinge: Kaffee oder Tee? „Kaffee, immer Kaffee“, sagt sie da. Und essenstechnisch? Gutes Essen ist für Luise elementarst wichtig, da sie bei Hunger schlechte Laune bekommt. Kulinarisch darf gerne alles aufgetischt werden, außer Pilze. Gemeinsam essen gehen (der Franzose am Ende des Barfußgäßchens ist zu empfehlen, kleiner Tipp fürs erste Date) ist auch eine Option, gegen einen Kochabend zu zweit hätte sie aber auch nichts einzuwenden.
Im Winter ein Glas Rotwein, einen Gin Tonic (mit Zitrone, bitte) oder ein Sektchen dazu. „Ich habe einen niedrigen Blutdruck – da tut so ein Schluck Sekt ganz gut!“, lacht sie uns an und schenkt uns ein Glas Prosecco ein. Da sagen wir nicht nein, der Spruch könnte glatt von mir stammen.
In welch schönem Glas der Sekt da hochsprudelt – und was sind das für Tässchen im Schrank? „Ich sammele Tassen.“ – Das sieht man. Dazu gesellt sich neben verschiedenen Tassen auch ein chinesisches Service von ihrer Oma, ein Geschenk und Erinnerung an die Kindheit (denn da war Spielen mit Omas Service streng verboten!).
Ausgiebige Shoppingtouren? – Nö.
Die Frau weiß, was sie will und viel besser noch, was sie nicht will. Über ein erstes gemeinsames Shoppingdate würde sich Luise eher nicht freuen – auch eine Klettertour oder Wildwasser-Rafting als erstes Date lösen keine Begeisterungsstürme aus. Entspannt zu zweit in einem Café sitzen – da sieht sie sich schon eher.
Was Luise so gar nicht kann, verrät sie uns nach und nach: Auf einem Bein stehen, im Takt klatschen und Tischtennis spielen sind ihr ein Graus. Viel besser kann sie dafür backen und organisieren. Und zu Konzerten gehen! Dabei verlegt sie sich auf die Indie/Brit.Pop/Electro-Schiene, der letzte Konzertbesuch galt zum Beispiel dem Duo Hundreds im UT Connewitz.
Andere aufbrezeln und einkleiden kann sie auch tippitoppi – was sie zuletzt bei einer Hochzeit unter Beweis stellen durfte, „textile Verantwortung“ nennt sie das.
Und er so?
Und wie soll der neue Mann an Luises Seite ausschauen? Strikte Vorgaben gibt es da keine. Verständnis für ihre Mode und ihren Spaß daran sollte er mitbringen, vielleicht ist ihm Kleidung ja kein rotes Tuch, sondern eher Einstecktuch? Umso besser! Worte, Wortspiele und eine interessante Artikulation im Speziellen gefallen Luise auch sehr, sehr, sehr an einem Mann. Wer jetzt noch gutes Benehmen und eine Schwäche für exklusive (monogame) Beziehungen mitbringt, der ist hier ganz richtig.
Come by, say hi.
Wer die Frau mal ins Kino begleiten, mit ihr einen Kaffee schlürfen oder mit einem Gin im Renkli mit ihr anstoßen mag, der melde sich. Wir sind ganz schön baff, wie super der Abend mit Luise war. Auf dem Weg nach Hause klirrt mir immer noch das süße Lachen und die schöne Erscheinung von Luise nach. Prädikat: entdeckenswert, spannend.
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