Lisa | 34 | Berlin

„Ich kann wirklich sehr schlecht Kaffee kochen.“

Zwischen all den frostig-kalten Apriltagen, die sich unter einer grauen Wolkendecke verstecken, haben wir für unseren Besuch bei Lisa einen sonnigen Glücksgriff erwischt. Strahlend blauer Himmel erhellt den Tag und neben einem ausführlichen Gespräch über Balkonblumen und Bienenliebhaberei dürfen wir sogar den selbstgebackenen, veganen Zitronen-Mohnkuchen und köstliches gefärbtes Wasser – äh Kaffee – mit Cashewmilch probieren. Achtung, Frühlingsgefühle!

Unser entspanntes Gespräch in Lisas wunderschöner Wohnung in Alt-Treptow beginnt mit leichtem Unverständnis: Kirchheimbo-was?! Nach zweimaligem Nachfragen ist klar, wie ihr Geburtsort tatsächlich heißt: Kirchheimbolanden. In der Kleinstadt in Rheinland-Pfalz, irgendwo zwischen Mainz und Kaiserslautern, geht es beschaulich zu – für Lisa durchaus etwas zu beschaulich.

Einen großen Vorteil hatte der kleine Erholungsort jedoch: Anscheinend hat die reichlich vorhandene Natur Lisas Kreativität schon früh gefördert und das Potenzial für Kunstwerke geweckt, die glatt von Jackson Pollock stammen könnten. Kaum waren die Eltern aus dem Haus, hat die kleine Lisa mit Farbresten und Goldspray ein wandfüllendes Meisterwerk geschaffen. Fotografisch wurde das Ganze leider nicht festgehalten, aber so ein abstraktes Kunstwerk auf Raufasertapete kann man sich mit etwas Fantasie problemlos vorstellen.

Wenn Lisa in ihrer Kindheit gerade nicht der Kreativität freien Lauf gelassen hat, ging es zum Spielen an die frische Luft oder das Bücherregal wurde geplündert. Mit dem Heranwachsen kamen dann die ersten musikalischen Helden: Moloko, Eels oder die Kings of Convenience liefen bei Lisa auf Repeat. Als Teenie tanzte sie dann in Mainz durch endlose Nächte. Da der letzte Zug Richtung Kirchheimbolanden schon viel zu früh die Rückfahrt antrat, ging es mit der ersten Bahn in der Morgendämmerung nach Hause. Alles mit Einverständnis der Eltern – da wird wohl der eine oder die andere beim Rückblick auf die eigene Teenagerzeit ganz neidisch sein.

Bei den gelegentlichen Ausflügen raus aus Kirchheimbolanden sollte es nicht bleiben, die Flucht vor dem Kleinstadtleben wurde schon früh zu Lisas selbsterklärtem Ziel. Leider ist das recht schwer umsetzbar, wenn Mama und Papa noch das Sagen haben. Doch Lisas Bedürfnis nach Landflucht konnte nichts stoppen und so folgte schon vor dem 18. Geburtstag der Umzug in die erste kleine Wohnung und in die nächste größere Stadt.

Lisa gesteht, dass ihr Jahreszahlen nicht sonderlich liegen. Ihr Abi hat sie aber 2005 gemacht (oder so um den Dreh). Ein Studium sollte folgen, das war bereits klar. Nur was? Inspiriert von den eigenen schöpferischen Kreationen lag die Freie Kunst nahe. Aber soll’s nicht lieber was „Solides“ sein?

Lisas Vater war sicherlich erleichtert, als sie daraufhin verkündete, dass es doch ein so berufsvorbereitender Studiengang wie Germanistik sein soll. Nach Studienantritt erkannte Lisa dabei schnell: Syntaxbäumchen sind wider Erwarten nicht so spannend. Was soll’s, das Studium führte trotzdem zu einem Aha-Moment: Mit der Schlüsselqualifikation „Sprecherzieherkurs“ wurde klar: Hier ist Lisa richtig. Eine überraschende Entwicklung von dem eher ruhigen Kind hin zum Sprechprofi! Es folgte studienbegleitend die Ausbildung zur Sprecherzieherin, die sie in Marburg zusammen mit dem Master Sprechwissenschaft erfolgreich abgeschlossen hat.

Herrlich orientierungslos hat Lisa das WG-Leben in ihrer Studienzeit ganz und gar ausgekostet. Wo für andere Kuschel-WG als Schimpfwort galt, konnte es für sie gar nicht harmonisch genug zugehen. Mit der Liebe kam dann jedoch 2013 der Umzug nach Berlin und es folgte der erste Schritt in Richtung Selbstständigkeit. Dieser Weg ist ja bekanntlich selten einfach – und so dauerte es ein bisschen, bis das Business wirklich anlief. Doch irgendwann – zack, da gab’s kein Halten mehr!

Mittlerweile verdient Lisa sich ihre Brötchen schon seit einigen Jahren als Sprechtrainerin mit SPRICH SCHÖN. Ganz richtig, zu ihr kommen alle, die mit einem Akzent, Dialekt oder undeutlicher Aussprache zu kämpfen haben. Übrigens: Wer dachte, dass Lehrer*innen nicht mitbekommen, wenn das Handy unterm Tisch zum wilden Chatten mit dem Schwarm genutzt wird – von wegen! Wir haben gelernt: Lisa sieht alles. Bei einem kleinen Sprech-Crashkurs hat sie uns außerdem beigebracht, dass es insgesamt 17 Vokale gibt. Von wegen A, E, I, O, U!

Lisas heimelig einladender Unterrichtsraum ist gut besucht, die naheliegende Idee zu expandieren hat sie jedoch erstmal ad acta gelegt. Denn ihr Business läuft richtig gut und sie ist voll und ganz zufrieden. Kleine oder größere Projekte gibt es jedoch immer: Gerade arbeitet sie mit einer Freundin an der Idee, ein Aussprachetraining online anzubieten. Nach 5 ½ Jahren im Business sehnte sich Lisa außerdem nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Mit der Leidenschaft für veganes Essen lag die Ausbildung zur veganen Ernährungsberaterin nahe. Seit Anfang des Jahres arbeitet Lisa somit daran, uns schon bald neben Aussprachtipps auch noch den einen oder anderen Ernährungsratschlag mit auf den Weg geben zu können.

Wer berufsbedingt viel plaudert, braucht natürlich auch einen Ausgleich. Lisa hat ihren Ruhepol in der Meditation gefunden. Zehn Tage lang, jeden Tag zehn Stunden meditieren? Vipassana Meditation nennt sich diese prägende Erfahrung und Lisa hat’s erst letzten Dezember durchgezogen – mit Bravour noch dazu! Und bei einem Mal soll es nicht bleiben, schon im Mai wird sie die irre Erfahrung wiederholen. Denn wer als Sprechtrainerin im reizüberfluteten Berlin den Alltag bewältigt, dem kann vollkommene Stille mit Gleichgesinnten wohl nur guttun.

Die kommenden Frühlings- und Sommermonate plant Lisa entweder zwischen ihren Balkonpflanzen zu verbringen oder am Kanal mit einem Bierchen bzw. Cidre (OBC, nicht der zuckersüße Somersby!). Außerdem ist ihr Kühlschrank immer gut gefüllt, mit per ResQ Club geretteten Lebensmitteln bereitet sie am liebsten das ultimative Kindheitsessen zu: Kartoffelbrei! Für überragenden Kochkomfort sorgen außerdem ihre diversen Küchengeräte: Schnellkochtopf, Mixer oder Dörrgerät – an der Profiausstattung soll‘s nicht mangeln.

Sportlich unterwegs ist unser heutiger Single noch dazu, neben Kundalini Yoga und Schwimmen wird regelmäßig das Fahrrad gesattelt und zu ausgedehnten Ausflügen ins Berliner Umland aufgebrochen. Der Fahrradhelm darf dabei selbstverständlich nicht fehlen, denn wie wir alle wissen: „Looks like shit. But saves my life.“

Lisas ultimativer Lifehack für die kommende Berliner Sommerhitze ist übrigens Eskapismus im Museum. Step 1: Jahreskarte für die Staatlichen Museen zu Berlin kaufen. Step 2: Kühle Bank im Lieblingsmuseum suchen und Leute beobachten, die Bilder betrachten. Lisas persönlicher Favorit ist das Naturkundemuseum, dort befindet sich ihr heimlicher Star der Museumslandschaft: eine deformierte, präparierte Raubkatze mit unterschiedlich großen Augen. Süß!

Auf die Frage, wo Lisa sich in fünf Jahren sieht, antwortet sie prompt: mit einem Glas Rotwein in der Hand auf dem Balkon. Na klaro! Bei ihr läuft’s nämlich richtig gut und darauf kann man sich durchaus ein wenig ausruhen.

Du hast Lust auf verrückte Museumsbesuche, Stadtflucht und Frischluft oder vegane Kochnachhilfe mit der wunderbaren Lisa? Dann weißt du, was jetzt zu tun ist!

Kontakt

Bist du gerade auch so verliebt wie wir? Dann schreib Lisa ein paar Zeilen:

Dein Name (Pflichtfeld)

Deine E-Mail-Adresse (Pflichtfeld)

Deine Nachricht

Bitte gib folgende Buchstaben ein, damit wir wissen, dass du existierst: captcha

Noch ein schönes, optionales Foto anhängen? (JPG oder PNG bis zu 1MB)

Das Kontaktformular geht selbstverständlich direkt in das Postfach des/der Auserwählten. Sollte das Formular nicht zu deiner Zufriedenheit performen, wende dich einfach direkt an kontakt(at)imgegenteil(punkt)de und verrate uns nur kurz, wem du schreiben willst. Wir senden dir umgehend die E-Mail-Adresse des Singles deiner Wahl.

SONTJE liebt Kunst und Tanzen. Da beides während ihres BWL-Studiums zu kurz kam, zog sie aus dem kühlen Norden in den Berliner Beton-Jungle. Ein Kunstgeschichtsstudium bietet ihr endlich die Möglichkeit, 99% des Alltags in Museen zu verbringen. Der Rest der Zeit wird dann gern' bei elektronischer Tanzmusik genossen, ob unter dem Sternenhimmel oder in düsteren, wummernden Gewölben.
NADINE liebt alles, was mit Musik und Fotografie zu tun hat. Sie hat sich vor kurzem als Fotografin selbstständig gemacht und lichtet am liebsten Menschen, Bands und Plattenbauten ab, siehe auch: www.nadinerenneisen.com. Außerdem tanzt sie übertrieben gerne Hip Hop an der Flying Steps Academy. Früher war sie Sängerin und Pianistin der Frankfurter Indie-Band Cargo City und das Musikmachen fehlt ihr auch unendlich. Inzwischen lebt die ehrliche, kommunikative und verrückte Frankfurterin, die Germanistik, Philosophie und Pädagogik zu Ende studiert hat, in Berlin und fühlt sich mega wohl hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.