„Kuchen ist mir richtig wichtig.“
Es gibt sie noch, diese unverhofft zauberhaften Begegnungen, an die man sich gerne mit einem Schmunzeln zurück erinnert. Lisa ist eine davon. Sie wartet bereits mit einem breiten Grinsen und einer herzlichen Umarmung an der Tür ihrer Schöneberger Wohnung auf uns, und ich spüre, der Tag wird gut werden. Sofort fühlen wir uns, als wären wir bei einer guten Freundin zum Sonntagskaffee eingeladen.
Lisa ist eine Frau ohne Berührungsängste oder anfängliche Unsicherheit (was ihre Begrüßung beweist), dafür erfrischend offen und mit einer kindlichen Begeisterung in den Augen, die mich direkt ansteckt. In ihrer Position als Textchefin für das Onlinemagazin VICE wären Introvertiertheit und Zurückhaltung wohl auch eher kontraproduktiv. Ihr Job verlangt einen aufgeschlossenen Charakter, eine unstillbare Neugier und die Lust, Geschichten zu erzählen.
Davon hat sie jede Menge auf Lager, es sprudelt geradezu aus ihr heraus. Keine zehn Minuten in ihrer Wohnung, hängen wir schon gebannt an ihren Lippen und lauschen ihren Kindheitserzählungen:
Die gebürtige Wolfsburgerin wuchs in einer Patchwork-Familie auf. Zusammen mit ihrem Halbbruder und ihren Eltern (der Vater stammt aus England) lebte sie in einem Reihenhäuschen, Tür an Tür mit ihrer Oma.
Im gemeinsamen Garten steht immer noch ein Apfelbaum, in den Lisa als Kind gerne hineinkletterte, um von dort aus alles still und heimlich beobachten zu können. Vermutlich ziert deshalb auch ein ziemlich besonderes Apfel-Tattoo ihren Unterarm.
In der Schule war Lisa eine kleine Streberin. Dazu nur so viel: Für jede Eins gab es im Hause McMinn zur Belohnung einen Besuch bei McDonald‘s. Bei ihrem Bruder hielt sich die Anzahl der Fast-Food-Feasts noch in Grenzen, während man sich bei Lisa irgendwann (vermutlich der Gesundheit zuliebe) dazu entschloss, dieses Privileg wieder abzuschaffen … Doch jedes brave Mädchen begehrt auch mal auf: Während ihrer Pfadfinder-Zeit wurden Netzstrümpfe und DocMarten‘s zu ihren täglichen Begleitern.
Mit dem Abi entdeckte Lisa ihre Freigeist-Ader, ging als Au-Pair nach Portugal und verliebte sich sofort in das Land. Von da an gab es für sie kein Halten mehr. Nach erfolgreichem Studium (Publizistik und Internationale Politische Theorie) und dem Besuch der Henri-Nannen-Journalistenschule lockte das aufregende Leben als freie Journalistin u.a. für Zeit, Geo oder Menschen bei Maischberger.
Unabhängig und selbstständig reiste sie für ihren Job durch die Welt: Washington, Budapest oder Kamerun sind nur ein paar ihrer Stops gewesen.
Lisa liebt es einfach, ständig unterwegs zu sein. Sie tigert umher, lebt mal hier, mal dort (berufsbedingt pendelte sie häufig zwischen Hamburg und Berlin) und orientiert sich immer wieder neu. Eine offene Einstellung dem Leben gegenüber und die damit verbundene, abenteuerliche Ungewissheit gehören für sie dazu, schon allein deswegen, weil die Journalismus-Branche eine unsichere ist.
Doch Lisas Zuversicht ist stärker: Sie ist fest davon überzeugt, dass die Welt gute Geschichten braucht, deshalb stellt sie regelmäßig besonders lesenswerte Reportagen auf dem Kanal Reportagen FM vor.
Ihre aktuelle Festanstellung ist ein erster Versuch, anzukommen. Wurzeln schlagen will Lisa aber noch nicht, denn es juckt ihr bereits jetzt schon wieder in den Fingern, etwas Neues auszuprobieren. „Ich bin Zwilling: On/Off, Heiß/Kalt, Ja/ Nein“ – erklärt sie mit einem Augenzwinkern.
Wer jetzt vielleicht denkt, diese Frau wolle sich nicht festlegen oder habe keine Zeit für eine Beziehung, der liegt falsch! Getreu dem Motto: „Gegensätze ziehen sich an“, wünscht sich Lisa einen Mann, der sie festhält und zu ihr sagt: „Es ist Zeit, mal wieder nach Hause zu kommen!“
Zuhause – damit verbindet Lisa vor allem auch das Häuschen ihres Onkels in Schweden. Direkt am Meer und nahe Göteborg erlebt sie seit ihrer Kindheit, was die meisten nur aus Filmen wie Michel aus Lönneberga oder Die Kinder von Bullerbü kennen:
Kartoffeln jäten und Salat im eigenen Garten rupfen, mit dem Bruder Angeln gehen oder sieben Kilometer mit dem ollen Klapperrad zum Bäcker in den nächsten Ort düsen – für die weltbesten Zimtschnecken ist kein Weg zu weit! „Ganzkörperregeneration“ nennt sie diese regelmäßige Auszeit liebevoll.
Wenn Lisa mal keine Geschichten erzählt oder über welche schreibt, liest sie. Momentan am liebsten T.C. Boyle, Benjamin von Stuckrad Barre oder Robert Seethaler. Auch Zeitung, klar. Der chaotische Papierstapel neben ihrer Palletten-Couch ist nicht etwa ein Indiz für einen verborgenen Messy-Charakterzug, sondern ihre Art der Kompensation für die heimelige Gemütlichkeit, die Dank der kilometerlangen Bücherwand in ihrem Wolfsburger Zimmer herrschte und die sie manchmal in ihrem neuen Heim vermisst.
Nachdem wir Lisa in ihren (besonders liebevoll eingerichteten) vier Wänden kennenlernen durften, lädt sie uns spontan in ihr Lieblingscafé Mokalola zu Kaffee und Kuchen ein – ohne die süße Sünde geht bei unserer heutigen Herzdame nämlich gar nix!
Auf dem Weg dorthin verrät sie uns ein paar ihrer Schöneberger Hot-Spots: Die Sardinenbar serviert – Überraschung! Sardinen zum Wein, im Olio Sale Pepe gibt´s die beste Pizza im Kiez und auf dem Flohmarkt am Rathaus Schöneberg begibt sich Lisa regelmäßig auf Schatzsuche.
Besonders liebgewonnene Stücke sind z. B. die Schweinelampe aus dem Film Die wunderbare Welt der Amelie, eine s/w-Fotoserie Polonäse tanzender Partypeople (aus dem vergangenen Jahrhundert) oder die Vintage-Schreibmaschine von Mercedes, die Lisa für unglaubliche 9 Taler quasi geschenkt bekam. Ihre Strategie: „Ich suche nicht, ich finde!“
Im Café angekommen, philosophieren wir über die wirklich wichtigen Fragen des Lebens: darüber, wer wen zuerst ansprechen soll (das Männchen das Weibchen oder umgekehrt?) – völlig egal, wir sind schließlich alle Feminist*innen und plädieren für Gleichberechtigung. Ähnlich sieht es auch unsere Tischnachbarin, die nach kurzer Zeit in unsere lebhafte Diskussion mit einsteigt.
„Wie cool, hier sind alle so herrlich normal und entspannt“, denke ich nur … Das ist es auch, was Lisa an ihrem Kiez so liebt. Es ist ihr zweites Mal in Berlin, damals (2009–2014) wohnte sie mal in Charlottenburg, mal in Neukölln, versuchte ihr Glück in Mitte und im Friedrichshain. Doch erst in Schöneberg hat es Zoom gemacht (tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert …) Liegt natürlich auch an ihren Freunden – die meisten wohnen in der Nachbarschaft.
Für die würde sie übrigens alles tun. Für einen Tag nach Amsterdam fliegen, zum Beispiel. Nicht etwa, weil Amsterdam so schön wäre und sie mal eben Bock auf einen Kurztrip hätte, sondern, um ihrer Freundin im Flieger die Hand zu halten, während diese ihre Todesangst überwinden will, damit sie beim nächsten Businesstrip vor den Kollegen nicht zugeben muss, dass sie unter Flugangst leidet.
Also ging es morgens nach Amsterdam und abends zurück – ein ziemlich krasser Liebesbeweis oder? Die Zeit vergeht viel zu schnell und als wir uns schließlich wieder von Lisa trennen, gehen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Ich glaube, Ihr habt es längst bemerkt: Diese junge Dame hier ist ein ziemlich toller Mensch, dem diese 8.000 Zeichen niemals gerecht werden können. Deshalb seid Ihr gefragt, ihr wundervollen Männer, Feministen, Kuchenliebhaber, Unternehmungslustige und Über-sich-selbst-Lachende: Haut in die Tasten!
Am Ende werdet ihr vielleicht mit einer humorvollen zauberhaften Powerfrau in ihrem Kanu (aka das Banana Boat) auf der Spree gen Happy End schippern …
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