Wir Menschen sind getragen von Sehnsüchten und Unsicherheiten. Getrieben von Verlangen, Bedürfnissen und Wunden wandern wir umher in einem Meer aus Begegnungen. Manche inspirieren, einige viele bleiben belanglos, manche sind Warnungen und Lehren. Dann wiederum gibt es welche, die alles auf den Kopf stellen. Weil sie der Spiegel zu unserer Seele sind.
Bewucherten einst schillernd bunte Träume meine Welt, so ist sie nun vergiftet von den Fragen nach der Wahrheit und dieser einen Erkenntnis, nach der ich so beflissen suchte. Als ob mein Leben mich wachrütteln wollte und versuchte, mich mit beiden Armen zurechtzurücken. Ob ich all die Antworten tragen könnte, die noch ausstehend sind – ich weiß es nicht. Ich bleibe wohl ein Forscher, der danach trachtet, dies zu entdecken.
Ich möchte aufhören, nach Deiner Wahrheit zu suchen, die Du so bemüht zu verbergen versuchst. Ich bin auf der Suche nach der meinen. Ein ewiger Weg. Mein Weg.
Ich möchte aufhören, nach Deiner Wahrheit zu suchen, die Du so bemüht zu verbergen versuchst. Ich bin auf der Suche nach der meinen. Ein ewiger Weg. Mein Weg.
„Werde der, der Du bist.“ (Nietzsche)
Das UNS… einst ein schönes Wort für etwas, das besonders war und in Momenten und Träumen existierte – sich nicht abzunutzen schien – zumindest eine Zeit lang. Höhenflüge, Aufregung und Euphorie. Wiederhole ich mich? Ganz bestimmt – doch: egal! Der Vorhang ist nach dem dramatischen Ende längst gefallen und noch immer sitze ich allein in den Zuschauerreihen, mal klatschend, mal mit feuchten Augen. Stolz, wütend, dankbar und traurig. Alles dabei – wie es sich für ein großes Bühnenstück gehört.
Doch welche Sterne haben uns einst zueinander getragen? Es war der Moment, der mein Leben veränderte. Raus aus der Genügsamkeit und rein in die Achterbahn der Gefühle. Nie war das Hoch schwindelerregender und das Tief herzzerreißender. Die Moral hat mich warnen wollen. Das taten auch die Stimmen der Menschen, denen ich stolz berichtete von einer Welt, die sie nicht zu kennen schienen.
Beste Ausrede – LIEBE und natürlich auch Begierde, ja sicher.
Doch sie steckten nicht in meiner Haut und so blieb ich ein Dickkopf. Beste Ausrede – LIEBE und natürlich auch Begierde, ja sicher. So erntete ich doch selbst die Belohnungen, aber auch die schmerzlichen Momente. Doch dies lag in meiner Verantwortung, denn es war meine Entscheidung. Auch jetzt dies hier loszulassen.
Warum ich dies hier öffentlich schreibe? Vielleicht, um der Welt etwas mitzugeben. Denn bis auf einen kleinen Kreis meiner Freunde ist dies kein Thema mehr. Verständlich, wenn ich mich offensichtlich immer wieder im Kreis drehe. Schwindelerregend, schnell, anstrengend und unkontrollierbar. Während andere nur noch mit dem Kopf schütteln. Nein, dies ist kein Wunsch nach einer Fortsetzung. Es ist die Rezension von dem Erlebten. Der Blick zurück, um die Truhe ein für alle Mal schließen zu können.
Es ist nicht lange her, da keimte etwas auf. Es war wie die Erlaubnis, noch einmal träumen zu dürfen. Nur noch einmal. Es ist schwer, den Menschen da draußen zu erklären, was ich erlebt habe und was in mir passiert. Aber eigentlich würde ich es doch Dir erklären wollen. Auch wenn Du mir oft den Finger auf die Lippen gehalten hast, gewünscht hättest, wir wären wieder so leicht wie einst und nicht erdrückt von den Sorgen.
Dein größter Vorwurf: das Blei auf unseren Flügeln. Und es war ein Berechtigter. Doch dieses Gewicht ist nicht ersponnen. Es ist/war real! Auch habe ich mich so sehr in Dein Leben gedrängt, weil ich doch irgendwie nur in Träumen und schillernden Momenten darin leben durfte. Panisches Drücken und Ziehen. Etwas, das so weit weg ist von meinem einst so gelassenen Wesen.
Vielleicht ist es gar nicht möglich, mit allen Worten dieser Welt das Schlachtfeld zu bereinigen, das letzten Sommer entstanden ist.
Dieses Wesen, das Du einst mochtest. Doch bei all dem Klagen gehe ich jeden Tag mit langsamen Schritten Stück für Stück näher an diese alte Phrase heran: „Die Zeit heilt alle Wunden.“ Vielleicht ist es gar nicht möglich, mit keinen Worten dieser Welt, das Schlachtfeld zu bereinigen, das letzten Sommer entstanden ist. Oder war es schon früher? Ich kann es genauso schlecht greifen wie meine jetzigen Gefühle zu Dir.
Wir sehen uns nicht mehr. In jeglicher Hinsicht. Dein verzerrtes Bild von mir erschreckt mich. Mein Bild von Dir schmerzt Dich. Jeder bekommt jedoch nur das, was er in der Ferne sieht, was er den verunsicherten Worten des anderen entnimmt, seinen Taten ableitet, hört nur das, was andere sagen und baut sich seine Logik daraus.
Das Herz rückt dies nicht mehr gerade. Und die Energien fließen auch nicht mehr so, wie sie sollten. Keine Dosis Glückshormone mehr, die irgendwie alles bereinigen konnten. Zumindest nicht zueinander. Selbst Dich anlächeln, durfte ich zuletzt nicht mehr. Damals genügte ein Blick und jeder wusste, wie es dem anderen geht und was er denkt. Wir hatten uns einst intuitiv gekannt – auch ohne viele Worte.
Doch ja – das ist vorbei. Akzeptieren … so einfach sollte das doch sein oder nicht? Der Film wird sich nicht ändern, wie oft ich ihn mir auch ansehe.
Doch ja – das ist vorbei. Akzeptieren … so einfach sollte das doch sein, oder nicht? Der Film wird sich nicht ändern, wie oft ich ihn mir auch ansehe.
Es gibt Tage, an denen kann ich mir sagen: „Es war eine schöne Zeit. Vorbei und gut so, das erlebt zu haben, war schön, doch nun möchte ich weitergehen. Ohne Dich.“ An anderen Tagen kann ich das nicht so sehen. Wut und Enttäuschung und Trauer belasten mich – wie ein schwerer Rucksack auf meinen Schultern. In diesen Momenten sehe ich Dich in Deiner neuen Welt lachen, Energien ziehen und geben, fliegen – wie einst wir. Sehe Dein Talent, jemanden glücklich zu machen und Träume zu kreieren.
Das kannst Du wie niemand sonst. Ich höre Deine Sirenenrufe in andere Richtungen und es fällt mir schwer, alles wohlwollend zu betrachten. Träume werden zu Albträumen. Doch das ist das Labyrinth, in dem ich selbst zurückgeblieben bin. Hätte mir wohl besser eine Karte zum Ausgang zeichnen sollen.
Und vielleicht ist das Ziel auch noch immer weit weg von eben der Wahrheit, nach der ich – ein Seelendetektiv – suche. Du sollst glücklich sein und ja, ich bin davon kein Teil mehr, aber wir Menschen sind nicht so selbstlos, wie wir es gerne wären. Wir sind Egoisten und stets von unseren eigenen Motiven angetrieben. Egal, ob es die Moralisten mit erhobenem Zeigerfinger sind oder die Hedonisten, die sich nehmen, was sie wollen. Der Frieden liegt in der Mitte und diese haben wir verloren.
Ich erinnere mich noch, wie Dich nur ein Satz verletzte, wenn ich mich mal zu befreien versuchte – vergeblich! Denn keine Nacht war so wie mit Dir und Dein Spruch: „Du brauchst mich nicht, um einen schönen Abend zu haben“, ist noch immer weit weg von der Realität. Meiner Realität. Bei mir hingegen war es der Anblick an genau dem Ort, der einst unsere Erinnerung trug.
Galgenberg – wie treffend. Werden sich weitere dazugesellen in Zukunft? Ich habe Angst davor. Gleichwohl – wer bin ich, dass ich Dir die Flügel stutzen dürfte? Ist es derselbe Käfig, aus dem ich Dich einst zu befreien versuchte?
Ich weiß, menschliche Begegnungen sind oft „nur“ Wegbegleiter. Sie zeigen uns etwas und manchmal, ja manchmal, bewegen sie ganz viel in uns.
Ich weiß, menschliche Begegnungen sind oft „nur“ Wegbegleiter. Sie zeigen uns etwas und manchmal, ja manchmal, bewegen sie ganz viel in uns. So sehr, dass wir etwas ändern. Du warst so jemand. Neben der Trauer existiert noch immer Dankbarkeit. Die Liste der Inspirationen ist lang. Vielleicht ist es mein Stolz, der es mir jetzt verbietet, all diese schönen Dinge hier nicht aufzureihen.
Nun – daraus lernen, wachsen und weitergehen. Gar nicht so unverbesserlich, wie Du es immer gerne formuliert hast, auch wenn ich Dickkopf dies hier schreibe und noch längst nicht loslasse in meinen Gedanken. Ja, ich habe Dich auf einen Thron gesetzt, Dich zu meinem Mittelpunkt gemacht. Ich weiß auch, dass in gesunden Beziehungen jeder seine Individualität bewahren sollte.
Es geht eben nicht immer alles so rational, geplant, wenn man sich ins Auge des Orkans begibt. Wissend, dass es irgendwann höllisch weh tun wird. Bereuen tue ich unsere ersten Jahre dennoch nicht. Es war die Wendung in mich und der tiefste Blick in mein Ich.
Dies ist keine ritterliche Selbsthuldigung oder eine Lobeshymne auf die Liebe. Es ist ein Blick zurück, wo es kein Zurück mehr gibt. Ein Versuch, zu verarbeiten und es unsterblich zu machen. Vielleicht eher ein Mahnmal für mich und alle da draußen. Nicht als Warnung vor Dir. Ich kann wohl jeden beglückwünschen, der sich Deiner erfreuen kann.
„Wir sind uns einmal im Leben so nahe gewesen, dass nichts unsere Freundschaft und Brüderschaft mehr zu hemmen schien und nur noch ein kleiner Steg zwischen uns war. Indem du ihn betreten wolltest, fragte ich dich: ‚Willst Du zu mir über den Steg?’ – Aber da wolltest du nicht mehr; und als ich dich nochmals bat, schwiegst du. Seitdem sind Berge und reißende Ströme und was nur trennt und fremd macht, zwischen uns geworfen, und wenn wir auch zueinander wollten, wir könnten es nicht mehr! Gedenkst du aber jetzt jenes kleinen Steges, so hast du nicht Worte mehr – nur noch Schluchzen und Verwunderung.“ (Nietzsche)
Headerfoto: Henri Pham via Unsplash.com. („Gedankenspiel“-Button hinzugefügt.) Danke dafür.
Dein Text ist der Wahnsinn. Oft weiß ich ganz genau was Du meinst und wie es sich anfühlt – leider, oder zum Glück?
Wunderschön!
Jeden einzelnen Punkt getroffen…..
Vielen Dank dafür ,dann fühlt man sich nicht so allein.
„It‘s a good life“ in diesem Sinne alles gute für dich Linus
Danke… an dich Linus für die Worte… es ist als wenn du meine Gedanken und sicherlich vieler anderer herzmenschen aus der Seele nieder geschrieben hättest…
Der eine Mensch…