Wie schwierig Fernbeziehungen sind, erfährt unserer Autorin am eigenen Leib, als sie ich im Mexiko-Urlaub verliebt und drei Monate ohne ihren neuen Partner zuhause verbringt. Als sie ihn dann endlich wiedersieht, ist alles anders als gedacht.
Ich fühle mich heute so, als hätte in den vergangenen Tagen ein heftiges Unwetter in mir gewütet. Puh. Da war was los. Die Beziehung zu einem besonderen Menschen hat einiges in mir aufgewühlt. Ich hab mich verliebt. Es hat mich wie der Blitz getroffen. Und der hatte es in sich.Der Blitz schlug ein vor ungefähr drei Monaten, als ich mit meinen Freundinnen ein paar Wochen Backpacking in Mexiko machte. Plötzlich war er da, dieser Mensch, der mich neugierig machte. Wir sind uns von Beginn an mit viel Herz begegnet. Ich mochte den Vibe, der zwischen uns herrschte. Zuvor war ich total frustriert von den diversen Online-Dates, die ich hatte.
Plötzlich war er da, dieser Mensch, der mich neugierig machte.
Die Begegnung mit ihm hat einiges in Sachen Liebe wieder gutgemacht, hat mir gezeigt, dass es Menschen gibt in der Welt, die real in mein Leben treten können, so unverhofft und vielversprechend. Letzteres zeigt bereits die Schwierigkeit auf, mit der ich mich in den letzten drei Monaten intensiv beschäftigte: Wir kannten uns ein paar Tage, ich hatte ein tolles Gefühl, war dann aber erstmal wieder zurück in Deutschland, er blieb in Mexiko.
Ich war wieder zurück in Deutschland, er blieb in Mexiko.
Schnell war klar, dass wir uns wiedersehen wollen. Wir sprachen von einem Beginn und keinem Abschied. Ach, wir machten es uns richtig gemütlich auf der rosaroten Wolke der Verliebtheit, ich buchte meinen nächsten Flug nach Mexiko, zählte zunächst die Monate (ganze drei), später die Wochen, dann die Tage. Bis zum Wiedersehen war viel Platz, das zarte Wölkchen ist immer wieder verpufft, ich bin ein paar Mal hart aufgeschlagen auf den Boden der Realität. Ich hab mich gesehnt nach Nähe, doch er war 8585 Kilometer weit weg.
Ich kann mich gut an einen Sonntagnachmittag erinnern, an dem ich frustriert von seiner Abwesenheit war, auf meinem Yogabolster in der Kindsposition kauerte, schrie und fluchte, keine Lust mehr hatte auf dieses Hungern nach Nähe. Doch ich hielt an etwas fest, an einer Vorstellung, wie es mit uns weitergehen könnte, wenn wir uns wiedersehen. Wäre er vielleicht sogar mein Ticket für den Ausstieg aus Deutschland, für einen Neustart in einem anderen Land?
Ich malte mir vieles aus, hatte romantische Bilder vor Augen, die sich abwechselten mit enttäuschenden Horrorszenarien. Über diese Wünsche und Fantasien tauschten wir uns nicht aus. Ich war für mich, er für sich.
Das Wiedersehen nach drei Monaten
In der Woche vor unserem Wiedersehen machte ich kaum ein Auge zu. Ich war sowas von aufgeregt, ziemlich an der Grenze. Euphorische Vorfreude reichte der panischen Angst die Hand.
Ich konnte es kaum glauben, als ich ihn dann auf der Isla Mujeres vor mir sah. Die Freude war riesengroß. Und schwupps waren wir gemeinsam auf dem rosa Wölkchen, wollten das Beste aus den zwei Wochen machen. Es war richtig intim zwischen uns. In der Zeit, in der er arbeitete, schrieb ich Liebesgedichte und sponn weiter meine Zukunftsvision. Und ich glaube, dass das, was dann folgte, kein schlechter Zufall war, sondern eine wichtige Message.
Und schwupps waren wir gemeinsam auf dem rosa Wölkchen.
Nach wenigen Tagen wurde er krank und das richtig böse, mit Fieberschüben, Gliederschmerzen, verstopfter Nase … vermutlich Corona, das uns in den letzten Jahren ja leider allzu oft einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Er wurde so krank, dass er mich nicht mehr bei sich haben wollte, und das hat mich echt fertiggemacht. Ich hab alles durchlebt auf dieser Insel: Verlustängste, Einsamkeit, Enttäuschung, Hoffnung und da war soooo viel Wut.
Ich hatte einen Tag, an dem ich über den Strand gestapft bin, viele Male meinen Kopf unters Wasser getaucht und mir die Seele aus dem Leib geschrien habe. Es war hart, aber wichtig, denn es hat mich wieder zurück zu mir gebracht, zu dem, was ich mir wünsche, nämlich eine intime Liebesbeziehung, aber nicht mit jemandem, der viel zu weit weg ist und es auch erstmal bleiben wird. Und nein, ich werde nicht mein ganzes Leben auf den Kopf stellen und Pläne über Bord werfen, nur weil ich meine, den Einen gefunden zu haben.
Es war hart, aber wichtig, denn es hat mich wieder zurück zu mir gebracht.
Es braucht Zeit, Nähe und Abstand in gesundem Maße, um einen Menschen besser kennenzulernen, gemeinsam zu wachsen, sich im Leben zu begleiten.
Nach dem Sturm
Nun ist der Sturm vorüber, ich fühle mich erschöpft, ein wenig erkältet, aber das ist okay. Ich habe mehr Distanz zu ihm, zu dem Erlebten, finde es schön, dass ich mich so gut einlassen und mein Herz öffnen kann, nehme den möglichen Verlustschmerz in Kauf. Der lässt sich auch durchleben.
Ich bin um eine Beziehungserfahrung reicher, weiß mehr, was ich im Leben will und hey, ich hab hier noch drei Tage am Meer, mit Sonnenauf- und Sonnenuntergängen, interessanten Menschen, exotischem Essen und ganz viel Zeit für mich. Und vielleicht haben wir beide doch noch ein paar gemeinsame Stunden am Strand. Da ist es deutlich entspannter als auf der rosaroten Wolke.
Headerfoto: Darina Belonogova (Kategorie-Button hinzugefügt.) Danke dafür!