3 Tage Funkstille. Ganze drei Tage. Die letzte meiner Nachrichten an dich endete auch noch mit einem Fragezeichen.
Wer kennt das nicht? Fehlkommunikation oder gleich ganz fehlende Kommunikation zwischen Menschen?
Mein Kopf explodiert fast vor Gedanken. Wie kann es sein, dass mein Gemütszustand so sehr von einer Antwort von DIR abhängt? Es klingt fast erbärmlich – ich wäre schon happy über zwei Worte. Besser als gar keine Nachricht.
Ich sitze da, starre aus dem Fenster, mein Telefon neben mir auf dem Schreibtisch. Das Handy will einfach nicht vibrieren.
Ich sitze da, starre aus dem Fenster, mein Telefon neben mir auf dem Schreibtisch. Das Handy will einfach nicht vibrieren. Und wenn doch, unterbreche ich sofort meine Tätigkeit und mein Herz macht einen kleinen Sprung: Es war eine meiner Freundinnen, die gerade mal wieder ein Katzenfoto in unsere Whats’App Gruppe schickt.
Der Grund, warum so viele von uns sich die tägliche Nachricht wünschen und wenn es nur ein „Hi, wie geht’s?“ oder ein Bild von dir beim Angeln ist, ist, dass wir eine Krankheit haben, die sich durch Abwesenheit und Funkstille verstärkt: Overthinking.
Ich will raus aus dem Gedankenkarussell des Overthinkings, rein ins Selbstvertrauen und vor allem ins Vertrauen in das Leben.
Ich will raus aus dem Gedankenkarussell, rein ins Selbstvertrauen und vor allem ins Vertrauen in das Leben. Auch wenn es in dieser verrückten Welt noch so schwerfällt.
Die Geschwindigkeit der Gedankenkreise, die wir ohne Lebenszeichen des Partners/Freunds/Lovers (m/w/d) erfahren, potenziert sich. Stell dir einen Flummi vor, der erst in hohem Bogen auf den Boden fällt und am Ende ganz kleine schnelle Hüpfer macht, bevor er zum Stillstand kommt.
Je länger ein Lebenszeichen her ist, desto schneller nähern wir uns der rapiden Flummi-Bodenbewegung, in der keine von uns mehr für ihre Gedankensprünge von Eifersucht bis zum Ausmalen deines Todes bei einem schrecklichen Unfall garantieren kann. Nachdem wir die letzten wären, die es erfahren, weil deine Mutter noch nie unseren Namen gehört hat, obwohl wir seit mehreren Jahren miteinander schlafen.
Gefühle und Wahrnehmungen
Welche Gefühle ich beobachte, die sich nacheinander oder auch manchmal gleichzeitig bei mir in diesem Zustand einstellen:
Die Angst – nicht genug zu sein und wieder verlassen zu werden.
Die Wut – ich bin wütend auf mich selbst, weil ich denke, dass ich meine wichtigsten Beziehungen zerstöre, wenn ich ehrlich sagen würde, was ich fühle. Und auf dich, du Arsch, weil du doch wissen musst, dass ich sehnsüchtig auf deine Antwort warte und deine Stille meine offenen Fragen in der Luft hängen lässt.
Ich merke, wie meine unterdrückte Wut die Liebe und Kreativität blockiert und ich mich in dieser nervenzerreißenden geistigen Unruhe verliere.
Ohnmacht – fühlt sich an wie eine Sackgasse. Ich kann andere Menschen nicht zwingen, sich so zu verhalten, wie ich es gerne hätte.
Drei Tage nach deiner letzten Nachricht war ich mir sicher, du kommst nie mehr zurück. Du hast deine Jugendliebe wiedergetroffen, neue Business-Kontakte geknüpft und bleibst einfach.
Als sich bei mir das letzte Mal dieses Karussell zu drehen begann, waren wir in zwei verschiedenen Ländern. Eigentlich wolltest du nur eine Woche bleiben, aus einer wurden zwei und aus zwei schlussendlich drei. Natürlich habe ich nicht gefragt, warum, und mir in der Zeit meine eigenen Geschichten zusammengereimt. Drei Tage nach deiner letzten Nachricht war ich mir sicher, du kommst nie mehr zurück. Du hast deine Jugendliebe wiedergetroffen, neue Business-Kontakte geknüpft und bleibst einfach. Schön war’s. Danke. Auf Wiedersehen.
Wie dumm, nicht einfach mal nachzufragen, was denn los ist und welche Gründe es gibt, die dich halten. Wenn wir unsere Gefühle nicht teilen, werden unsere Beziehungen zwangsläufig leiden.
Nicht cool, unnahbar sein und keine Reaktion zeigen – stattdessen ehrlich aussprechen, dass ich mich schon so auf unser Wiedersehen gefreut habe.
Manchmal gibt es auch einfache Gründe für Funkstille
Und dann rufst du an. Deine Stimme am Telefon zittert fast und ich weiß, du hast geweint. Deine Katze, die du als kleiner Junge bekommen hast, lebte noch jahrelang bei deiner Mum – die mir nebenbei schöne Grüße ausrichten lässt. Sie war krank und verstarb heute Nacht in deinen Armen. Jede:r, der/die Haustiere besitzt, weiß, wie herzergreifend deren Tod ist.
Was ich gelernt habe, ist, dass es ok ist, diese Gefühle zu haben, auch wenn ich denke, ich müsste schon aufgeklärter sein und verhalte mich wie ein kleines Mädchen.
Was ich gelernt habe, ist, dass es ok ist, diese Gefühle zu haben, auch wenn ich denke, ich müsste schon aufgeklärter sein und verhalte mich wie ein kleines Mädchen. Ich spreche aus, wenn ich wütend bin. Wenn man das zum ersten Mal macht, fühlt es sich ein bisschen an, als würde eine Gefühlsbombe explodieren. Vor allem, weil das Verhalten in solchem Kontrast zur bisherigen Höflichkeit steht.
Bei den nächsten Malen der Wutausbrüche wird die Bombe dann zu Silvesterkrachern und die Wut kann sogar die Quelle kreativer Energie werden. Auch bei der Ohnmacht hilft es, die Perspektive zu wechseln. Vielleicht ist sie keine Sackgasse, sondern der Weg zu dem, was ich brauche, und nicht zu dem, was ich will.
Ich habe also beschlossen, geduldiger und gelassener zu sein. Das ist nicht Verdrängung, sondern Selfcare.
Ich habe also beschlossen, geduldiger und gelassener zu sein. Abstand vom Smartphone zu nehmen, von Nachrichten und Ablenkungen, die uns ebenfalls ständig den Kopf verlieren lassen. Das ist nicht Verdrängung, sondern Selfcare.
Dich einfach du sein zu lassen. Und mich auch.
„Bleib noch ein paar Tage. Lass dir Zeit.“, sage ich, „Bis bald.“
Inspired by Dr. Brad Blanton & Veit Lindau
Headerfoto: Rachel Claire (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!