Manchmal will man etwas haben, weil es sich in der Vorstellung schön anfühlt. Und dann fangen wir an, darum zu kämpfen. Und dann erreichen wir das, was wir wollten, und haben es, wollen es aber oft dann nicht mehr. Ist das ein Grund, warum sich das Kämpfen nicht mehr lohnt? Nicht der Weg ist das Ziel, sondern unser Ziel ist der Weg – auch wenn das Erste besser wäre. Ich sage NEIN zur RASTLOSIGKEIT. Wer schließt sich mir an?
Der Glaubenssatz: „Ich muss perfekt sein, sonst werde ich nicht geliebt“, ist für mich eins der Hauptlebensthemen, die Menschen am häufigsten und intensivsten belasten. Die Frage danach, wie man sein muss, lähmt uns, während die Frage danach, wie man sein will, gern unbeachtet bleibt. Dieses Gefühl, nie genug zu sein, hindert uns Menschen am einfachen „sein“.
Wir glauben, wir müssen immer etwas tun, um jemand zu sein, obwohl wir das schon sind: jemand.
Wir glauben, wir müssen immer etwas tun, um jemand zu sein, obwohl wir das schon sind: jemand. Es reicht uns nicht. Wir brauchen die Bestätigung von außen. Und erhalten wir diese nicht, so dass wir sie spüren, tun wir noch mehr und noch mehr. Die Frage ist: Wohin führt uns das? Wir spüren uns selbst nicht mehr. Bis dann der Burn Out kommt oder uns jemand seine Grenzen aufzeigt.
Es ist wie das Gefühl eines Süchtigen. Diese Droge, etwas zu tun, die uns zwingt, immer aktiv zu sein (die vielen Gedanken im Kopf), die auch dafür sorgt, dass sich mancher nach einem Urlaub nicht entspannt fühlt (abgesehen vom Stau auf der Autobahn), ist meiner Meinung nach das Gift, von dem jede Dosis krank macht. Und wir tun es nicht für uns. Wir tun es oft für andere, weil wir denken, dass andere es von uns erwarten.
Ausgeglichenheit wird von außenstehenden Workaholics gleichgesetzt mit Ziellosigkeit (wer nichts macht, hat keinen Plan), Entspannung und Leichtigkeit gelten als die neue Hilflosigkeit (wer nicht mehr kann, ist zu nichts mehr zu gebrauchen, Kündigung droht, Burnout folgt), während permanente Anspannung (Nur wer ständig aktiv ist, nutzt sein ganzes Potential) uns gierig werden lässt und in Rastlosigkeit mündet.
Wir fühlen diesen Zwang, unbedingt tun zu müssen, statt einfach mal sein zu lassen. Wir sind mehr im Außen, als bei uns selbst.
Hinzukommt der Druck: Wir fühlen diesen Zwang, unbedingt tun zu müssen, statt einfach mal sein zu lassen. Wir sind mehr im Außen als bei uns selbst.
Jede Woche werden wir überlagert mit den neuesten Trends. Wer nicht mitzieht, schließt sich selbst aus, wer allerdings mitzieht, macht sich unbewusst abhängig. Wer ausgeschlossen wird und dies in Form von Ausgrenzung spürt, wird depressiv und sucht sich einen Ersatz, um den Selbstwert aufrecht zu erhalten, und da scheint vielen jedes Mittel recht. Statt den eigenen Wert zu erkennen, wird weggeschaut, weil es zu sehr weh tut, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Also lenkt man sich ab, definiert sich über das Außen und verliert den Bezug zum eigenen Leben, welches einst als kostbar galt.
Willkommen in der narzisstischen Gesellschaft. Der Entfremdung vom wahren Selbst. Oder Willkommen beim Überlebenskampf des Hochsensiblen.
Wären wir nur perfekt, würde uns das alles nicht passieren und man könnte uns lieben.
Und das Problem ist hausgemacht. Es kommt aus dem Inneren. Es wirkt wie ausgedacht und das ist es auch, denn ausgedacht ist nicht das gleiche wie zu Ende gedacht. Aber soweit denken wir schon gar nicht mehr – denn nicht zu bewerten, fällt vielen schwer. Dann folgen wir dem ersten Impuls, voller Ungeduld und wenn wir verkacken, fühlen wir uns schuldig. Wären wir nur perfekt, würde uns das alles nicht passieren und man könnte uns lieben.
Aber Aufgeben ist nicht. Und einfach zu akzeptieren fühlt sich an wie zu resignieren, dabei ist es das nicht, aber wen interessiert das schon?
Und dann suchen wir immer weiter, es geht höher und es wird nicht weniger, dabei wäre weniger mehr. Aber dann gucken wir wieder auf andere und bilden uns ein, dass die mehr haben, weil sie glücklicher aussehen. Aber selbst die anderen tragen meistens eine Maske. Oder zeigen Sie jedem, wie es Ihnen geht?
Was kaputt ist, muss weg. Was nicht mehr geht, verliert an Wert. Wenn wir kaputt sind, ignorieren wir das. Wir müssen eben perfekt sein, immer funktionieren, weiterlaufen. Wir sind Teil der Konsumgesellschaft geworden, obwohl wir das als Kinder nie wollten. Wenn etwas kaputt war, wurde es repariert. In der Kindheit hatten Teddys und Puppen noch einen ideellen Wert.
Heute wird weggeschmissen, was nicht mehr funktioniert. Die Industrie lebt davon, deswegen wird allenthalben immer mehr produziert.
Heute wird weggeschmissen, was nicht mehr funktioniert. Die Industrie lebt davon, deswegen wird allenthalben immer mehr produziert. Und die Werbung gibt vor, was In zu sein scheint. Kein Wunder, dass so manches innere Kind weint. Denn es will eigentlich nur geliebt werden, ohne etwas dafür zu tun. Es will nicht kämpfen müssen. Es will einfach nur sein dürfen, wie es ist, ohne das Ego als Schutzschild zu missbrauchen und ohne die Erwartungshaltung an sich selbst, perfekt sein zu müssen.
Oder willst Du jemand anderes sein, als Du in Wahrheit schon bist? Warum aber dann hast Du diesen Text gelesen?
Headerfoto: Michael Rodichev via Unsplash. („Wahrheit oder Licht“-Button hinzugefügt, Bild gecroppt.) Danke dafür!