Sex mit einem neuen Partner – meine Entdeckungsreise zur eigenen Sinnlichkeit

Sex mit meinem Partner ist ein bisschen wie eine Entdeckungsreise. Ich überlege wohin die Reise heute mit uns gehen könnte, packe meinen Koffer schönster Nachwäsche ein, dusche nochmals gründlich und fahre dann zu ihm.

Während der ersten Wochen war natürlich noch alles so neu und aufregend. Wie siehst du da so aus, wie riecht es unter deinen Armen, ach woher stammt denn diese Narbe und huch, ja, ich habe nackig doch sehr viel mehr Schenkel als es meine Jeans vorher zu erkennen gab.

Sich einzulassen war gar nicht so einfach und da ich nicht vorhatte, mich ewig zu verstellen oder etwas schön zu reden, gingen wir schnell in die Vollen

Sich einzulassen war gar nicht so einfach und da ich nicht vorhatte, mich ewig zu verstellen oder etwas schön zu reden, gingen wir schnell in die Vollen. Hier ich, bei schönstem Mondschein, nach vorne gebeugt, in voller, nackter Pracht. Dieses Bild hat sich eingebrannt.

Einfach mal fallen lassen

Eingebrannt hat sich auch, dass wir langsam starteten und inzwischen zu „alles einmal ausprobieren“ übergingen, weil: Man lebt ja nur einmal. Mit den Monaten wuchs das Vertrauen und ich ließ sogar – Premiere – meinen weichen, von Streifen durchzogenen, Bauch berühren. Völlig ohne Sichtschutz, auf der Seite liegend!

Mütter und Menschen mit ähnlichem Bindegewebe wissen eventuell, wie ich das meine. Dieser Bauch, der da immer ein bisschen in die falsche Richtung zeigt, wenn wir uns in der Löffelchenstellung zu ihm durchdrücken. Er streichelte sich also erlaubterweise über meinen festen Rippenbogen, landete auf meinen vorzeigbaren Hüftkochen und griff beherzt zu.

Hier galt es etwas Neues zu entdecken, nämlich mich.

Aua – die Situation brannte sich nun bei mir ein. Denn ich bin sonst sehr verschämt. Ich bin auch sonst nie verlegen um eine Ausrede, Erklärung oder einen Fluchtversuch gewesen. Hier war es jetzt anders. Hier galt es etwas Neues zu entdecken, nämlich mich.

Also kein Herauswinden und mich fragen, wie er das jetzt nun fände, sondern subtile Eleganz, in der ich versuchte, ein Kissen zwischen seine Hand und meinen Schwabbel zu drücken. Seine Kraft zu unterschätzen und den Ehrgeiz noch dazu, passiert mir auch nicht wieder. Kissen weg, Hand auf Bauch, liebevolle Worte ins Ohr säuseln, weiter.

Ich blieb still, konzentrierte mich auf den eigentlichen Akt und belohnte uns beide mit mehreren Höhepunkten.

Kein Mensch ist perfekt

Während mein Ex noch frustriert war, weil ich ihm seiner Meinung nach nicht schnell genug feucht wurde, war dieses Thema hier sowas von vom Tisch. Selbstliebe unter dem Einfluss von Fremdliebe wuchs sich zu wirklich gutem Sex aus. Ich dachte dabei eigentlich immer genau darin gut gewesen zu sein, aber was hatte ich mir und meinem Körper da eigentlich all die Jahre angetan?

Ich dachte, ich wäre immer gut in Selbstliebe gewesen, aber was hatte ich mir und meinen Körper da eigentlich all die Jahre angetan?

So hatte doch auch ich längst begriffen, dass nicht jeder Penis gleich aussieht, nicht jeder Mann einen brettharten Bauch oder aalglatte Nippel hat. Hatte mich das in irgendeiner Weise je abgehalten meine jeweiligen Partner zu begehren, geschweige denn zu lieben? Eher nicht.

Nun liege ich also in allen mir angenehm erscheinenden Positionen vor, auf oder unter ihm und baue mein Schamgefühl ab, mein Ego hingegen auf. Ich freue mich, wenn er sich freut, aber was noch wichtiger ist, ich freue mich, wenn ich mir einfach keine Gedanken mehr mache.

Eine Ausnahme gab es neulich jedoch wieder, als wir frisch nach dem Thai-Restaurant übereinander herfielen und ich die Blähungen sichtbar vor mich hertrug. Mich in diesem Moment auf sein Gesicht zu setzen, erschien mir falsch. Ich wollte seine schönen blauen Augen ja schließlich auch sehen.

Headerfoto: Roman Chazov von Shutterstock. (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür! 

Laurine Lauretta, ein Perpetuum Mobile. Zwischen alleinerziehender Mutterschaft, pädagogischer Arbeit und Frausein, bleibt noch genug Zeit sich viele Gedanken um die Liebe, das Leben und allerlei Unsinn zu machen. Hier in Wort und Text.

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