Meine Intuition gibt mir unglaublich viel Kraft, wenn ich es schaffe, mich auf sie einzulassen | Von der Seele geschrieben

Vor kurzem habe ich eine Aufgabe übernommen, die mich gerade jeglicher Energie und Nerven beraubt. Die letzte Zeit habe ich dann nicht nur damit verbracht, mich in die neue Verantwortung und Aufgabe einzufinden, sondern auch damit, darüber nachzudenken, wieso sie mich mehr anstrengt als andere. Inzwischen kenne ich den Grund: Mit dieser Entscheidung habe ich gegen meine Intuition gehandelt.

Ich bin ein absoluter Kopfmensch, der Entscheidungen nach Vernunft, Logik und Verstand trifft. Und vor allem auch nach den Bedürfnissen und Meinungen anderer. Seitdem ich aber weiß, dass mein Kopf von so vielen äußeren Einflüssen gelenkt wird und gar nicht unbedingt für mich entscheidet, möchte ich mich davon lösen.

Ich bin ein absoluter Kopfmensch, der Entscheidungen nach Vernunft, Logik und Verstand trifft. Und vor allem auch nach den Bedürfnissen und Meinungen anderer.

Denn es gibt noch eine andere Stimme in mir, die zwar leiser, aber auch freier und authentischer ist. Ich nenne sie meine Intuition. Meine Kopfstimme ist geprägt von Erwartungen anderer und der Gesellschaft, von meinen erlernten Mustern und Ängsten. Und so fallen dann meine Entscheidungen häufig auch aus – auf irgendjemanden und irgendetwas anderes bedacht und meine eigenen Bedürfnisse außer Acht lassend.

Meine Intuition hingegen entspringt meinem Herzen und somit vollkommen mir. Sie bezieht nichts als meine Bedürfnisse mit ein und ist frei von äußeren Einflüssen.

Unser intuitives Handeln ist nicht intuitiv

Die Schwierigkeit ist, dass diese authentische, intuitive Stimme bei den meisten von uns, und so auch bei mir, so viel leiser ist als die antrainierte, beeinflusste Kopfstimme. Wenn wir nicht um ihre Existenz wissen, nehmen wir sie nicht wahr. Und wenn wir sie kennen, müssen wir auch erst lernen, sie dauerhaft wahrzunehmen und lauter zu stellen. Absurderweise haben wir verlernt, intuitiv zu handeln. Unser vermeintlich intuitives Handeln ist häufig nicht intuitiv, sondern erlernt.

Die Schwierigkeit ist, dass diese authentische, intuitive Stimme bei den meisten von uns, und so auch bei mir, so viel leiser ist als die antrainierte, beeinflusste Kopfstimme. 

Seit einiger Zeit übe ich mich darin, Stück für Stück zu meiner wahren Intuition zurückzukehren. Doch wenn ich mich nicht in jedem Entscheidungsprozess erneut daran erinnere, vergesse oder überhöre ich sie schlichtweg. Es ist so eine Sache mit der Intuition. Sie steckt tief in mir und schickt mir immer wieder Zeichen, was richtig und gut für mich ist, aber es fällt mir leider gar nicht schwer, sie zu ignorieren. Weil ich mehr als zwanzig Jahre meines Lebens nicht um sie wusste, sie deshalb nicht wahrnahm und stattdessen lernte, Entscheidungen mit dem Kopf zu treffen. Und es ist verdammt schwer, dieses Muster zu durchbrechen.

Absurderweise haben wir verlernt, intuitiv zu handeln. Unser vermeintlich intuitives Handeln ist häufig nicht intuitiv, sondern erlernt.

Also habe ich mal wieder eine Entscheidung mit dem Kopf getroffen. Der Nach- oder Vorteil – je nachdem, wie man es sehen möchte – ist, dass ich jetzt zumindest im Nachhinein merke, dass es eine Entscheidung entgegen meiner Intuition war.

Ich merke jetzt, dass die neue Aufgabe nicht mir entspricht. Weil sie mir so viel Energie raubt, die ich gerne für andere Dinge zur Verfügung hätte. Weil sie mir nicht leichtfällt und keine Freude bereitet. Wenn ich mich frei entscheiden kann, welche Aufgaben ich übernehmen möchte und wohin mein Weg gehen soll, dann führt mich meine Intuition immer in Richtung Leichtigkeit und Freude. Und dorthin, wo meine Bedürfnisse erfüllt sind und ich Energie geschenkt bekomme.

Es ist okay

Auch wenn ich es in diesem Lernprozess bisher mal mehr und mal weniger schaffe, meiner Intuition zu folgen, habe ich zumindest etwas Wertvolles erkannt: Dass es von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, welche Aufgaben Energie schenken und welche Energie rauben. Diese Erkenntnis beruhigt und entspannt mich. Denn sie zeigt mir, dass ich nicht komisch oder falsch bin, sondern, dass meine Energiereserven einfach individuell verteilt sind und sich genauso individuell wieder auffüllen lassen.

Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, welche Aufgaben Energie schenken und welche Energie rauben. Diese Erkenntnis beruhigt und entspannt mich.

Es ist okay, dass mir manche Dinge leicht und manche schwerfallen. Es ist okay, dass mich bestimmte Dinge mehr anstrengen als andere Menschen. Und so ist das bei jedem:jeder, auch bei dir. Sich dessen bewusst zu werden, bedeutet, sich einerseits selbst mehr verstehen und akzeptieren und andererseits besser um den eigenen Energiehaushalt kümmern zu können.

In unserem getriebenen Alltag, bestimmt von gesellschaftlichen Konventionen, ist es nicht immer leicht, die eigenen Energiereserven im Blick zu behalten. Auch dafür ist die Intuition ein guter Wegweiser. Sie schickt uns emotionale und manchmal sogar physische Zeichen, damit wir merken, wann es Zeit ist, Energie aufzutanken. Je sensibler unsere Wahrnehmung ist, desto früher können wir dem nachgehen.

In unserem getriebenen Alltag, bestimmt von gesellschaftlichen Konventionen, ist es nicht immer leicht, die eigenen Energiereserven im Blick zu behalten. Auch dafür ist die Intuition ein guter Wegweiser.

Wie wir es schaffen, unsere Wahrnehmung zu sensibilisieren? Indem wir uns im Alltag immer wieder kleine Pausen nehmen (notfalls Erinnerungen im Handy einstellen), in denen wir in uns horchen. Was und wie fühlen wir gerade? Was brauchen wir in diesem Moment?

Dadurch stärken wir die Verbindung zu uns selbst, um unsere Bedürfnisse und innere Stimme auch in anderen Momenten lauter zu hören. Sind wir achtsam mit unserer Energie, kennen wir uns irgendwann so gut, dass wir bereits im Vorhinein wissen, wie wir unsere Energie ideal einteilen können.

Ich bin mir selbst bewusster

Die Weisungen unserer Intuition und unseren Energiehaushalt dann auch gegenüber anderen zu verteidigen, ist allerdings nochmal eine neue Herausforderung. Häufig liegen diesen Weisungen nämlich keine logischen Argumente zugrunde, sondern weder begründbare noch sichtbare Gründe, die von außen schwerer nachvollziehbar sind.

Und weil unsere Energiehaushalte so unterschiedlich funktionieren, ist es für sich dieser Tatsache nicht bewusste Menschen zusätzlich schwer verständlich, warum eine Aufgabe so viel Stress auslöst oder eben erst gar nicht übernommen wird. Das kann zu Konflikten oder zum Ignorieren von Intuition und Energie führen.

Aber auch dazu durfte ich bereits eine Erkenntnis sammeln: Je stärker ich mit meiner Intuition verbunden bin und ihr vertraue, desto selbstbewusster und selbstsicherer bin ich auch, um meine Handlungen und Entscheidungen nach außen hin zu verteidigen. Beziehungsweise schwindet das Gefühl, sie überhaupt verteidigen und mich rechtfertigen zu müssen. Ich bin einfach generell standfester mit dem, was ich tue, und sammle positive Erfahrungen mit meiner Intuition, sodass sich diese Sicherheit wiederum verstärkt.

Je stärker ich mit meiner Intuition verbunden bin und ihr vertraue, desto selbstbewusster und selbstsicherer bin ich auch, um meine Handlungen und Entscheidungen nach außen hin zu verteidigen. 

Dieser gesamte Prozess trägt dazu bei, dass ich mir generell selbst bewusster werde. Ich habe zwar erst im Nachhinein erkannt, dass diese Aufgabe nicht mir entspricht und ich gegen meine Intuition gehandelt habe. Doch auch dieses Learning bringt mich weiter. Und dank meines Bewusstseins kann ich jetzt schauen, wie trotzdem genug Energie reinkommt, damit es mir gut geht.

Headerfoto: Caique Silva via Unsplash. (Kategorie-Button hinzugefügt und Bild gecroppt.) Danke dafür!

LEONIE MACHBERT schreibt Geschichten, seit sie schreiben kann. Sie hat Journalismus studiert und tobt jetzt irgendwo auf den weiten Feldern des freien Journalistendaseins herum. Dort sammelt sie Geschichten zu ihren Herzensthemen Body Positivity, Selbstliebe, Feminismus und den kleinen, zwischenmenschlichen Phänomenen. Sie liebt es, im Café zu sitzen, ihren Laptop alibimäßig vor sich aufzuklappen und dann zwei Stunden lang Leute zu beobachten. Mehr von ihr lest ihr auf ihrer Webseite.

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