Männchen Kolumne #2

Ganz kurz mal zum Thema Girl-Selektion:
Lange warst Du hochgradig abergläubisch.
Du hast Deine zukünftigen Freundinnen oder auch kurzzeitigen Liebesspielpartnerinnen stets nach dem Vornamen ausgesucht.
Pflicht war der erste Buchstabe – J.
Mädchen mit J sind einfach der Bringer.
Nicht nur die Standards wie Julia, Juliane, Jana, Janina, Janine, Jule, Josefine, Jenny.
Auch die exotischeren Zeitgenössinnen – Julika, Jolene, Jamila.

Später selektiertest Du dann nach dem kompletten Namen. Exotisch-sexuelle Nachnamen wie „Scharfe“, „Poppen“ oder „Loch“ wurden stete Begleiter.

Dein Lieblingstyp?
Klein, extrem schlank (bis viel zu dünn), blasse Haut, faustgroße Brüste (Bloß nicht zu groß! Gern auch zu klein!), große Knopfaugen, riesiger Mund, bestenfalls asiatisch oder dunkelhäutig, oder gar eine Mischung aus beidem. Typ schnuckliges Püppchen. Typ elfengleiche Muse. Gerne aber auch mal tättowiert und etwas rabaukig.

Später, als es rapide auf die große 30 zuging, hast Du dann alle Deine guten Vorsätze über Bord geworfen. Warst kein Feinschmecker mehr. Hast genommen, was kommt.
Wenn du konntest.

Dann irgendwann, nach der x-ten verkackten Kurzzeitbeziehung fiel es Dir wie Schuppen von den Augen:
Du musst Dein Suchmuster ändern.
Du suchst Dir immer kleine süße Mädels, Die zu Dir aufschauen.
Und ist der Zauber einmal verflogen, und sie erkennen Dich als das dumme faule Loser-Arschloch, das du wirklich bist, gibt es natürlich Stress. Wenn Du plötzlich nicht mehr ernst genommen wirst, hast Du auch keinen Bock mehr auf harmonische Beziehung.

Andersrum isses aber auch blöd.
Alt und erfahren statt jung und unbedarft?
Sie, die geile sexy Machtfrau, die Dir sagt wo’s lang geht.
Du der knackig-junge Loverboy.
Schön wär’s.

Der einzige Ausweg ist doch: Augenhöhe.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.
Eine Partnerin, die Dir ÄHNELT.
Eine Partnerin, die Deine wichtigsten Eigenschaften teilt:

Deine latente Angedurchtness.
Dein egozentrischer Selbstzerstörungswahn.
50% Weichei, 50% Arschloch.

Wie soll das möglich sein, fragst du Dich?!
Ganz richtig, isses nicht.
Kannste lange suchen.
Aber Suche macht ja Spaß.
Wer suchet, der findet, der Weg ist das Ziel, und in diesem Fall sind der Weg faustgroße Brüste, enge Vaginen, festkrallende Fingernägel und keuchende Blicke.
Du sehnst Dich nach frischer Verliebtheit. Du sehnst Dich nach Frischfleisch.

Und wie und wo findest du die EINE? Die Verdammte?
Sie soll so sein wie Du.
Also, wo hängst Du rum?
Aufer Couch.
In der Badewanne.
Im Bett.
Easy. Sie muss da irgendwo sein.
Also los geht’s, such sie! SUCH!

Du bist doch der Akquise-King.
Der Ladies Man.
Besinne Dich auf Deine Stärken, Mann!
Und leg endlich wieder los.
Wenn Du eins kannst, dann ist es weitersuchen.
Du bist Don Quichote, und Frauen Deine Windmühlen.

I Got A Dick Full Of Blood And A Wide Open Heart To Lean On.

Headerfoto: Mann mit Brille via Shutterstock.com. (Gedankenspiel-Button hinzugefügt.) Danke dafür.

MAX KORN. Der Emanzipationsprozess hat das männliche Geschlecht an den Rand seiner Existenz gedrängt, er weiß nicht mehr, wo und wie er zu verorten ist. Charlotte Roche, Helene Hegemann, Sarah Kuttner: Die neue starke Pop-Literatur scheint höchst weiblich, die Psyche des modernen Mannes wiederum bleibt weiterhin weitestgehend unentdeckt. Max Korn wagt sich nun an diese schier unbewältbare Bestandsaufnahme. Ehrlich, ironisch, selbstsüchtig, zerfleischend, größenwahnsinnig, schamlos, und trotzdem irgendwie allgemeingültig: Selten wurde der moderne junge Mann so von innen nach außen gekehrt.

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