Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, waren wir neulich in Österreich und haben hauptsächlich die kleinen, etwas feineren Städte des Landes unsicher gemacht. Heute steht Linz auf dem Speiseplan. Linz war früher nicht ganz so sexy und galt als staubige Verschmutzerstadt (ih!) wegen seiner Stahlwerke, die – sagen wir mal so – nicht ganz so günstig für die Umwelt waren. Seitdem der Naturschutz verbessert wurde und die Kultur in der Donaustadt floriert, steht einem romantischen Besuch nichts mehr im Wege und wir haben uns das Ganze mal für euch angeschaut. Bevor es los geht: Frühstück in unserer Herberge, dem Hotel am Domplatz. Highlight ist hier ganz klar die Panorama-Sauna im Obergeschoss. #whataview #whataschwitz
Ja okay, der Blick aus unserem Fenster auf den Mariendom ist auch voll okay. Der Dom ist alt und schön und Menschen, die Angst davor haben, in die Hölle zu kommen, dürfen drinnen sicherheitshalber eine Kerze anzünden. Keine Ahnung, was meine Jule nebenbei so treibt, aber sie zündet eine an. Meine Theorie: Jule hat mit dem Papst geschlafen und muss jetzt noch mindestens 99.999 Kerzen anzünden, bis sie in den Himmel kommt und von 69 Jungfrauen gestreichelt wird. Der Dom sieht jedenfalls auch bei Hagel noch ziemlich sexy aus. Da hatte irgendwer Ahnung von Architektur.
Ey, Linz ist gar nicht mal so groß, trotzdem haben die ziemlich hippe Läden. Kleider machen Leute findet ihr in der Herrenstraße 14. Nicht nur ein gutes, goldenes Logo haben die, sondern auch fein säuberlich ausgewählte Klamotten. Schneit es jetzt eigentlich mitten im Mai? Ja? Cool. Echt. Tut Linz aber nicht weh, es ist trotzdem schön.
Wenn wir jetzt (11:30 Uhr) schon wieder Hunger hätten, würden wir eine Bowl im Nom Nom futtern. Da gibt es wirklich gesunde, leckere Happen und Käffchen in allen Variationen. Außerdem hat da ein Grafikdesigner ein optisch höchst ansprechendes Logo gebastelt. Das sind ja immerhin 50% des Erfolgs, nech. Von dem Wetterchen lassen wir uns mal so gar nicht abschrecken und wandern weiter durch die Innenstadt (überall Blumen!) Richtung Technik-/Zukunftsmuseum.
Oha, wir sind da. Das gläserne Ars Electronica Center bietet beste Unterhaltung für Menschen mit Faible für 3D-Druck, Retina-Gedöns, Full-HD 8k Deep Space Visual Animationen, Raumschiffen und Gehirnen – also für alle Nerds und Kinder im Erwachsenenkörper und, äh, Kinder. Ich habe hier die beste Zeit ever und würde gerne noch fünf Trillionen Stunden bleiben, um alles anzufassen, mit allem zu spielen und in den hauseigenen Deep Space zu gehen, aber wir haben gleich noch eine Art Date – und das ist ja auch spitze.
Irgendwann hat jeder Mensch Hunger, so auch wir, also verabreden wir uns im Gelben Krokodil mit Julia Ransmayr, die neulich die künstlerische Leitung des internationalen Theaterfestivals Schäxpir übernommen hat. Nebenbei hängt Julia in der Kunstuni Linz ab und macht was Edles mit Medien, Kunst und Kulturtheorie. Die Frau an sich ist quasi Kunst. Ach wartet mal, bevor es los geht, noch fix ein GIF draußen im OK, dem Offenen Kulturhaus Oberösterreich, aber NUR, weil die einen goldenen Container haben.
Julia, was macht eine Frau wie Du eigentlich in Linz? Was ist hier spannend?
Ich bin tatsächlich in Linz geboren. Ich finde spannend, dass Linz eine Industriestadt war. Das Stahlwerk hier hatte damals mehr Mitarbeiter als Einwohner. Irgendwann hat es sich gewandelt. Weniger Abgase, weniger Umweltverschmutzung und langsam sind wir immer mehr zur Kulturstadt geworden. Eine mutige und ungewöhnliche Entscheidung, dass diese Stadt das probiert hat. Theater wird hier ziemlich groß gehalten. Mittlerweile ist das Musiktheater die modernste Bühne Europas. In Linz existiert ein Mix von sehr vielen ungewöhnlichen Sachen: traditionelle Bühnenkunst und totale Nerds aus engschienigen Richtungen haben hier ihren Platz. Für junge Leute ist das hier durchaus nicht uninteressant. Ich höre oft, dass Österreicher Wien für ein paar Jahre cool finden, dass es aber kulturell schwierig ist, weil man kaum in die spannenden Sachen rein kommt und von der Kunst nicht so gut leben kann.
Gibt es hier etwa noch Geld für Kultur? Können Menschen hier tatsächlich von ihrer Kunst leben?
Ja, schon öfter als in Wien oder Berlin, da geht es ja meistens gar nicht mehr. Wir haben hier einen tollen Standard. Die Politik budgetiert wahnsinnig gut. Dieser Landeshauptmann, den wir zur Zeit haben, macht das super. Du hast hier irrsinnig viel Möglichkeiten für deine Kunst an Geld zu kommen – und kannst die zuständige Person einfach direkt im Büro treffen, weil die Stadt viel kleiner ist.
Ach, für Freunde des Elektronischen: gute Mukke und Cocktailchen gibt es direkt überm Krokodil in der Solaris Bar. Weil es gerade noch ein bisschen früh für Schnaps Galore ist, bleiben wir bei Wasser und ziehen weiter durch die Innenstadt und quatschen.
Julia, wohin gehe ich denn noch so, wenn ich in Linz bin? Gib uns deine heißesten Tipps.
Auf das Salonschiff Fräulein Florentine. Da kannst du im Sommer an Deck in Strandkörben frühstücken und in die Schiffsbauch-Kneipe gehen und einen Quermix erleben. Impro, Lindy Hop, Studenten, Kunst. Parkmäßig empfehle ich die Grünfläche am Schlossberg und den Botanischen Garten. Sobald die ersten Sonnenstrahlen rauskommen, fährt man zum Pleschinger See. Ganz neu ist direkt am Fluss baden. Altuhrfar-West hat jetzt einen wunderschönen Schotterstrand. Das wird ein Hotspot, das wird unsere Copacabana, glaube ich.
Huch, noch so ein hübscher Klamottenladen. Wer Bart Simpson im Programm hat, ist immer unser Freund. Handselektierte Kleinigkeiten findet ihr bei Ohdelally in der Marienstraße 8. Eine Sache wollen wir jetzt aber doch noch von Julia wissen. Aus beruflichen Gründen, natürlich.
Was geht eigentlich so an der Dating-Front in Linz?
Es ist schon erstaunlich, dass sehr viele Menschen nie aus Linz weggezogen sind, hier feste Beziehungen haben und ansässig werden. Tinder gibt es hier schon, aber angeblich sind irre wenig Leute angemeldet und man bekommt aus Versehen seinen Cousin vorgeschlagen oder Leute, mit denen man schon was hatte. Dating-Apps sind hier kein großes Thema. Viele meinen sogar, dass es beim Fortgehen oder auf der Uni deutlich einfacher ist, jemanden kennenzulernen als mit so einer App. Ich hab das mit den Apps alles verpasst, ich bin doch kein Single.
Julia spricht ganz aufgeregt von Eis. Eis in schwarzer Tüte und dann auch noch vegan. Irre. When in Linz and craving sweets, please check out the local Eisdieler. Die haben hier vermutlich besseren Stoff als im Berghain. Freuen uns diesbezüglich über Rückmeldungen.
Zu guter letzt verschlägt es uns in die größte und geilste Outdoor-Gallery der westlichen Hemisphäre. Mural Harbor bietet uns Graffiti und Contemporary Muralism direkt am Wasser beim Handelshafen. Wir treffen Initiator Leonhard Gruber und winken ihm aus Julias rotem Flitzer zu. Freunde von ihm hatten sich damals ein Office aus 12 Schiffscontainern am Wasser gebaut: Boxxoffice. Dort ist er selbst eingezogen, als er noch Dinge mit Snowboards und Skateboards gemacht hat. Nachdem Leonhard beim Arbeiten einige Jahre auf das große Grau gegenüber starrte, kam ihm die Idee, den Hafen von Künstlern verschönern zu lassen. Wir sagen Danke für die wundervollen Werke von z.B. Aryz, Stohead und Loomit. Das sind so richtig doll bekannte Street-Artists. Boom! Leonhard setzt sich dafür ein, dass Schüler bei ihm arbeiten und lernen können und empfiehlt uns zum Abschluss noch das Bubble Dayz Festival, welches jährlich auf dem Gelände stattfindet. Richtig Bock wiederzukommen. Ist ja auch bald soweit. Party!
Hach, Linz, Danke dir. Du hast für deine angenehme Größe echt viel zu bieten und bist auch bei richtigem Mistwetter sehr erträglich. Wir kommen dann wieder mit Sonne im Haar und Glitzertattoos am Oberarm, um deinen am heutigen Tag vernebelten Pöstlingberg zu besteigen. Und um deinen Schnaps zu trinken. Davon hatten wir heute viel zu wenig. See you soon, du alter Racker!
WERBUNG // Weil auch wir schon immer mal ins Zukunftsmuseum wollten, hat Linz uns einfach eingeladen. Sponsor sei Dank!